Sicherheitsstudie 2021
Zwei Drittel der heimischen Händler Opfer von Betrug im Netz

Datendiebstahl und Phishing gehören zu den Top 5 Cybercrime-Arten aus Konsumentensicht. | Foto: Pexels
3Bilder
  • Datendiebstahl und Phishing gehören zu den Top 5 Cybercrime-Arten aus Konsumentensicht.
  • Foto: Pexels
  • hochgeladen von Anna-Sophie Teischl

In Österreich fallen sechs von zehn Handelsunternehmen Online-Betrügern zum Opfer. Das sind rund 62 Prozent der Firmen.

ÖSTERREICH. Die Digitalisierung öffnet uns weltweit viele Türen, doch leider mit einem bitteren Beigeschmack. Denn egal, ob es sich um Schadsoftware, Datendiebstahl oder digitale Erpressung handelt, die Möglichkeiten von Cyber-Kriminellen nehmen gerade in diesem Bereich rasant zu – auch im Onlinehandel.

Shoppst du gerne im Internet?

Der Internethandel boomt, im Corona-Jahr 2021 ist die Branche in Österreich um 20 Prozent gewachsen. Mit steigendem Umsatz wächst aber auch das Risiko für Betrug, so die zentrale Erkenntnis der Sicherheitsstudie 2021, die vom Handelsverband in Kooperation mit dem Innenministerium und dem Bundeskriminalamt durchgeführt wurde.

"2021 sind Cybercrime-Delikte im Vergleich zu 2020 um 28,6 Prozent angestiegen. Ein Grund dafür ist die COVID-19-Pandemie, die Auswirkungen auf unterschiedlichste Bereiche unseres Zusammenlebens hat. Auffallend ist, dass sich Kriminalität von traditionellen Formen hin zu neuen Phänomenen wendet", sagt Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).

62 Prozent der Handelsbetriebe Opfer von Betrug im Netz

"Das pandemiebedingte Wachstum an Webshops und Onlinebestellungen führte zu häufigeren Delikten, neuen Betrugsmaschen und deutlich höheren Schäden. Handlungsbedarf ist gegeben. 2021 waren fast zwei Drittel der heimischen Händler Opfer von Betrug im Netz, ein Viertel schon mehrmals. Damit steht Internetbetrug weit oben auf der Liste potenzieller Bedrohungen für den Handel. Die Schäden nehmen zu und gehen teilweise in die Millionen", bestätigt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.

Dieser Inhalt kann nicht angezeigt werden.

Ähnlich ist die Situation auf Konsumentenseite: Jeder Zweite schätzt die Gefahren im eCommerce – also im Internethandel – als hoch ein. Für Online-Shopper zählt Sicherheit mittlerweile zu den wichtigsten Kaufkriterien.

"Der eCommerce-Boom ist auch den Kriminellen nicht entgangen. Sie nutzen die vermeintlichen Schwachstellen im Bestellprozess von Webshops für ihre Machenschaften. Die missbräuchliche Verwendung real existierender Identitäten beim Kauf auf Rechnung stellt den Großteil der angezeigten Delikte im Jahr 2021 dar", so Manuel Scherscher, stellvertretender Direktor des Bundeskriminalamts und Leiter der Initiative "GEMEINSAM.SICHER in Österreich".

Verschiedenste Betrugsformen im Online-Geschäft

Die Arten von Betrug, mit denen Onlinehändler konfrontiert werden, sind mannigfaltig. Zu den gängigsten Betrugsformen zählen aktuell der Retourenbetrug (48 Prozent), Bestellungen, die nicht bezahlt werden können (50 Prozent), die Angabe verfälschter Namens- oder Adressdaten (55 Prozent) und insbesondere das Abstreiten des Erhalts der Ware (63 Prozent).

Bezogen auf die Gesamtstatistik zeigt sich, dass die Schadenssumme der Betrugsfälle im Onlinehandel 2019 noch mehrheitlich (55 Prozent) unter 500 Euro lag. 2020 hat sich das Schadensausmaß signifikant erhöht: Nur noch ein Fünftel der Schadenssummen lag unter 500 Euro, in 30 Prozent der Fälle verloren die Handelsbetriebe hingegen zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Auch der Anteil der Fälle mit einem Schaden von bis zu einer Million Euro ist von zwei auf 13 Prozent angewachsen.

"Die österreichische Sicherheitsstudie 2021 hat gezeigt, dass ein Drittel der heimischen Onlinehändler noch keine Betrugsvermeidungslösung im Einsatz hat. Hier besteht dringender Handlungsbedarf", ist Rainer Will überzeugt.

Online-Shops: Die bekanntesten Gütesiegel

Auch die Relevanz von eCommerce-Gütesiegeln wurde im Zuge der Sicherheitsstudie thematisiert. Die meistgenutzten Anbieter sind hierzulande das Trusted-Shops-Gütesiegel (35 Prozent), gefolgt vom Österreichischen E-Commerce-Gütezeichen (27 Prozent) und dem Siegel Trustmark Austria (23 Prozent) sowie dem Ecommerce Europe Trustmark (das alle Trustmark Austria-Träger zusätzlich kostenfrei erhalten) mit einem Nutzungsgrad von 13 Prozent.

Die gängigste Zahlungsmethode im eCommerce ist die Kreditkarte, mit der in 88 Prozent der Webshops bezahlt werden kann. | Foto: Pexels
  • Die gängigste Zahlungsmethode im eCommerce ist die Kreditkarte, mit der in 88 Prozent der Webshops bezahlt werden kann.
  • Foto: Pexels
  • hochgeladen von Anna-Sophie Teischl

Bei den Logistik- und Fulfillmentpartnern hat die Österreichische Post mit einer Nutzungsrate von 71 Prozent deutlich die Nase vorne. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen DHL (31 Prozent) sowie DPD (30 Prozent). In puncto Identitätsprüfung liefern sich CRIF (37 Prozent) und der KSV (35 Prozent) ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Spitze. Auch Rang 3 liegt Arvato mit einer Nutzungsrate von 15 Prozent. Diese drei Anbieter führen auch das Beliebtheitsranking bei der Bonitätsprüfung im eCommerce an.

Auch ein Drittel der Konsumenten bereits betrogen

Neben der Unternehmensseite wurde für die Sicherheitsstudie auch die Konsumentenperspektive beleuchtet. In Kooperation mit Mindtake Research wurden hierfür 500 österreichische Verbraucher und Verbraucherinnen zu ihren Erfahrungen mit Cyberkriminalität befragt.

Top 5 Cybercrime-Arten aus Konsumentensicht:

  • Infizierung von Computern mit Schadsoftware, z.B. Viren, Trojaner (33 Prozent)
  • Datendiebstahl, Hacker-Angriffe, Phishing (15 Prozent)
  • Betrug bei Online-Transaktionen, z.B. Zahlung ohne Leistung (14 Prozent)
  • Identitätsdiebstahl (6 Prozent)
  • Digitale Erpressung, z.B. mittels Ransomware (6 Prozent)

Eines zeigt die Sicherheitsstudie 2021 deutlich: "Die Kooperation zwischen Polizei und Privatsektor stellt ein wesentliches Element dar, die Sicherheit im Onlinehandel zu verbessern", erklärt Manuel Scherscher das Ziel der Kooperation. Hierfür wurde im Handelsverband das Ressort "Sicherheit im Handel" unter der Leitung von Robert Spevak, Abteilungsleiter Revison und Sicherheit bei Metro Österreich, eingerichtet.

Der Online-Handel boomte im vergangenen Jahr, nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie. | Foto: Pexels
  • Der Online-Handel boomte im vergangenen Jahr, nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie.
  • Foto: Pexels
  • hochgeladen von Anna-Sophie Teischl

"Wir bedanken uns bei Bundesminister Gerhard Karner, Manuel Scherscher und seinen Kolleginnen und Kollegen im Bundeskriminalamt für die langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Bereitschaft, den österreichischen Händlern das Thema Sicherheit im Onlinehandel noch intensiver zu vermitteln und gemeinsam Akzente zu setzen", sagt Rainer Will abschließend.

Über die "Sicherheitsstudie 2021"

Die zweite Ausgabe der Sicherheitsstudie wurde vom österreichischen Handelsverband in Kooperation mit dem Innenministerium und dem Bundeskriminalamt durchgeführt. 143 heimische Unternehmen aller Handelsbranchen und Größenordnungen (vom EPU bis zum Konzern) haben teilgenommen und den Online-Fragebogen ausgefüllt. Der Erhebungszeitraum betrug acht Wochen, Studienende war der 9. November 2021.

Weitere Informationen zum Thema Cybercrime und Betrug im eCommerce sowie zum Schwerpunktthema Blackout-Vorsorge erhältst du beim Sicherheitsgipfel 2022 am 24. Mai im Bundeskriminalamt. Mehr Infos dazu gibt es hier.

Das könnte dich auch interessieren:

Tierschützer erheben Misshandlungsvorwürfe gegen Polizei
Jährlich kommen 20.000 Hasen unter die Räder

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.