336.000 Personen
Anzahl der Menschen in absoluter Armutslage gestiegen

Die soziale Lage in Österreich hat sich durch multiple Krisen verschärft. Die Anzahl der Menschen in absoluter Armutslage ist gestiegen | Foto: bs
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  • Die soziale Lage in Österreich hat sich durch multiple Krisen verschärft. Die Anzahl der Menschen in absoluter Armutslage ist gestiegen
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In einer aktuellen Erhebung von Statistik Austria zeigt sich, dass die Zahl der Menschen in absoluter Armutslage angestiegen ist. 2023 gaben 336.000 Personen an, sich den EU-definierten Mindestlebensstandard nicht leisten zu können. Besonders betroffen waren Kinder und Jugendliche, von denen mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr von absoluter Armut betroffen waren. „Insbesondere die hohe Inflation hat die Situation von armutsbetroffenen Menschen verschärft“, reagierte Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) auf die Erhebung.

ÖSTERREICH. „In Österreich waren im Jahr 2023 3,7 Prozent der Bevölkerung bzw. 336 000 Personen erheblich materiell und sozial benachteiligt. Kinder und Jugendliche waren von absoluten Armutslagen wesentlich häufiger betroffen als Ältere. Bei den unter 18-Jährigen lag der Anteil der erheblich materiell und sozial Benachteiligten bei 5,3 Prozent – bei älteren Personen ab 65 Jahren hingegen bei 1,9 Prozent“, erklärte Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Donnerstag in einer Mitteilung.

Als erheblich materiell und sozial benachteiligt gilt, wer sich laut eigener Angabe mindestens sieben von 13 EU-definierten Merkmalen und Aktivitäten des täglichen Lebens nicht leisten kann (absolutes Armutsmaß). Diese reichen von unerwarteten Ausgaben in der Höhe von 1.370 Euro über einen Urlaub pro Jahr bis hin zu einer angemessenen warmen Wohnung. 

Senioren seltener betroffen als Kinder

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der von absoluter Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen in Österreich mehr als verdoppelt. Im Jahr 2023 waren 88.000 Personen unter 18 Jahren von absoluten Armutslagen betroffen, während es im Jahr zuvor nur 36.000 waren.

Diese alarmierende Zunahme bedeutet, dass Kinder und Jugendliche mit einer Quote von 5,3 Prozent im Verhältnis zu ihrer Altersgruppe deutlich häufiger erhebliche materielle und soziale Benachteiligungen erfuhren. Im Gegensatz dazu lag die Quote bei Personen ab 65 Jahren bei 1,9 Prozent, was bedeutet, dass sie seltener von solchen Armutslagen betroffen waren. Besonders betroffen waren auch Einelternaushalte. 

In den kommenden Jahren müssen wir strukturelle Reformen angehen, die Armut in Österreich verhindern, sagt Sozialminister Rauch. | Foto: APA Picturedesk
  • In den kommenden Jahren müssen wir strukturelle Reformen angehen, die Armut in Österreich verhindern, sagt Sozialminister Rauch.
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Rauch für grundlegende Reformen

Sozialminister Johannes Rauch sieht sich durch aktuelle Zahlen in der Notwendigkeit bestätigt, grundlegende Reformen anzugehen. Die Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Mieten und Energie hätten die Situation von Menschen in Armut verschärft. Rauch betont, dass das Paket gegen Kinderarmut, das Mitte 2023 eingeführt wurde, genau zum richtigen Zeitpunkt kam. Mit einer monatlichen Unterstützung von 60 Euro pro Kind konnten armutsgefährdeten Familien viele Sorgen abgenommen werden.

Um Armut langfristig wirksam zu bekämpfen, sind nach Rauchs Ansicht nun strukturelle Maßnahmen erforderlich. Er macht die unter der vorherigen Regierung eingeführte Sozialhilfe für einen wesentlichen Anteil an der prekären Lage vieler Menschen verantwortlich, die nicht genug Geld für Miete, Heizung oder Lebensmittel haben. Rauch betont, dass dies für ein Land wie Österreich beschämend sei. Seiner Meinung nach ist es unerlässlich, eine Mindestsicherung neu zu gestalten, die ihrem Namen wirklich gerecht wird. Dies betrachtet er als eine der wichtigsten Aufgaben für die nächsten Jahre.

Raab: Höchste Familienleistung

Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) verwies wiederum auf die im EU-Vergleich höchsten Familienleistung hin. "Ein besonders zentraler Punkt ist die Erhöhung der Familienleistungen, durch die ein Großteil der seit 2021 erfolgten Teuerung abgefedert werden konnte: während die Teuerung im Schnitt rund 17 % betrug, sind die Unterstützungsleistungen, die Familien in Österreich erhalten, um bis zu 30 % gestiegen", hieß es aus dem Familienministerium.

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