Ski-Sport und Klimawandel
ÖSV setzt Klima-Taskforce ein

- Trotz anhaltend hoher Temperaturen im Land soll kommendes Wochenende auf dem Rettenbachferner im Tiroler Sölden der Skiweltcup beginnen.
- Foto: Johann Groder / EXPA / picturedesk.com
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Nach breiter Kritik am kommenden Ski-Weltcupauftakt in Sölden geht Österreichs Skiverband (ÖSV) in der Klimafrage in die Offensive. Eine entsprechende Taskforce soll die Zukunft des Skisports in Österreich neu denken, erklärte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer.
ÖSTERREICH. Am Wochenende startet der Ski-Weltcup im Tiroler Sölden in eine neue Saison. Dabei ist es aktuell jedoch alles andere als winterlich. Die Temperaturen der letzten Tage und Wochen waren überdurchschnittlich hoch – Naturschnee? Fehlanzeige. So fahren die Athletinnen und Athleten nun auf einem weißen Kunstschneeband zwischen Steinen und Geröll den Rettenbachgletscher hinab.
Mehrere Skiprofis plädierten bereits dafür, den Saisonstart zu überdenken. Kritik kam auch vonseiten der Bundesregierung. Der Internationale Skiverband (FIS) sieht aktuell jedoch keinen Handlungsbedarf. Ebenso der Veranstalter: Der Chef der Bergbahn in Sölden, Jack Falkner, hält die aktuelle Diskussion für übertrieben, wie er Anfang der Woche gegenüber "Ö1" sagte.
Kritik gibt es aber nicht nur am (zu) frühen Saisonauftakt. Bereits im September sorgten Bagger- und Sprengarbeiten am Rettenbachferner für Aufregung. Die Naturschutzorganisation Greenpeace warf dem Internationalen Skiverband daraufhin Greenwashing und Täuschung vor.
ÖSV will bei Nachhaltigkeit "Vorreiter" sein
Der ÖSV scheint sich die breite Kritik am Ski-Zirkus in Zeiten der Klimakrise zu Herzen genommen zu haben und startet nun eine Klima-Taskforce. "Es ist uns allen bewusst, dass wir etwas tun müssen. Es muss der Anspruch des ÖSV mit der Skiindustrie und allen Beteiligten in Österreich sein, dass wir beim Thema Nachhaltigkeit Vorreiter sind", sagte ÖSV-Generalsekretär Scherer gegenüber der Austria Presse Agentur.

- In die Kritik geriet die FIS bereits vor rund einem Monat, als bekannt wurde, dass für das Weltcup-Opening Teile des Rettenbachgletschers von Baggern abgetragen wurden
- Foto: © Mitja Kobal / Greenpeace
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Ex-Skistar bereits an Bord
Den Sölden-Weltcup am kommenden Wochenende sieht Scherer als "Chance, um Personen für unsere Sache zu rekrutieren". Den bayrischen Ex-Skistar Felix Neureuther, der wie kaum ein anderer im deutschsprachigen Raum mit Systemkritik am Ski- und Alpen-Business auffällt, will Scherer für sein Anliegen bereits gewonnen haben.
In der Arbeitsgruppe sollen aber auch "Querdenker" genauso wie heimische Ex-Skigrößen und Vertreter aus anderen Branchen zu Wort kommen. "Wir wollen keine Plattitüden produzieren, sondern konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten. Bis Juni 2024 müssen wir konkrete Lösungen präsentieren", so Scherer. Die WM in Saalbach 2025 bringe die notwendige Aufmerksamkeit, "um neue Ideen vorzustellen und zu implementieren".

- Die Rennpiste zieht sich aktuell wie ein weißes Band über den Rettenbachferner, die umliegendeLandschaft ist dagegen bräunlich-grau.
- Foto: Johann Groder / EXPA / picturedesk.com
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"Müssen uns anpassen"
Die Pläne seien "kein Aktionismus", vielmehr trage er die Idee einer solchen Arbeitsgruppe schon länger mit sich herum, sagte Scherer. "Es hat sich in den letzten Tagen und Wochen mit der intensiven Diskussion um Sölden manifestiert, dass wir die Augen nicht vor notwendigen Veränderungen verschließen dürfen."
Dem ÖSV-Generalsekretär schwebt "keine Revolution, sondern eine Evolution" vor. "Es hat 30 Jahre perfekt funktioniert, das ist eine solide Basis, aber wir müssen uns anpassen. Ich glaube, dass die Anpassungsbereitschaft derzeit sehr groß ist, weil jedem bewusst geworden ist, dass wir leidenschaftliche Zukunftsvisionen für den Skisport brauchen."
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