200 Stellen unbesetzt
So kompensiert Bildungsminister den Lehrermangel

Bildungsminister Martin Polaschek: "Wir werden im kommenden Schuljahr alle Unterrichtsstunden halten können." | Foto: APA Picturedesk
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  • Bildungsminister Martin Polaschek: "Wir werden im kommenden Schuljahr alle Unterrichtsstunden halten können."
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Für das neue Schuljahr, das im September startet, sind insgesamt noch 200 Stellen unbesetzt. Um dem LehrerInnenmangel entgegenzuwirken, hat das Bildungsministerium über die Aktion "Klasse Job" fast 7.000 Stellen für das kommende Schuljahr ausgeschrieben und ein neues System für QuereinsteigerInnen etabliert. Bisher haben sich über 11.300 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet, davon über 3.000 QuereinsteigerInnen. Die SPÖ kritisiert den Zustand fehlender Stellen, Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) spricht in einer Pressekonferenz am Freitag von "ersten Erfolgen". 

ÖSTERREICH. In vier Bundesländern sind noch einzelne Stellen bzw. Stunden zu besetzen, so Bildungsminister Martin Polaschek vier Wochen vor Schulbeginn bei einer Pressekonferenz. Insgesamt sind (Stand 4.8.) noch unbesetzt – deutlich weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, wie Polaschek betont. 

Regionale Unterschiede

In Oberösterreich, wo gemeinsam mit Wien das meiste Lehrpersonal fehlte, sind derzeit 46 Stellen in der Mittelschule und 28 Stellen in der Volksschule offen. Vorarlberg sucht noch acht Pädagoginnen und Pädagogen im AHS- und BMHS-Bereich, drei MittelschullehrerInnen und drei für die Volksschule. In Wien sind noch 50 Volksschullehrstellen offen, sowie zehn Stellen für Pädagoginnen und -pädagogen. Man werde aber daran arbeiten, bis Schulstart alle Stellen zu besetzen, versprach der Minister.

Über die Lehrkräfteinitiative "Klasse Job & Quereinstieg" durch Bildungsminister Martin Polaschek wurden insgesamt 6.846 Voll- und Teilzeitkräfte für den Unterricht an Schulen ausgeschrieben, die meisten davon (1.470) in Wien und in Oberösterreich (1.152 Stellen), gefolgt von Niederösterreich (995) und Tirol (921). Nur 247 Stellen waren es im Burgenland. 

Zertifizierungsverfahren für QuereinsteigerInnen

Mit einem neuen Quereinstigermodell für Akademikerinnen und Akademikern durchlaufen Bewerberinnen und Bewerber einen dreistufigen Zertifizierungsprozess: Sie müssen aus einem fachverwandten Studium kommen, sich einem von der Grazer Universität erstellten, einstündigen Persönlichkeitstest, sowie einer Anhörung vor einer zweiköpfigen Kommission unterziehen. 3.000 BewerberInnen haben ein solches Verfahren gestartet, davon haben 1.342 ein solches Zertifikat erhalten.

Aus allen Bereichen der Wirtschaft, sowie zu einem Teil von Universitäten und Hochschulen, selbst aus der Industrie haben sich Interessenten gemeldet. Doch nicht alle wurden angenommen, betonte der Vorsitzende der Quereinstiegs-Zertifizierungskommission, Andreas Schnider bei der Pressekonferenz.

Nach einem zehntätigen Onboarding im August, wo den QuereinsteigerInnen der Ablauf an Schulen näher gebracht wird, müssen sie für Didaktik einen berufsbegleitenden Hochschullehrgang absolvieren. Insgesamt hat die Initivative "Klasse Job" dem Bildungsministerium knapp 600.000 Euro Kosten verursacht. 

Pensionierte Lehrer bleiben daheim

Das Angebot an bereits pensionierte Lehrkräfte, wieder zurück in den Schulbetrieb zu kommen, wurde bisher in ganz Österreich nur spärlich angenommen: Im Schuljahr 2020/21 waren es nur 22 Personen, im Jahr darauf 28 Personen, und im vergangenen Schuljahr 38 Pensionistinnen und Pensionisten.

Weitere Löcher im Schulsystem werden wie bisher auch durch angehende Lehrerinnen und Lehrer gestopft, die während des Lehramtsstudium in Schulklassen unterrichten.

Das Bildungsministerium plant, um den Lehrberuf weiter zu attraktivieren, das Bachelorstudium von acht auf sechs Semester zu verkürzen. Das Masterstudium wird von zwei auf vier Semester verlängert. Damit soll ein früher Eintritt ins Berufsleben ermöglicht und eine berufsbegleitende Absolvierung des Masterstudiums ermöglicht werden.

Kritik von SPÖ

SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler kritisiert, dass noch nicht alle LehrerInnenstellen besetzt sind: „Nur, weil im Vorjahr die Situation ebenso katastrophal war, entschuldigt das das neuerliche Missmanagement des Bildungsministers nicht. Wenn er sich einmal mit den Lehrkräften vor Ort unterhalten würde, würde er schnell merken, dass die Personalsituation sicher kein ‚üblicher Vorgang‘ ist.“

Denn selbst wenn am Schulanfang genügend Personal gefunden werden könne, sei es für die Schulen beinahe unmöglich, personelle Engpässe, etwa aufgrund von längeren Krankenständen, zu überbrücken. Es sei eine „einzige Mangelwirtschaft“, die der Minister betreibe, meint Tanzler. „Wenn mit Quereinsteiger:innen und Studierenden an allen Ecken und Enden Lücken gefüllt werden müssen, wäre es höchste Zeit, endlich einzusehen, dass das System nicht mehr funktioniert.“

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