Weltblutspendertag
Homosexuelle Männer immer noch diskriminiert
Jeden Tag werden in Österreich fast 1000 Blutkonserven gebraucht. Doch beim Roten Kreuz sind die Lagerstände niedrig. Deswegen wird jetzt zum Blutspenden aufgerufen. Doch rund 5,5% der Männer und alle Transpersonen sind aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität effektiv ausgeschlossen.
ÖSTERREICH. Heute am Weltblutspendertag bittet das Rote Kreuz verstärkt um Unterstützung aus der Bevölkerung. Der Bedarf an Blutspenden ist hoch, denn viele Spitäler holen derzeit Operationen nach, die aufgrund der Pandemie aufgeschoben werden mussten. Alle 90 Sekunden wird in Österreich eine Blutkonserve benötigt, aber nicht alle dürfen Blut spenden.
Blut ist Mangelware
Da Blut nicht künstlich hergestellt werden kann, ist die Versorgung in Österreich von Blutspenden abhängig. Derzeit spenden jedoch nur etwa drei Prozent der spendefähigen Bevölkerung in Österreich Blut. „Bitte kommen Sie Blutspenden, damit wir Patientinnen und Patienten auch im Sommer weiter gut versorgen können“, sagt Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer. „Blutspenden rettet Leben. Danke an alle Blutspenderinnen und Blutspender für ihre Unterstützung“, sagt der Rotkreuz-Präsident weiter, der dazu aufruft an den Blutspendeaktionen teilzunehmen. Doch nicht alle dürfen das auch.
Böses Blut?
Wer nicht Blut spenden darf, sind Männer, die in den letzten vier Monaten Sex mit Männern hatten, sowie Transpersonen. Das HIV Risiko sei bei Ersteren zu hoch. Derzeit gilt: Als Mann muss man dem letzten Mal Sex mit einem anderen Mann vier Monate vor der Blutspende warten. Letztes Jahr waren es noch zwölf. Bundesminister. Für die Opposition ist das kein Fortschritt.
„Wir haben immer schon gesagt, dass die Verkürzung der Wartezeit eine Scheingeschichte ist. Es ist immer noch eine Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung und nicht sachliche Rechtfertigung.“, so Yannik Shetty, LGBTIQ Sprecher der NEOS. Einen entsprechenden Antrag lehnten die Regierungsparteien dieses Jahr im Parlament ab.
„Fahrlässig und wissenschaftlich absurd"
"Jedes monogame, schwule Pärchen bleibt damit weiter von der Möglichkeit zur Blutspende ausgeschlossen, jede Transperson sowieso. Gerade jetzt braucht das Rote Kreuz dringender denn je Spender*innen. Es ist daher fahrlässig und wissenschaftlich absurd, Menschen weiter wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität generell auszuschließen!", meint auch Mario Lindner, Sprecher für LGBTIQ der SPÖ. Deshalb sollte man die Blutspende an das individuelle Risikoverhalten statt an die Sexualität knüpfen, meint auch Yannik Shetty.
Das Rote Kreuz sieht das anders und meint dazu: "Es werden prinzipiell Personen von einer Blutspende ausgeschlossen, bei denen man davon ausgehen muss, dass das Blut zumindest statistisch gesehen mit einem höheren Risiko für die Übertragung von Infektionskrankheiten belastet ist. Um das hohe Maß an Sicherheit der Blutprodukte gewährleisten zu können, muss man immer die Entscheidung für eine Risikogruppe treffen und nicht Einzelentscheidungen."
Kritik am Gesundheitsministerium
Kritik am Gesundheitsminister Mückstein gibt es von Seiten der SPÖ. "Der Gesundheitsminister hätte seit dem ersten Tag im Amt die Möglichkeit, endlich den Forderungen von Zivilgesellschaft und Expert*innen zu folgen, und Diskriminierung beim Blutspenden generell zu verbieten. Genau das fordern wir von ihm.", so Lindner. Laut Yannik Shetty gäbe es seitens des Gesundheitsministeriums jedoch das Vorhaben, die Wartefrist noch dieses Jahr gänzlich aufzuheben.
Wolfgang Mückstein scheint das zu unterstützen und sagt diesbezüglich:„Wie auch schon als Arzt, setze ich mich in meiner Rolle als Minister für die Gleichstellung aller Menschen bei der Blutspende ein. Niemand darf mehr aufgrund seiner Identität oder sexuellen Orientierung diskriminiert werden." Ob und wann dieses Vorhaben umgesetzt wird, bleibt abzuwarten.
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