Vatertag
"Kinder und Partnerinnen brauchen keine Superdads"

Die Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit ist in österreichischen Familien nach wie vor sehr ungleich. | Foto: Pixabay/MabelAmber
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  • Die Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit ist in österreichischen Familien nach wie vor sehr ungleich.
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Sorge- und Erwerbsarbeit wird in den meisten österreichischen Familien nach wie vor ungleich verteilt und folgt festgefahrenen Rollenbildern: Während Väter nach der Geburt ihres Kindes tendenziell weiter Arbeiten gehen, bleiben Mütter meist zu Hause und kümmern sich um die Kinderbetreuung sowie den ganzen Rest der Familienarbeit. Anlässlich des Vatertags am 12. Juni will der Verein "Papainfo" dabei helfen, verfestigte Strukturen und Denkmuster aufzubrechen und so zu Gleichberechtigung sowie einer gleichen Aufteilung von Care-Arbeit beitragen.

ÖSTERREICH. Väter, die mit Kinderwägen unterwegs sind, Wäsche waschen, die Windeln wechseln oder die Haare flechten – laut dem Verein Papainfo ein noch viel zu seltenes Bild im österreichischen Familien-Alltag. Bei "neuen Vätern" könne man zwar durchwegs Veränderungen der Vaterrolle und damit einhergehend ein Aufbrechen traditioneller Rollenbilder erkennen, allerdings liege noch ein weiter Weg vor uns, betont der Verein für Väter. Kaum Männer würden die Väterkarenz beanspruchen und nach wie vor trage die Politik dazu bei, dass Familienarbeit die Aufgabe der Frau bleibt.

Neue Rollenaufteilung erlernen

Laut einer aktuellen Studie der Arbeiterkammer findet bei 8 von 10 Elternpaaren keine Väterbeteiligung nach der Familiengründung statt – der Mann geht hier weder in Karenz noch bezieht er Kinderbetreuungsgeld. Von den wenigen Vätern, die in Karenz gehen, bleibt nur ein Prozent länger als sechs Monate.

Neben schlechteren Rahmenbedingungen für Väter habe dies vor allem mit gesellschaftlich verfestigten Rollenbildern zu tun, erklärt Hubert Steger, Obmann von Papainfo und Psychologe in der Männerberatung Wien: "Wenn etwas Neues in unserem Leben passiert, greifen wir auf Erlerntes zurück. So ist es auch, wenn Kinder in eine Partnerschaft kommen. Viele Männer sind in traditionellen Familienstrukturen aufgewachsen und müssen mit einer anderen Rollenaufteilung erst zurechtkommen und diese erlernen."

Frauen übernehmen unbezahlte Care-Arbeit

Die spärlich genutzte Väterkarenz sei aber nur ein Symptom. Das eigentliche Problem liege viel tiefer – so zum Beispiel in den weiterhin großen Einkommensunterschieden zwischen Frauen und Männern. Der Gender-Pay-Gap lag in Österreich 2020 mit 18,9 Prozent deutlich über dem EU-Durchschnitt von 13 Prozent.

Zur ungleichen Entlohnung komme noch die unbezahlte Care-Arbeit, die vor allem Frauen übernehmen – dazu gehören Tätigkeiten wie Hausarbeit, Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen. Laut dem EU-Care-Atlas leisten Frauen täglich doppelt so viel Care-Arbeit wie Männer.

Vor allem gesellschaftlich verfestigte Rollenbildern tragen zu der ungleichen Verteilung zwischen Männern und Frauen bei. | Foto: Unsplash/Sandy Millar
  • Vor allem gesellschaftlich verfestigte Rollenbildern tragen zu der ungleichen Verteilung zwischen Männern und Frauen bei.
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"Brauchen keine Superdads"

Der Verein für Väter nutzt den Vatertag, um auf die ungleiche Care- und Erwerbsarbeit in jungen Familien hinzuweisen: "Männer fühlen sich noch immer weniger für die Familienarbeit zuständig wie Frauen", sagt Dieter Breitwieser-Ebster, Vorstandsmitglied bei Papainfo. Laut dem Sozialarbeiter bräuchte es mehr männliche Vorbilder sowie eine Veränderung der Denkmuster, damit künftig mehr Väter die Familienarbeit als eine aktive Aufgabe an- und ernst nehmen.

Bis zur Gleichberechtigung und gleicher Aufteilung von Care-Arbeit sei es jedenfalls noch ein sehr weiter Weg. "An Tagen wie dem Vatertag wird viel Heldenlametta vergeben. Dabei brauchen Kinder, Partnerinnen und Familien keine Superdads, sondern ganz einfach Väter, die ihre Aufgaben erfüllen und partnerschaftlich Verantwortung übernehmen", betont Breitwieser-Ebster.

Programme für gleichberechtigte Elternschaft

Mit unterschiedlichen Programmen wie Webinaren versucht der Verein Papainfo zu einer gleichberechtigten Elternschaft beizutragen, in der Väter mehr als eine sekundäre Rolle einnehmen. Die Angebote von Papainfo sind aber nicht nur Männern vorbehalten. Speziell das Programm "Yes, WE care!" soll neben Vätern auch Paaren zugutekommen:

"Viele Paare haben im Alltag wenig Zeit, sich mit dem Thema der gleichberechtigten Elternschaft auseinanderzusetzen. Papainfo bietet Paaren Raum, bewusst an ihren Vorstellungen zu gelebter Gleichberechtigung zu arbeiten." Daniela Wittinger, Coach und Karriereberaterin bei Uniport, dem Karriereservice der Universität Wien

Im Mittelpunkt des Programms stehen der Austausch mit anderen Paaren, Perspektivenwechsel und nützliche Life-Hacks für die Elternschaft als Paar. "Jeder Papa, der sich mehr in die Care-Arbeit einbringt, übernimmt auch ein kleines Stück gesellschaftlicher Verantwortung“, ist Breitwieser-Ebster überzeugt. 

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