Erneut Betriebsversammlungen
KV-Verhandlungen im Handel unterbrochen

Nach nur vier Stunden wurde die dritte Runde der KV-Verhandlungen im Handel unterbrochen und auf den 28. November vertagt. Die Gewerkschaft will kommende Woche die Betriebsversammlungen wieder aufnehmen.  | Foto: Shutterstock / Halfpoint
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  • Nach nur vier Stunden wurde die dritte Runde der KV-Verhandlungen im Handel unterbrochen und auf den 28. November vertagt. Die Gewerkschaft will kommende Woche die Betriebsversammlungen wieder aufnehmen.
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Am Donnerstag stand die dritte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen im Handel an, bei der erstmals auch die Arbeitgeber ein Angebot auf den Tisch legten. Das gebotene Gehalts- und Lohnplus von fünf Prozent sowie eine einmalige Teuerungsprämie von 800 Euro war den Gewerkschaften aber deutlich zu gering. Nach nur vier Stunden wurde die Verhandlung von den Arbeitgebern unterbrochen und auf den 28. November vertagt. Die Gewerkschaft will kommende Woche die unterbrochenen Betriebsversammlungen wieder aufnehmen. 

ÖSTERREICH. "Besondere Zeiten brauchen besondere Lösungen - das gilt heuer mehr denn je. Daher haben wir heute ein duales Angebot vorgelegt, das die schwierigen Rahmenbedingungen berücksichtigt und gleichzeitig ein sehr attraktives Angebot für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer darstellt", erklärte Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, im Anschluss an die dritte Verhandlungsrunde.

KV-Verhandlungen im Handel, Abschlüsse seit 2017, Inflation | Foto: APA-Grafik / picturedesk.com
  • KV-Verhandlungen im Handel, Abschlüsse seit 2017, Inflation
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Arbeitgeber legten "duales Angebot" vor

Wie die Arbeitgeberverhandlerinnen und -verhandler bekannt gaben, habe man den Gewerkschaften eine Erhöhung angeboten, "die beim Einstiegsgehalt einem Plus von 11,3 Prozent entspricht und sich aus 5 Prozent KV-Erhöhung plus einer abgabenfreien Prämienzahlung von 800 Euro zusammensetzt". Damit habe man auch die Forderung der Gewerkschaft von 11 Prozent erfüllt, "denn eine Prämienzahlung bringt einen deutlichen Nettovorteil“, betont Trefelik. 

Aber auch bei höheren Gehältern sehe das Angebot "attraktive Nettoerhöhungen" vor, so der Obmann der Bundessparte Handel: "Bei einem Bruttogehalt von 2.500 Euro entspricht das gesplittete Modell einem Gehaltsplus von 8,79 Prozent, bei 3.000 Euro einer Erhöhung um 8,16 Prozent".

Die Arbeitgeberseite legte am Donnerstag erstmals ein Angebot auf den Tisch. | Foto: ElasticComputeFarm/Pixabay
  • Die Arbeitgeberseite legte am Donnerstag erstmals ein Angebot auf den Tisch.
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"Gewerkschaft hat Forderungen sogar noch erhöht"

Wie Trefelik betonte, sei es bedauerlich, "dass die Gewerkschaft heute absolut nicht bereit war, ernsthaft über unser Angebot zu diskutieren. Stattdessen hat sie uns mit einer Gegenforderung konfrontiert, die in der wichtigsten Gehaltsgruppe einer Steigerung um bis zu 11,55 Prozent entspricht. Das heißt, die Gewerkschaft hat ihre Forderung sogar noch erhöht, anstatt einen Schritt auf uns zuzugehen". Auf dieser Basis könne man keine Verhandlungen "in einem konstruktiven, sozialpartnerschaftlichen Stil" führen, kritisierte Trefelik.

Der Arbeitgeberverhandler betonte, dass man versucht habe, "Brücken zu bauen". Der Handel sei aktuell mit "sinkenden Realumsätzen, Kostenexplosionen entlang der gesamten Lieferkette und Zukunftsunsicherheiten" konfrontiert. "Angesichts dieser herausfordernden Ausgangslage haben wir einen Riesenschritt auf die Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter zu gemacht", so Trefelik abschließend.

Am Dienstag kamen Angestellte aus dem Handel in der Wiener Innenstadt zusammen, um auf Ihre Forderungen beim Thema Gehalt aufmerksam zu machen. | Foto: Valentin Mazal/RMW
  • Am Dienstag kamen Angestellte aus dem Handel in der Wiener Innenstadt zusammen, um auf Ihre Forderungen beim Thema Gehalt aufmerksam zu machen.
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Gewerkschaft nimmt Betriebsversammlungen wieder auf

Die Gewerkschaft GPA betonte in einer Aussendung, dass das Angebot der Arbeitgeberseite bei weitem nicht den Erwartungen der Beschäftigten entspreche, da die Gehaltserhöhung "von nur fünf Prozent" weit unter der rollierenden Inflation von 9,2 Prozent liege. "Es ist nicht seriös und irreführend, abermals Einmalzahlungen in eine prozentuelle Erhöhung einzurechnen, weil diese keine dauerhafte Wirkung haben", wird die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Helga Fichtinger, zitiert.

Die Arbeitnehmerseite habe daraufhin ein Gegenangebot eingebracht, das eine "soziale Staffelung" in Form einer Gehaltserhöhung von 9,5 Prozent sowie einen Fixbetrag von 40 Euro vorgesehen habe. Fichtinger bedauere, dass "die Arbeitgeber nicht auf unseren Vorschlag einer sozialen Staffelung mit einer stärkeren Anhebung der unteren Gehälter oder einer Kombination von Freizeittagen und Geld eingegangen sind". Die Gewerkschaft werde nun in der kommenden Woche die unterbrochenen Betriebsversammlungen wieder aufnehmen, die Kolleginnen und Kollegen informieren und Beschlüsse für Streikmaßnahmen fassen.

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