Metaller-KV
Betriebsversammlungen starten – Warnstreiks stehen bevor
Während man sich in der österreichischen Brauindustrie rasch auf einen neuen Kollektivvertrag einigen konnte, scheint die Lage bei den Metallern weiterhin verfahren. Nachdem die dritte Verhandlungsrunde am Freitag zunächst wegen Drohbriefen unterbrochen und schlussendlich ohne Einigung abgebrochen wurde, starten am Montag landesweite Betriebsversammlungen in der Metallindustrie. Auch Warnstreiks werden bereits vorbereitet.
ÖSTERREICH. Die Gewerkschaftsführer bezeichneten das Angebot der Arbeitgeber, eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 2,5 Prozent inklusive einer Einmalzahlung von 1.050 Euro, als "Hohn gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die hart und schwer gearbeitet haben". Die Chefverhandler Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) fordern angesichts der zugrunde liegenden Inflation von 9,6 Prozent auch ein Lohn- und Gehaltsplus von 11,6 Prozent sowie das Recht, Teile der vereinbarten Lohnerhöhung in zusätzliche Freizeit umzuwandeln.
Ab 6. November drohen landesweite Streiks
Ab Montag laufen nun in sämtlichen Unternehmen des Landes Betriebsversammlungen an. Dort werden die rund 200.000 Beschäftigten von ihren Betriebsräten informiert, zudem werden "vorsorglich Beschlüsse für gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen eingeholt", wie es vonseiten der Gewerkschaft heißt.
Sollten sich die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite auch beim bevorstehenden Verhandlungstermin am 2. November nicht einigen können, sind bereits ab 6. November landesweite Warnstreiks möglich.
Arbeitgeber kritisieren "einseitigen" Abbruch der Verhandlungen
Schon am Freitag schob Christian Knill, Arbeitgebervertreter vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie (FMTI), den Gewerkschaften die Schuld am "einseitigen Abbruch der Verhandlungen zu. So habe der Fachverband ein Angebot vorgelegt, mit dem Beschäftigte mit niedrigen Löhnen durchschnittlich sieben bis neun Prozent netto mehr erhalten sollen. Das stärke auch, wie von der Gewerkschaft gefordert, die Kaufkraft.
Zudem verwies Knill abermals auf die gesunkene Inflation und die Rezession in der Branche, die Arbeitnehmer hätten außerdem Teile der Teuerung von der Bundesregierung abgegolten bekommen. Der Fachverband merkte zudem an, dass die Branche bereits zu den bestbezahlten gehöre. So liege das Durchschnittsgehalt bei 5.100 Euro, der Durchschnittslohn bei 3.670 Euro, hieß es weiter. Seit 2009 seien die Reallöhne (nach Berücksichtigung der Inflation) in der Branche um zwölf Prozent gestiegen.
"Voodoo-Rechnung" der Arbeitgeber
Die Gewerkschaften ließen die Vorwürfe des Fachverbandes nicht einfach auf sich sitzen. So erklärte der steirische PRO-GE-Landesgeschäftsführer, Hubert Holzapfel, gegenüber dem ORF, dass die Arbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer nichts für die hohe Inflationsrate können: "Da muss sich die Wirtschaft schon an die Bundesregierung wenden. Die Bundesregierung ist letztendlich verantwortlich für die hohe Inflationsrate. Und jetzt soll es auf Kosten der Arbeitnehmer nicht mehr diesen Inflationsausgleich geben“, so Holzapfel.
Die Gewerkschaften kritisierten zudem bereits am Freitag das vorgelegte Angebot des Fachverbands. So bezeichneten Binder und Dürtscher die Rechnung einer Lohnerhöhung bis zu neun Prozent als eine "Voodoo-Rechnung", die "jeder Grundschüler" widerlegen könne. Man erwarte sich für die kommende Verhandlungsrunde ein ernsthaftes und annehmbares Angebot. Man werde die Argumentation mit Regierungsmaßnahmen oder der Inflationsrate nicht einfach hinnehmen.
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