Wildschäden
Klimawandel und Borkenkäfer setzen Österreichs Wälder zu

- Angesichts zukünftiger Klimabedingungen will die Bundesregierung auf mehr Mischbestände mit geeigneten Baumarten setzen.
- Foto: oebf/Frank Helmrich
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Die österreichischen Wälder stehen unter enormem Druck: Bei rund 40 Prozent der Waldflächen wurden 2024 Wildschäden dokumentiert. Diese alarmierenden Zahlen präsentierte Forstwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) bei einer Pressekonferenz zum Waldzustand 2025, bei der er gemeinsam mit der steirischen Landesrätin Simone Schmiedtbauer und dem Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald, Peter Mayer, die Herausforderungen und Lösungsansätze für die österreichische Forstwirtschaft aufzeigte.
ÖSTERREICH. Österreich zählt mit einer Waldfläche von 48 Prozent zu den waldreichsten Ländern Europas und beschäftigt über 300.000 Menschen in der Forstwirtschaft. Doch der Klimawandel stellt dieses wertvolle Ökosystem vor beispiellose Herausforderungen. "Das ist sicher die größte Herausforderung, die wir aktuell im Wald haben", betonte Minister Totschnig.
Längere Trockenperioden, der verstärkte Befall durch Borkenkäfer und Extremwetterereignisse setzen den österreichischen Wäldern massiv zu. Besonders dramatisch zeigt sich die Situation in Regionen wie Osttirol, wo Borkenkäfer freies Spiel haben, "wo das früher nicht denkbar war", wie Forscher Peter Mayer erläuterte. Die steigenden Temperaturen und anhaltende Trockenheit schaffen optimale Bedingungen für Schädlinge und schwächen gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der Bäume.

- Forstminister Totschnig, Landesrätin für Land- und Forstwirtschaft Schmiedtbauer und der Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald, Mayer, gaben einen Überblick über den Zustand des Waldes in Österreich.
- Foto: BMLUK/Hemerka
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Wildschäden verschärfen die Problematik
Neben dem Klimawandel stellen Wildschäden die zweite große Herausforderung dar. Der erweiterte Wildschadensbericht 2024 zeigt: 40 Prozent der verjüngungsnotwendigen Waldflächen weisen Wildschäden auf - ein Anstieg von drei Prozent gegenüber der Inventurperiode 2007 bis 2009. "Es muss weiter sehr entschlossen an der Verringerung der Wildschäden in Österreichs Wäldern gearbeitet werden", forderte Totschnig. Hoffnung gibt das aktuelle Wild-Einfluss-Monitoring der Jahre 2022 bis 2024: 39 Bezirke zeigen einen Rückgang des Wildeinflusses auf die Waldverjüngung. Sechs Bundesländer, darunter die Steiermark, haben bereits ihre Jagdgesetze angepasst.
Steiermark als digitaler Vorreiter
Die Steiermark setzt mit der "dynamischen Waldtypisierung" neue Maßstäbe. "Wir haben digitale Karten angelegt und können die Standortbestimmung für jeden einzelnen Hektar Wald in der Steiermark ganz präzise erfassen", erklärte Landesrätin Schmiedtbauer. Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer erhalten damit eine wissenschaftliche Grundlage, welche Baumarten künftig an welchem Standort die besten Überlebenschancen haben.
"Klimafitte Wälder entstehen nicht durch Verordnungen, sondern sie entstehen nur durch die Arbeit des Menschen", betonte die Landesrätin die zentrale Rolle der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer.
Lösungsstrategien für die Waldverjüngung
Die Antwort auf die Herausforderungen liegt in der aktiven und nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Der Trend geht eindeutig zu Mischwäldern mit mehr Laubbäumen. "Der bunte Wald ist ein Zukunftsmodell", erklärte Forscher Mayer und verglich die Baumartenvielfalt mit einem "Aktienportfolio" zur Risikostreuung.

- Es treten vermehrt klimabedingte Schadereignisse wie längere Trockenperioden, vermehrter Borkenkäferbefall, oder Extremwetterereignisse wie Stürme und Schnee auf.
- Foto: HenrikL/PantherMedia
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Bereits jetzt zeigen sich erste Erfolge: Der Nadelholzanteil sank um acht Prozent, während der Laubholzanteil um elf Prozent zunahm. Reine Nadelholzwälder machen nur noch knapp unter 50 Prozent aus. Über den Waldfonds wurden bereits 26,3 Millionen klimafitte Forstpflanzen gefördert. "Von den Maßnahmen, die wir heute treffen, wird der Wald in den nächsten Jahrzehnten profitieren", ist sich Totschnig sicher. Die Experten sind sich einig: Nur durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten - von der Politik über die Forschung bis hin zu Waldbesitzern, Jägerinnen und Jägern sowie dem Tourismus - kann der österreichische Wald erfolgreich für die nächsten 100 Jahre aufgestellt werden.
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