Gegen Schulschließungen
Faßmann verteidigt Reintesten in Präsenzunterricht
Ab Montag öffnen die Schulen wieder in Wien und Niederösterreich. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) verteidigt das Reintesten in den Präsenzunterricht und spricht von einem "Riesenprojekt". Es brauche daher auch "Toleranz, wenn es nicht beim erstem Mal reibungslos funktioniert".
ÖSTERREICH. Großes Thema in der ORF-Pressestunde waren die wöchentlichen Tests für Schüler. Man werde nicht die Tore öffnen und sagen "kommt herein, wir tun so, als ob nichts wäre", erklärte Faßmann den Ablauf. Stattdessen habe man ein Testsystem erarbeitet, das seinesgleichen suche. Alle Schüler werden zweimal pro Woche mit sogenannten "Nasenbohr-Selbsttests" auf das Coronavirus getestet. Kritik an der Genauigkeit der "Nasenbohrer"-Tests und der Vorgabe, nur getestete Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen zu lassen, konterte der Minister damit, dass es ohne das Testen keine Öffnung geben könne. Bei einer Inzidenz von 100 sei ein Präsenzunterricht unter dem Gesichtspunkt des Gesundheitsschutzes nicht anders möglich.
Gegen automatische Schulschließungen
Er spricht sich aber gegen eine generelle Schließung der Schulen aus, sollte eine hohe Sieben-Tages-Inzidenz in der betroffenen Region vorliegen. Hier müsse jeder Einzelfall beurteilt und die Quelle der hohen Inzidenz berücksichtigt werden, sagte Faßmann. So sei etwa im Falle von Tamsweg (Inzidenz von 340) mit den Salzburger Behörden zu klären, ob der für 15. Februar geplante Präsenz-Schulstart möglich ist. Ob die Schulen in Tirol aufgrund des Risikos durch die südafrikanische Virusmutation geschlossen bleiben sollen, wollte Faßmann nicht kommentieren. Er gibt jedoch zu Bedenken, dass die einwöchigen Semesterferien mehr Beobachtungszeit bieten.
Angesichts von Berichten aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie und aus der Bildungspsychologie, die auf deutlich negative Auswirkungen der Schulabsenz hinweisen, sowie vielfach stark belasteter Eltern, sei die Rückkehr „dringend notwendig“. „Ich bin froh, dass wir wieder Schule haben“, wie Faßmann dazu in der Pressesstunde sagte.
Änderung bei den Maskenregeln
Die unterschiedlichen Test- und Maskenvorgaben für Schüler und Lehrer werde man überarbeiten, kündigte der Bildungsminister an. Derzeit müssen Lehrer nur einmal pro Woche am Berufsgruppentest teilnehmen, Volksschüler allerdings zwei Mal die Selbsttests durchführen. Außerdem können Lehrer, die den Test verweigern, mit FFP2-Maske unterrichten, während Schüler ohne Test nicht in die Schule kommen dürfen und Schüler über 14 auch dann eine FFP2-Maske tragen müssen, wenn sie getestet sind. "Wir dürfen hier nicht mit zweierlei Maß messen", betonte Faßmann.
Testen auch für Studierende
Der Ressortchef stellte auch Testungen für Studierenden in Aussicht, die seit einem Jahr weitgehend nur in Fernlehre lernen. So könne man Blocklehrveranstaltungen oder kleinere Lehrveranstaltungen wieder besuchen. Bei Bedarf würde es für die Unis hier auch finanzielle Unterstützung für die Hochschulen geben. Abhängig von den Zahlen zur Prüfungsaktivität kann sich der Minister auch vorstellen, den Studenten noch einmal ein "neutrales Semester" zu ermöglichen, damit diese im Falle von pandemiebedingten Studienzeitverzögerungen nicht um die Studienbeihilfe oder andere Beihilfen umfallen.
Plagiatssoftware soll Pflicht werden
In der Diskussion rund um Plagiate sollen künftig Unis akademische Abschlussarbeiten verpflichtend mit Plagiatssoftware prüfen. Eine Studie soll auch zeigen, wie verbreitet Plagiate an den heimischen Hochschulen derzeit sind. Er plädierte für mehr Qualität bei den wissenschaftlichen Publikationen anstatt auf die Anzahl von Arbeiten zu achten. In den Fokus war das Thema zuletzt geraten, weil Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) wegen Plagiatsvorwürfen zurücktreten musste. Änderungen werden auch bei der Novelle des Universitätsgesetzes (UG) vorgenommen, die etwa die umstrittene Einführung einer Mindeststudienleistung von 24 ECTS in den ersten beiden Semestern und andernfalls eine zehnjährige Sperre für das jeweilige Fach an der betreffenden Uni vorsieht. Nach den kritischen Beurteilungen im Begutachtungsverfahren werde man darauf reagieren, versicherte der Wissenschaftsminister.
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