Vor Lockdown
Verwirrung über Betreuungsbedarf an Schulen
Vor dem neuerlichen Lockdown der Schulen am Dienstag herrscht bundesweit Verwirrung. Denn die Schulen sind nicht geschlossen. Wer Betreuung braucht, kann sein Kind weiter in die Schule schicken. Ob der Betreuungsbedarf an den Schulen ab Dienstag überhaupt abgedeckt werden kann, ist aber nicht klar.
ÖSTERREICH. Ab Dienstagmitternacht tritt im ganzen Land ein harter Lockdown in Kraft. Für alle Volksschulen, Mittelschulen, AHS-Unterstufen und Polytechnische Schulen gilt dann bis Freitag, 4. Dezember 2020 Distance-Learning-Unterricht. Geschlossen sind die Schulen aber defacto nicht. Kinder können weiterhin zur Betreuung in die Schule geschickt werden, regulären Unterricht gibt es aber nicht. Vollkommen unklar ist noch der Betreuungsbedarf an den Schulen ab Dienstag.
Schulen rätseln über Betreuungsbedarf
Wie viele Schüler in Tirol die Betreuung und Lernunterstützung an den Pflichtschulen in Anspruch nehmen würden, ließe sich noch nicht abschätzen, sagte Bernhard Deflorian von der Bildungsdirektion. "Das wäre momentan reines Kaffeesudlesen".Gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal hieß es aus Tirol, dass der Bedarf an Betreuung gerade erhoben werde. Jede Schule organisiere das selbst.
Die Kärntner Bildungsdirektion erhebt am Tag vor dem Lockdown, wie viele Schüler bis Anfang Dezember zur Betreuung in die Einrichtungen kommen werden. Die Eltern wurden am Montag informiert, so Bildungsdirketor Robert Klinglmaier gegenüber Ö1, die Daten werden zentral erfasst, "damit wir dann entsprechend personaltechnisch planen können", sagte Klinglmaier. Danach wird erhoben, ob man zur Betreuung Lehramtsstudenten hinzuzieht.
Auch Salzburgs Bildungsdirektor Rudolf Mair konnte am Montag noch keine Zahlen nennen. "Vielleicht werden es doppelt so viele als im Frühjahr, aber wir wissen es nicht", so Mair gegenüber der APA. Er habe jedenfalls die Schulleiter informiert, dass besonderes Augenmerk auf jene Kinder gelegt werden solle, die sich "am unteren Ende der sozialen Leiter" befinden. Diese bräuchten die maximale Unterstützung.
Klampfer: Mehr Kinder als während erstem Lockdown
In Oberösterreich stellt jede Schule selbst den Bedarf an Betreuung fest. Der oberösterreichische Bildungsdirektor Alfred Klampfer ging am Montag davon aus, dass mehr Eltern die Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder nutzen werden als während des ersten Lockdowns, "besonders im Volksschulbereich". Ähnlich war der Tenor auch in Wien, Niederösterreich, der Steiermark, Kärnten und dem Burgenland.
Wien: Hälfte aller Schüler könnte kommen
Auch aus Wien war am Montag zu hören, dass viele das Betreuungsangebot der Schulen in Anspruch nehmen wollen. Erste Befragungen hätten gezeigt, dass in manchen Schulen sogar die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler weiterhin zur Betreuung kommen, sagte Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ) im Ö1-Morgenjournal. Es gebe auch viele Berufsgruppen, die keine Wahl hätten und ihre Kinder weiter in die Schulen schicken müssten. „Schulen sind offen und bleiben offen, für alle die das brauchen“, betonte Himmer.
Bei der Arbeiterkammer (AK) Vorarlberg hätten sich am Montag zahlreiche Eltern gemeldet, weil ihre Kinder in den Schulen aufgefordert wurden, alle Schulsachen mit nachhause zu nehmen. Bis 7. Dezember bleibe die Schule geschlossen bzw. halte nur am Vormittag offen, hieß es von Seiten der Eltern, so die AK Vorarlber in einer Aussendung. Auch in Vorarlberg gilt wie in allen Bundesländern aber: Es muss eine Betreuung in Schulen angeboten werden. Laut dem Erlass des Ministeriums können dies alle Schüler, unabhängig vom beruflichen Hintergrund der Eltern in Anspruch nehmen.
Kimberger: Bedarf in Zentralräumen enorm
Am Montag lautete der Tenor, dass es große Unterschiede je nach Alter der Kinder und Standort geben soll. Im Volksschulbereich werden mehr Kinder erwartet als an Mittelschulen und AHS-Unterstufen. Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) sprach im APA-Gespräch von ersten Rückmeldungen, wonach vor allem in den Zentralräumen der Bedarf enorm sei. Teilweise hätten 50 bis 70 Prozent der Eltern angegeben, dass ihre Kinder in die Schule kommen werden. Er rechnete auch mit einem gewissen Stadt-Land-Gefälle. "Ich glaube halt, dass das in Wirklichkeit der Intention eines Lockdowns widerspricht." Immerhin hätten die Schulen bisher versucht, die Klassen als Haushaltsgemeinschaften mit möglichst wenigen Außenkontakten zu organisieren. Dies unter den neuen Vorgaben, wonach Kinder das Betreuungsangebot auch stunden- oder tageweise in Anspruch nehmen können, umzusetzen, werde allerdings "sehr schwierig".
Für Ansturm gerüstet
Ein Direktor wies gegenüber der APA darauf hin, dass selbst nach Rückmeldungen der Eltern unklar sei, wie viele Kinder tatsächlich kommen werden: "Der Zeitraum für die Bekanntgabe war extrem kurz. Zum Teil konnten sich die Eltern ja erst heute mit dem Arbeitgeber kurzschließen und abklären, ob sie bei den Kindern daheimbleiben können. Da haben sicher viele im Zweifel einmal Betreuungsbedarf angemeldet." In jedem Fall werde man am Dienstag versuchen, zunächst einmal so viele Lehrer wie möglich an die Schule zu holen, um auch für einen größeren Ansturm gerüstet zu sein.
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