Worst case-Szenario
Blackout – wenn das Internet in Österreich ausfällt
Ein interdisziplinäres Experten-Team, geleitet vom Institut für Produktionswirtschaft und Logistik (BOKU Wien), hat mögliche Konsequenzen eines großflächigen Internetausfalls in Österreich analysiert. Fazit: Das Transportwesen, der Finanzsektor oder Sicherheitstechnik könnten, wenn überhaupt, nur eingeschränkt weiter funktionieren. Je nach auslösender Ursache wäre auch ein Ausfall aller Kommunikationsverbindungen wahrscheinlich.
ÖSTERREICH. Bei dem zweijährigen Projekt ging es nicht nur um die Frage, wo Abhängigkeiten bestehen, und was dann noch oder nicht mehr gehen wird. Durch den Einsatz von sogenannten Causal Loop-Modellierungen einzelner Sektoren wurde es möglich, auch die Auslöser für selbstverstärkende "Kaskadeneffekte" zu eruieren. Mögliche Strategien für die Vorbereitung auf eine solche Krise und den Umgang damit wurden in zahlreichen Workshops und einer groß angelegten Übung auch mit den Betreibern kritischer Infrastrukturen durchgespielt und verbessert.
Massive Auswirkungen auf vielen Ebenen
Laut Expertinnen und Experten würde eine derartige Krise einen massiven Einschnitt im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben Österreichs darstellen. Die Arbeit des staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements müsste sich weitreichend verbessern. "Wir müssen lernen, mit Unsicherheiten umzugehen. Nur so können wir unter schwierigen Bedingungen effektiv auf die veränderten Szenarien, die sich bei vernetzten Krisen ergeben, reagieren", betont Projektleiter Manfred Gronalt von der BOKU.
Strom- und Wasserversorgung nicht betroffen
Bei einem Ausfall wären unterschiedliche Sektoren auch unterschiedlich stark betroffen. So würde z.B. die Strom- und Wasserversorgung mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter zuverlässig funktionieren. Bereiche wie das Transportwesen, der Finanzsektor oder Sicherheitstechnik könnten aber nur unter starken Einschränkungen, wenn überhaupt, weiter funktionieren. Bankomatkassen in Supermärkten würden ausfallen, weil nicht mehr abgefragt werden kann, ob das Abbuchen möglich ist oder nicht. Nur die Bargeldkassen könnten zunächst noch funktionieren
Je nach auslösender Ursache wäre auch ein Ausfall aller Kommunikationsverbindungen wahrscheinlich. Besonders schnell fällt das bei jenen Diensten auf, die viele benutzen – also Google, Whatsapp oder Tiktok.
Medikamenten-Vorräte anschaffen
Nach Ansicht der Expertinnen und Experten wäre es notwendig, bereits bestehende autarke Netzsegmente miteinander zu verbinden, mehr Ressourcen in die Ausbildung der krisenbewältigenden Organisationen zu investieren, und das Handeln in vernetzten Krisen weiter zu trainieren. Etwa sollten Supermärkte sich mit Vorräten eindecken, das Gleiche gelte für Apotheken mit Medikamenten. In Kliniken werden Medikamente mindestens drei Mal pro Tag geliefert, sie haben jedoch keine Vorräte für mehrere Wochen.
"Es bleiben jedenfalls Fragen, die uns weiter beschäftigen werden", betont Jaro Krieger-Lamina vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.