Teuerung, Inflation
Hälfte der Österreicher sorgt sich um kalte Wohnung

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (54%) ist „sehr“ bzw. „ziemlich“ besorgt, dass sie ihre Wohnung nicht warmhalten kann. | Foto: Jork Weismann/ Caritas Salzburg
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  • Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (54%) ist „sehr“ bzw. „ziemlich“ besorgt, dass sie ihre Wohnung nicht warmhalten kann.
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Acht von zehn Menschen in Österreich fürchten um den sozialen Zusammenhalt und fordern wirksame Maßnahmen und eine gezieltere Anti-Teuerungsmaßnahmen für armutsbetroffene Haushalte. Davor, dass die eigenen vier Wände kalt bleiben, fürchtet sich mehr als die Hälfte. Dies sind zentrale Ergebnisse des aktuellen Caritas-Monitors zu Teuerungen und Inflation in Österreich, der diese Woche präsentiert wurde. 

ÖSTERREICH. Obwohl Bund und Länder zahlreiche Hilfen auf den Weg gebracht haben, beobachtet die Caritas in den Einrichtungen und Angeboten in ganz Österreich, dass es auch langfristige Reformen für armutsbetroffene Menschen braucht, um gut durch diese Krise zu kommen, wie Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich bei der Präsentation des vom Sozialforschungsinstitut SORA erstellten aktuellen Caritas-Monitor zu Teuerungen und Inflation erklärte. 

Gemeinsam mit dem Sozialforschungsinstitut SORA hat die Caritas der Erzdiözese Wien 1.000 Österreicherinnen und Österreicher zu den Themen Teuerungen und Inflation befragt. In der aktuellen Krise gehe es zu allererst um kalte Wohnungen und um leere Kühlschränke, in weiterer Folge gehe es aber auch um den sozialen Zusammenhalt in unserem Land.

Sorge um kalte Wohnungen

Rekordinflation und Teuerung führen demnach zu großer Verunsicherung in der breiten Bevölkerung:

  • Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (54%) ist „sehr“ bzw. „ziemlich“ besorgt, dass sie ihre Wohnung nicht warmhalten kann.
  • Die Sorge, bei einem weiteren Anstieg der Preise auf finanzielle Hilfe angewiesen zu sein oder sich verschulden zu müssen, teilen rund vier von zehn Menschen in Österreich (41 Prozent). 
  • Im untersten Einkommensdrittel sind es 72 Prozent, die „sehr“ oder „ziemlich“ große Sorge haben, sich verschulden zu müssen. Das sind um 31 Prozentpunkte mehr als im österreichischen Durchschnitt. 

Große Solidarität spürbar

Bei der Befragung zeigte sich aber auch, dass sich viele um die Gesellschaft sorgen, wie Sozialforscher Christoph Hofinger von SORA meint:

  • 89 Prozent der Befragten fordern, zuallererst armutsgefährdete Menschen zu unterstützen.
  • 83 Prozent sind neben Einmalhilfen auch für eine dauerhafte Anhebung des Arbeitslosengeldes und der unterhalb der Armutsgrenze von knapp 1.400 Euro liegenden Sozialhilfe. Selbst unter jenen, die derzeit nicht sparen müssen, sind es noch drei Viertel.
  • Klaus Schwertner, Erzdiözese Wien:

    „Die Ergebnisse der Befragung machen deutlich: Eine große Mehrheit der Menschen in Österreich will den sozialen Zusammenhalt in unserem Land stärken und spricht sich für mutigere und zielgerichtete Hilfen aus.“

    Jeder Zweite zu Einsparungen gezwungen

    Die Ergebnisse seien alarmierend und ermutigend zugleich. Alarmierend, weil das Ergebnis deutlich mache, dass bereits fast jeder Zweite in Österreich im Angesicht der Krise zu Einsparungen gezwungen sei. Gleichzeitig seien die Ergebnisse ermutigend, weil eine große Mehrheit der Befragten auch eine sehr klare und eindeutige Vorstellung davon habe, wie die Politik jetzt auf die anstehenden Herausforderungen reagieren sollte, so Parr.

    Valorisierung auf ein armutsfestes Niveau stellen

    Und Parr weiter: „Diese Ergebnisse sollten für die Politik Ermutigung sein, endlich auch jene Reformen auf den Weg zu bringen, die so viele Expert*innen seit langem fordern.“ Zwar anerkennt die Caritas die vielen Hilfen, die die Bundesregierung in den vergangenen Monaten auf den Weg gebracht hat, doch klar sei auch: „Die Hilfen müssen zielgerichteter sein und sie müssen nachhaltig passieren. Beides ist derzeit nur bedingt der Fall. Aus Sicht der Caritas ist klar: Wenn wir die stärkste Inflation seit mehr als 50 Jahren erleben, müssen wir auch mit dem stärksten Sozialstaat darauf antworten.“

    Die bereits geplante Valorisierung greife zu kurz, es brauche die Valorisierung auf ein armutsfestes Niveau. Parr und Schwertner fordern konkret eine Reparatur der Sozialhilfe Neu. Parr: „Die angekündigte und verschobene Reform des Arbeitsmarktes muss eine soziale sein. Auch hier benötigen wir eine Anhebung des Arbeitslosengeldes und der Notstandshilfe auf ein existenzsicherndes Niveau – beide Leistungen sind von der geplanten Valorisierung mit Jahresanfang nicht umfasst. Das ist sozial nicht tragbar! Denn beides sind Leistungen, die das Gesamteinkommen für sehr viele armutsbetroffene Menschen darstellen.“

    Spenden für armutsbetroffene Menschen

    Die Caritas erweitert ihr Hilfsangebot in ganz Österreich. Mit deiner Spende hilfst du Menschen in Not im Inland, die sich die Heizung, Essen oder das Wohnen nicht mehr leisten können. Jede einzelne Spende zählt!

    Caritas-Spendenkonto
    Erste Bank: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560
    BIC GIBAATWWXXX
    Kennwort: Inlandshilfe

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