Gastro-Streit
Nahrungsmittel in Kantinen künftig kennzeichnungspflichtig

Streit um verpflichtende Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln in der Gastronomie. | Foto: Shutterstock
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27 Infektionen und ein Todesopfer forderten Salmonellen in polnischem Billig-Hühnerfleisch, das für Kebab-Spieße produziert wurde, seit Februar in Österreich. Ab September müssen alle öffentlichen Kantinen die Herkunft ihrer Grundnahrungsmittel auf der Speisekarte ausweisen. Die Landwirtschaftskammer drängt auf Herkunftskennzeichnung auch in der Gastronomie – der zuständige Spartenobmann spricht sich vehement dagegen aus. Bei einer MeinBezirk.at-Blitzumfrage unter Gastronomen gehen die Meinungen auseinander (siehe Beitrag unten) – eine Straßenbefragung ergibt: Die ÖsterreicherInnen wollen wissen, woher ihr Essen kommt (siehe unten).

ÖSTERREICH. Der "Gammelfleisch-Skandal" – mehrere Menschen erkrankten nach dem Verzehr von verdorbenem Hühnerfleisch, ein Mann starb dadurch sogar – laufen die Gemüter heiß. Der Bauernbund drängt auf schärfere Kontrollen, um solche Vorfälle künftig zu verhindern. Laut Lebensmittelsicherheitsbericht wurden nach amtlichen Kontrollen im Vorjahr bei Fleisch von 1.842 begutachteten Proben 295 (16 Prozent) beanstandet, acht Proben (2,1 %) waren für den Verzehr ungeeignet, sieben (0,4%) gar gesundheitsschädlich. Und bereits im Frühjahr fand die Arbeiterkammer (AK) bei Analysen Darmbakterien im Kebab (siehe unten).

Laufend werde an weiteren Verbesserungen gearbeitet, um das Kontrollsystem weiter zu stärken, heißt es aus dem Gesundheitsministerium: etwa mit dem Kontroll- und Digitalisierungsdurchführungsgesetz (KoDiG), das im Herbst beschlossen werden und die Kontrolle entlang der Lebensmittelkette treffsicherer gestalten soll.

Lebensmittelkennzeichnung

"Wer immer nur das Billigste sucht – egal, woher und zu welchen Produktionsstandards – wird Gammelfleisch, Salmonellen und Tierleid finden", so Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger. Länder mit niedrigen Standards würden massive Wettbewerbsvorteile genießen, weil sie billiger anbieten können und die Herkunft in den Endprodukten meist völlig unerkannt bleibe. Er spricht sich für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung auch in der Gastronomie aus, wogegen sich Mario Pulker, WKO-Spartenobmann für Gastronomie – auch aufgrund des hohen Verwaltungsaufwands – wehrt: „Herkunft sagt nichts über Qualität aus, und auch nichts über Tierwohl“.

Kantinen müssen ab 1. September ausweisen

Mit 1. September sind Spitäler, Pflegeheime oder Schulen verpflichtet, die Herkunft von Milch, Fleisch und Eiern in ihren Speisen auszuloben – das betrifft 2,2 Millionen Speisen pro Tag und nahezu zwei Drittel der Außer-Haus-Verpflegung. Und: Gastronomen, die mit regionalen oder saisonalen Produkten werben, müssen dies gegenüber den Lebensmittelbehörden der Länder belegen können.

Wer in einer Kantine künftig also ein Rindsgulasch oder einen Kaiserschmarren isst, bekommt Infos darüber, woher das Fleisch oder die Eier stammen.

Nächste Schritt folgen

Als nächstes soll die Herkunftskennzeichnung in verarbeiteten Lebensmitteln folgen. Dafür braucht es EU-weite Kennzeichnungen und Vorschriften. "Letztlich nützt es nichts, wenn Österreich zu strengsten Standards produziert und dann aus dem Ausland minderwertigere Ware importieren muss“, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium. Man sei "zuversichtlich, dass noch weitere Schritte folgen werden". Das Gesundheitsministerium ist jedenfalls "jederzeit bereit", Herkunftskennzeichnung auch in der Gastronomie umzusetzen.

Das Landwirtschaftsministerium verweist zusätzlich auf die AMA Genuss Region-Betriebe, welche für "regionale, geprüfte Qualität" stehen: "Hier können sich die Gäste sicher sein, dass sie Österreichische Eierschwammerl oder regionales Kalb im Schnitzerl haben – das kostet natürlich auch". 

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