Krampus am 5. Dezember
Warum die furchterregende Tradition weiterlebt

Von Anfang Dezember bis Dreikönig prägen zahlreiche Bräuche das Bild der dunklen Jahreszeit – jeder mit eigener Geschichte, eigener Rolle und regionaler Bedeutung. | Foto: Stock Adobe/Manfred Herrmann ©
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  • Von Anfang Dezember bis Dreikönig prägen zahlreiche Bräuche das Bild der dunklen Jahreszeit – jeder mit eigener Geschichte, eigener Rolle und regionaler Bedeutung.
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Wenn in Österreich die Adventszeit beginnt, erwacht eine der ältesten und eindrucksvollsten Traditionen des Landes: der Krampus. Mit Fell, Hörnern, Ketten und furchteinflößenden Masken begleitet er den heiligen Nikolaus und bestraft die ungezogenen Kinder.

ÖSTERREICH. Für viele ist der Krampus nicht nur eine Figur, sondern ein Symbol für den Wechsel der Jahreszeiten, für alte Geschichten und für das Zusammenkommen im Dorf, wenn die Nächte länger werden. Doch der Krampus ist nur der bekannteste unter vielen Wintergestalten, die in ganz Österreich lebendig geblieben sind. Von Anfang Dezember bis Dreikönig prägen zahlreiche Bräuche das Bild der dunklen Jahreszeit – jeder mit eigener Geschichte, eigener Rolle und regionaler Bedeutung.  

Der Ursprung des Krampus reicht bis ins Mittelalter zurück: Er kombiniert heidnische Wintergestalten mit christlicher Symbolik. In den alten Traditionen des Alpenraums standen wilde Maskenfiguren für den Winter selbst – für das Dunkle, Bedrohliche und Unberechenbare der Natur. Diese Kräfte, so glaubten die Menschen, mussten mit Lärm, furchteinflößenden Kostümen, Glocken und rituellen Handlungen gebannt oder vertrieben werden.

So wurde der Krampus zum finsteren Gegenpol des heiligen Nikolaus. | Foto: Anna Maria Kaufmann
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Mit der Christianisierung wurden diese heidnischen Bräuche nicht verdrängt, sondern in den religiösen Jahresablauf übernommen. Aus den wilden Wintergeistern wurden Figuren, die nun an der Seite des heiligen Nikolaus auftraten. Der Krampus erhielt dadurch eine neue Rolle: Er wurde zum finsteren Gegenpol des Heiligen, zu jenem, der die moralische Grenze markiert. Während der Nikolaus Güte, Großzügigkeit und göttlichen Schutz verkörpert, übernimmt der Krampus das Bestrafende, das Raue, das Mahnende. 

Furcht nicht als Erziehungsmittel

Im Laufe der Jahrhunderte bekam dieses Zusammenspiel eine immer stärkere pädagogische Färbung: Nikolaus und Krampus traten nicht mehr nur als Sinnbilder für Gut und Böse auf, sondern als Duo, das Kindern Orientierung geben sollte. Lange Zeit wanderten sie gemeinsam von Haus zu Haus. Damit wollte man zeigen, dass das Gute am Ende immer über das Dunkle siegt, weil der Krampus letztlich dem Heiligen folgt.

Die Angst vorm Krampus betrifft meist eher jüngere Kinder.  | Foto: Eva-Maria Nagl
  • Die Angst vorm Krampus betrifft meist eher jüngere Kinder.
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In vielen Regionen rückte die Schreckgestalt immer stärker in den Fokus und wurde als Werkzeug genutzt, um Angst zu erzeugen oder unerwünschtes Verhalten zu bestrafen. Daher gilt es, den Brauch bewusst und kindgerecht zu gestalten. Eltern sollten sich genau überlegen, ob und in welcher Form der Krampus Teil des Nikolausbesuchs sein soll. Ein achtsamer Umgang mit dem Ritual sorgt dafür, dass die Tradition lebendig bleibt, ohne Kinder zu überfordern und der ursprüngliche Gedanke, das Gute an der Seite des Dunklen sichtbar zu machen, erhalten bleibt.

Winterbräuche in den Regionen

Neben dem Krampus kennt Österreich eine Vielzahl weiterer Wintertraditionen, die ebenfalls den Winter austreiben sollen, Schutz und Glück bringen oder die Gemeinschaft stärken. Dazu zählen etwa die eindrucksvollen Glöcklerläufe im Salzkammergut, die Schön- und Schiachperchten in Salzburg oder das alte Ausrauka-Räuchern im niederösterreichischen Mostviertel, bei dem mit Weihrauch und Weihwasser böse Geister vertrieben werden.

Im Raurisertal ziehen die markanten Schnabelperchten von Haus zu Haus und prüfen symbolisch die Sauberkeit der Stuben, während in Tirol das Anklöpfeln – ein UNESCO-ausgezeichneter Orakelbrauch – eine zentrale Rolle spielt. In der Steiermark wiederum erinnern Barbarafeiern und Krampusspiele daran, wie eng Bergbaugeschichte und Winterrituale miteinander verwoben sind. Jede Region interpretiert die dunkle Jahreszeit auf ihre eigene Weise und trägt damit zur Vielfalt des österreichischen Brauchtums bei.

Wilde Perchten und andere Winterbräuche

Lebendige Tradition

Warum aber feiern die Österreicher den Krampus noch heute? Weil er weit mehr ist als eine Schreckfigur aus alten Zeiten. Der Krampus ist ein Stück lebendige Geschichte, ein Symbol für regionale Identität und ein soziales Ereignis, das Menschen zusammenbringt. Hinter jedem Umzug steckt Wochen oder Monate lange Vorbereitung: das Schnitzen der Holzmasken, das Nähen der schweren Kostüme, das Einstudieren der Läufe und die Weitergabe des Wissens von Generation zu Generation.

Für viele junge Menschen ist der erste Auftritt im Krampusverein ein Moment besonderer Bedeutung. Die Läufe selbst sind für viele Orte ein wichtiges Ereignis, das Touristinnen und Touristen anzieht, aber vor allem eines bleibt: ein Fest für die Menschen vor Ort.

Der ist ein Begleiter durch den Winter und ein Zeichen dafür, dass man das Unheimliche nicht fürchten muss, solange man ihm gemeinsam begegnet. | Foto: Johannes Ulrich
  • Der ist ein Begleiter durch den Winter und ein Zeichen dafür, dass man das Unheimliche nicht fürchten muss, solange man ihm gemeinsam begegnet.
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Der Krampus hält alte Mythen lebendig, stellt das Dunkle der Jahreszeit dar und zeigt gleichzeitig, wie stark das Bedürfnis nach Ritualen und Gemeinschaft bis heute ist. Er ist ein Begleiter durch den Winter und ein Zeichen dafür, dass man das Unheimliche nicht fürchten muss, solange man ihm gemeinsam begegnet.

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