Gleichstellungsindex
Nur 9 Prozent der Bürgermeister in Österreich weiblich

Vizepräsidentinnen des Österreichischen Gemeindebundes Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher und Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner | Foto: Gemeindebund
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  • Vizepräsidentinnen des Österreichischen Gemeindebundes Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher und Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner
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In einer Erhebung von Daten von allen 2.095 Städten und Gemeinden Österreichs sowie den 23 Wiener Gemeindebezirken hat das Institut SORA (Institute for Social Research) für den Österreichischen Städtebund den Anteil der Frauen an der Spitze der Kommunalverwaltungen (Bürgermeisterin, Stellvertreterin), sowie den Anteil der Gemeinderätinnen ermittelt. Fazit: An der Spitze der Stadt- und Gemeindepolitik stehen noch immer fast nur Männer.

ÖSTERREICH. Wie viele Männer sind in Österreichs Politik vertreten? Wie hoch ist der Frauenanteil? Eine Studie gibt spannende Details preis. Die Zahlen wurden im Rahmen einer großen laufenden Datenerhebung, dem sogenannten „Gleichstellungsindex“ erhoben und bewertet. Erstmals wurde auch flächendeckend der Anteil von Frauen in den Gemeinderäten erhoben und auf Bundesländer-Ebene miteinander verglichen.

Die Ergebnisse des Gleichstellungsindex

  • Österreichweit  gibt es 91 Prozent Bürgermeister und nur 9 Prozent Bürgermeisterinnen.
  • Die Stellvertretung ist zu 19 Prozent eine Vizebürgermeisterin und zu 81 Prozent ein Vizebürgermeister, zu 72 Prozent ist die Doppelspitze männlich.
  • Heruntergebrochen auf die Bundesländer zeigt sich, dass die männliche Doppelspitze am häufigsten in Tirol ist (85 Prozent) und am seltensten in Wien, wobei in Wien die Bezirksvertretungen herangezogen wurden, um eine Vergleichbarkeit herzustellen.
  • Die Zusammensetzung der einzelnen Gemeinde- und Bezirksvertretungen (Wien) zeigt ein ähnliches Bild: hier liegt insgesamt der Frauenanteil bei durchschnittlich 24 Prozent gegenüber 76 Prozent Männern im Gemeinderat. In insgesamt 40 österreichischen Gemeinden ist keine einzige Frau vertreten.
  • Je größer die Gemeinde, desto höher ist auch der Frauenanteil: Während in Wien der Anteil der Frauen in den Bezirksvertretungen bei 48 Prozent liegt, liegt der Frauenanteil in Gemeinden mit über 200.000 EinwohnerInnen bei 45 Prozent und bei Gemeinden zwischen 500 und 1000 EinwohnerInnen bei nur 20 Prozent.
Frauen in Gemeinderäten? Fehlanzeige! | Foto: SORA

Wien, Niederösterreich, Steiermark bei Gemeinderätinnen vorne

Zieht man den jeweiligen Gemeinde-Mittelwert pro Bundesland heran, so liegt Wien mit 48 Prozent Frauenanteil in den Bezirksvertretungen an der Spitze, gefolgt von Niederösterreich und Steiermark, wo jeweils durchschnittlich 26 Prozent der Gemeinderatsmandate weiblich sind 26 Prozent), darauf folgen das Burgendland und Salzburg (24 Prozent), Oberösterreich (23 Prozent), Vorarlberg (22 Prozent) Kärnten (21 Prozent) und zuletzt Tirol mit 20 Prozent.

Wien bildet eine große Ausnahme | Foto: SORA

„Die Zahlen zeigen, dass es auf kommunaler Ebene noch großen Aufholbedarf gibt“, sagt Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes. „Gerade in der Kommunalpolitik werden Entscheidungen getroffen, die das unmittelbare Lebensumfeld betreffen – Öffentlicher Verkehr, Straßen, Wohnbau, Kindergärten und Schulen - insgesamt den Lebensraum Stadt und Gemeinde. „Es muss selbstverständlich sein, dass die Hälfte der Wohnbevölkerung auch in politischen Entscheidungsgremien vertreten sind“, fordert Weninger. „Ein Mehr an Frauen in der Politik ist aber nicht nur eine logische Teilhabe an Macht, sondern auch eine Steigerung der Qualität im Management einer Stadt oder Gemeindeverwaltung“, so Weninger.

Es sei wichtig, Frauen Mut zu machen, in die Politik zu gehen – und die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. "Wir brauchen mehr Frauen in der Politik! “, so Kathrin Gaal, Vorsitzende des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes und Wiens Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin.

SORA Gleichstellungsindex 2021: Repräsentation | Foto: SORA

Gemeindebund: „Frauenanteil in Gemeinden steigt“

Zum Zeitpunkt des Weltfrauentags 2021 gibt es hierzulande 197 Bürgermeisterinnen, das sind 16 mehr als noch im Vorjahr und entspricht mittlerweile einem Anteil von fast zehn Prozent. „Wir freuen uns, dass wir jedes Jahr mehr Frauen in den Kreis der Kommunalpolitiker aufnehmen können. Natürlich gibt es noch Luft nach oben, doch wie die Zahlen zeigen, sind wir am richtigen Weg“, erklärt Gemeindebund-Präsident Bürgermeister Alfred Riedl und betont weiter: „Unsere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister bemühen sich in allen Gemeinden, mehr Frauen für die Kommunalpolitik zu begeistern und auch zu motivieren, wichtige Führungspositionen in der Gemeinde anzustreben.“

Weiblich besetzte kommunale Spitzenpositionen setzen ein wichtiges Zeichen. "Junge Frauen in ländlichen Regionen sehen häufig nur begrenzte Perspektiven für Ausbildung und Beruf, was im schlimmsten Fall zur Abwanderung führt. Für sie sind weibliche Führungskräfte wie Bürgermeisterinnen ein wichtiges Vorbild. Sie zeigen, dass es für Frauen auch am Land möglich ist, ihre beruflichen Ziele zu erreichen“, so die beiden Vizepräsidentinnen des Österreichischen Gemeindebundes Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher und Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner. Sie betonen: „Unsere Bürgermeisterinnen, Vizebürgermeisterinnen, Gemeinderätinnen, sowie alle Mitarbeiterinnen in den Gemeinden setzen ein positives Signal, indem sie durch ihre Arbeit Frauen motivieren und deren Interesse für die Politik wecken.“ 

Die Zahlen zur Repräsentation von Frauen in der Kommunalpolitik wurden vom Institut SORA – Institute for Social Research erhoben. Datengrundlage sind die Landesstatistischen Ämter und eigene Erhebungen. Die Ergebnisse sind Teil des ersten österreichischen Gleichstellungsindex, den SORA derzeit im Auftrag des Österreichischen Städtebundes erarbeitet.

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