Frauen in der Wirtschaft
Susanne Meininger sagt Plastik den Kampf an

- Mit ihren Unternehmen VPZ Verpackungszentrum Graz und Packnatur Neudau verändert CEO Susanne Meininger die Welt. Ihr Geheimnis? "Bei mir stand nicht die Idee Karriere zu machen im Vordergrund, sondern an den Herausforderungen zu wachsen, meinen Charakter zu bilden und damit die Angst vor weiteren Herausforderungen zu eliminieren."
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Nicht für die Tonne: Die gelernte Drogistin Susanne Meininger ist Geschäftsführerin bzw. Inhaberin der Unternehmen VPZ Verpackungszentrum Graz und Packnatur Neudau. Die Steirerin verrät im "Frauen in der Wirtschaft"-Interview ihr Erfolgsrezept sowie -vision.
ÖSTERREICH. CEO Susanne Meininger ist Pionierin im Bereich kompostierbarer Verpackungen. Aus Überzeugung widmet sich die gelernte Drogistin seit fast 30 Jahren den Alternativen zu Plastikverpackungen. Der Durchbruch gelang der engagierten Steirerin nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit mit den mit einem World Star ausgezeichneten, Packnatur® Netzschläuchen aus Buchenholz, die seit 2019 aus ihrem neu errichteten Werk in Neudau international von den USA bis Neuseeland ausgeliefert werden.
MeinBezirk.at: Welche Ausbildung haben Sie absolviert?
Susanne Meininger: Ich habe die Drogisten-Lehre gemacht. Da habe ich mich schon mit dem faszinierenden Potenzial von Pflanzen in Form von Heilkräutern beschäftigt. Allerdings bin ich nicht lange in einer Drogerie beschäftigt gewesen, sondern relativ schnell in den Betrieb meines Vaters eingestiegen.
Wie kamen Sie zu Ihrer Position als Geschäftsführerin bzw. Inhaberin der Unternehmen VPZ Verpackungszentrum Graz und Packnatur Neudau?
Mein Vater war früher Prokurist in einem Verpackungsgroßhandel - meine Schwester und ich sind in diesem Betrieb groß geworden. Oft haben wir ihn an den Wochenenden in die Firma begleitet und dort auch Ferialpraktika absolviert. Damals haben wir unsere Kinderzimmer nicht mit Postern ausgestattet, sondern mit wunderschönen, damals noch Kunststofftragtaschen aus Italien (lacht). Als die Firma, für die er gearbeitet hatte, in Konkurs ging, kamen ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihn zu und baten ihn, die Firma wieder mitaufzubauen. 1989 hat er mir die Geschäftsführung übertragen und wir haben uns in der Produktentwicklung auf ökologische Schwerpunkte konzentriert. Biogene Verpackungen waren damals noch überhaupt kein Thema, Plastik war voll in! Doch wir haben an uns geglaubt und eine Nische gesehen, in der wir uns profilieren konnten. Dahinter steckte kein wirtschaftliches Kalkül, sondern der Glaube daran, dass wir es für Menschen UND Natur besser machen können.
Von welchen Meilensteinen möchten Sie uns erzählen?
Wir haben ein Sortiment an biogener Handelsware aufgebaut und zugleich eigene Forschungsprojekte eingeleitet. Wir haben bereits drei Projekte verfolgt, bevor der erste Müllteppich in den Ozeanen entdeckt wurde: Schaumstoffe aus Meeresalgen, Folien aus Pflanzenresten und Netze aus Holz. Der Marktdurchbruch gelang uns mit Netzschläuchen aus Buchenholzzellulose, die z.B. als Vorverpackung von Kartoffeln, Zwiebeln oder Orangen dienen. Ursprünglich haben wir uns dabei auf Lebensmittelverpackungen spezialisiert, aber es gibt auch interessante Anwendungsgebiete für die Zellulose-Netzschläuche im Non-Food-Bereich - wie etwa für Christbäume, Heuballennetze, Hagelschutznetze oder Bauschutznetze.
Welche sind Ihre ganz persönlichen Stärken im aktuellen Job?
Meine Führungsstärken liegen nicht nur im operativen, sondern vor allem im menschlichen Bereich: Einfühlungsvermögen. Ich habe großes Interesse an Menschen, sozialem Engagement, einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, Organisations- und Improvisationstalent.
Wie ist es Ihnen gelungen, erfolgreich Karriere zu machen?
Das war auf keinen Fall mein alleiniger Verdienst, sondern der eines erfolgreichen Teams, das es geschafft hat und überzeugt davon war, die Welt ein Stück besser zu machen. Ein Team, das viel Engagement und Kreativität bewiesen hat.
In unserer Firma gilt die Philosophie: Nicht Personen, sondern gemeinsame Ideen sollen im Mittelpunkt stehen. Zur Anschauung: Jährlich kamen 30.000 Tonnen Kunststoffnetze in Europa für Lebensmittel zum Einsatz - und die sollten Konkurrenz bekommen. Dieser Gedanke hat uns angetrieben.
Haben Sie Tipps für Frauen, die sich selbstständig machen wollen?
Da würde ich raten, sich auf persönliche Stärken zu konzentrieren: Wer bin ich, wo liegen meine Stärken, wohin will ich? Auch das Suchen einer Nische ist wichtig - zu merken, was es noch nicht gibt. Mit einer richtigen Vision kommt vieles von selber auf einen zu.
Haben Sie Hürden im Prozess der Selbstständigkeit erlebt?
Ja, es gibt Hürden, das war auch bei mir so. Ich hatte das Gefühl, dass ich vieles erst noch lernen musste, was zum Führen eines Betriebes wichtig war. Bei mir stand nicht die Idee Karriere zu machen im Vordergrund, sondern an den Herausforderungen zu wachsen, meinen Charakter zu bilden und damit die Angst vor weiteren Herausforderungen zu eliminieren.
Haben es Frauen in der Wirtschaft weiterhin schwieriger als Männer?
Ja, ich denke schon, dass Frauen und Männer unterschiedliche Ausgangspositionen im Job haben. Aus eigener Erfahrung kenne ich es nicht, weil ich in einem Familienbetrieb groß geworden bin. Später sind auch meine Mutter und meine Schwester eingestiegen, das war großartig. Meine Mutter hat den Personalbereich geleitet. Frauen und Männer waren bei uns von Anfang an gleichgestellt, auch was die Bezahlung betrifft. Meine Schwester ist Mode-Designerin, die damals aus Verpackungsmaterialien eine Modeschau kreiert hat. Inzwischen leitet sie seit 30 Jahren den Bereich Design, Forschung & Entwicklung und Kommunikation.
Thema Selbstständigkeit in Österreich: Was braucht es, damit es leichter wird, diesen Weg zu gehen?
Da bin ich die falsche Ansprechpartnerin, weil ich das Glück hatte, dass mein Vater diese Firma gegründet hat. Was ich jedoch von anderen Jung-Unternehmerinnen und Jung-Unternehmern höre, ist, dass es ziemlich schwierig ist, weil der Weg zur Selbstständigkeit mit viel Bürokratie gepflastert ist. Aber wenn man an seine Idee glaubt, schafft man alles! Sich Fehler machen trauen und daraus zu lernen ist enorm wichtig. Es gelingt nicht, jedes Projekt erfolgreich zu realisieren. Aber meine Erfahrung ist: Geht eine Tür zu, geht eine andere auf.
Sind Sie für die Einführung einer 32-Stunden-Woche?
Es ist nicht notwendig, dass man jemanden in der Firma sitzen hat, der seine 40 Stunden abarbeitet - es ist wichtiger, dass man kreative und neugierige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, die aber auch ihre Erholungszeiten brauchen.
Zum Abschluss: Verraten Sie uns Ihr Lebensmotto?
Meine Vision ist eine Welt ohne Plastik. In meinem Haushalt habe ich alles verbannt, das Plastik beinhaltet hat - das war gar nicht einfach, aber es ist möglich. Es gibt so viele Materialentwicklungen und es ist eine Leidenschaft von mir, für eine Umwelt und Meere ohne Plastik zu kämpfen.
Mehr zu den Unternehmen: www.packnatur.at und www.vpz.at
Unternehmensgeschichte
Das VPZ Verpackungszentrum wurde von Helmut Meininger 1982 als Handelshaus für Lebensmittelverpackungen in Graz gegründet. 1989 übertrug er die Geschäftsführung auf seine Tochter Susanne Meininger, die das Unternehmen gemeinsam mit ihm aufbaute. Mit der Übernahme setzte sie alsbald gemeinsam mit ihm ökologische Schwerpunkte in der Produktentwicklung. Neben dem stetigen Aufbau eines Sortiments an biogener Handelsware wurden auch eigene Forschungsprojekte eingeleitet. Der Durchbruch gelang nach 25 Jahren Forschungsarbeit mit dem Packnatur® Cellulosenetzschlauch, der mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen, u.a. dem Steirischen Innovationspreis 2022 und dem WorldStar Packaging Award 2018, ausgezeichnet wurde. Für die Schweizer COOP wurde ein cellulosebasierter Mehrwegbeutel für loses Obst und Gemüse entwickelt, der im November 2017 in den Markt kam. Den mit dem WorldStar Packaging Award 2020 ausgezeichneten Packnatur® Pick Pack gibt es inzwischen auch bei der österreichischen REWE. 2020 wurde der Packnatur® Pop-up Bag, ein Einkaufsnetz aus Buchenholz, bei Interspar, Österreichs Marktführer im Bereich Hypermärkte, gelauncht. Das Produkt wurde mit dem Green Packaging Star Award 2021 ausgezeichnet.

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