Wirtschaftsjahr 2024
Viele Sorgen, aber leichter Aufschwung erwartet

Nach einem äußerst schwierigen Jahr für die heimische Wirtschaft steht Österreich 2024 ein Übergangsjahr bevor, wie Holger Bonin, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), am Samstag erklärte. Aufgrund der hohen Lohnabschlüsse werde es den Bürgerinnen und Bürgern aber finanziell besser gehen, was auch den privaten Konsum wieder antreiben werde. | Foto: Pixabay
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Nach einem äußerst schwierigen Jahr für die heimische Wirtschaft steht Österreich 2024 ein Übergangsjahr bevor, wie Holger Bonin, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), am Samstag erklärte. Aufgrund der hohen Lohnabschlüsse werde es den Bürgerinnen und Bürgern aber finanziell besser gehen, was auch den privaten Konsum wieder antreiben werde. Dieser entwickle sich zu einem zentralen Treiber des Aufschwungs im kommenden Jahr, der zwar nicht großartig sein werde, "aber immerhin kommen wir aus der Rezession heraus", so Bonin. Die hohen Energiepreise und die Krisenherde in der Ukraine und im Nahen Osten stellen jedoch weiterhin Risiken dar. 

ÖSTERREICH. Hohe Spritpreise, enorme Kosten bei Strom und Gas und teure Lebensmittel – die Österreicherinnen und Österreicher sind heuer vor vielen finanziellen Belastungsproben gestanden. Im kommenden Jahr dürfen sich die Bürgerinnen und Bürger aber erst einmal darauf einstellen, "dass es ihnen finanziell besser gehen wird als im letzten Jahr", so Bonin am Samstag in der Ö1-Interviewreihe "Im Journal zu Gast". So bleibe 2024 real mehr in der Geldbörse übrig. 

Der IHS-Chef warnte jedoch davor, dass bei den Ausgaben weiterhin Vorsicht geboten sei. Schließlich gebe es aufgrund des Wohlstandsverlusts als Folge der Corona-Krise und des Ukrainekrieges immer noch eine gewisse Durststrecke. "Wenn wir Glück haben, sind wir Ende nächsten Jahres ungefähr da, wo wir vor der Coronakrise waren", so der IHS-Chef, der aber nicht ausschloss, dass dies auch bis ins übernächste Jahr hinein dauern könne. 

Im kommenden Jahr dürfen sich die Bürgerinnen und Bürger aber erst einmal darauf einstellen, "dass es ihnen finanziell besser gehen wird als im letzten Jahr", so Bonin am Samstag.  | Foto: BKA/Dunker
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Signa-Pleite belastet heimischen Immobilienmarkt

Angesprochen auf die Signa-Insolvenz, die größte Pleite in Österreichs Geschichte, erklärte Bonin, dass diese "natürlich" Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben werden. "Auf den Finanzmarkt, also wenn es um die Banken geht, da werden die Auswirkungen wahrscheinlich begrenzt sein, weil es sich auf sehr, sehr viele Player verteilt."

Auch der Schaden für die heimische Wirtschaft werde sich wahrscheinlich in Grenzen halten. "Die Immobilien sind ja was wert, sie müssen umfinanziert werden. Die gestiegenen Zinsen spielen da eine große Rolle. Es wird sicherlich an einigen Standorten dann auch Leerstände geben." Bonin betonte, dass dies wohl auch zu Kündigungen führen und Auswirkungen auf andere Unternehmen in der Baubranche haben werde, der es ohnehin aktuell nicht gut gehe. 

Strukturreformen werden benötigt

In weiterer Folge sprach der IHS-Chef die heftige Rezession im Hochbau an. Diese bereite ihm insofern Sorge, da es den Sektor zu erhalten gelte. Einerseits müssten hierzulande neue Wohnungen für den Zuzug gebaut werden, andererseits müsse Österreich aber auch für die Energiewende viel bauen und Projekte umsetzen. Bonin erklärte, dass der Staat im Bereich des geförderten Wohnbaus auch stabilisierend eingreifen könnte, dabei gelte es aber aufzupassen, den Markt nicht zu überhitzen. 

Der Hochbau befindet sich in einer heftige Rezession. | Foto: Pixabay
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Auf die Frage, wie Österreich dies finanzieren könnte, sprach sich Bonin klar gegen die Erhöhung von Steuern aus. Vielmehr müsse man den heimischen Haushalt durchforsten, um Einsparungen vornehmen zu können: "Wir haben immer noch einen sehr hohen Anteil an klimaschädlichen Subventionen, die Pendlerpauschale ist eines der prominentesten Beispiele dafür", so Bonin. Es gelte nun an gewissen Stellen Ausgaben einzusparen, um das Geld für diese Eingriffe verwenden zu können. Erschwert werde das jedoch etwa durch die demographische Entwicklung und den hohen Anteil der Pensionsausgaben.

Hierfür benötige es gewisse Strukturreformen, wobei Bonin nicht davon ausgehe, dass in diesen Bereichen im Wahljahr 2024 viel passieren werde. Schließlich seien Maßnahmen wie etwa eine Erhöhung des Pensionsalters nicht sehr populär. Der IHS-Chef betonte jedoch, dass eine neue Regierung vielleicht die Chance habe, am Anfang ihrer Legislaturperiode solche Reformen umzusetzen. Auch bei der Klimaschutzpolitik, wo es nach Ansicht Bonins derzeit noch an einer klaren Strategie mit langfristigen Bindungen fehle, gebe es ähnliche Probleme. 

Österreichs Wettbewerbsfähigkeit als Sorgenkind

Sorgen bereitet dem IHS-Ökonom aber auch Österreichs Wettbewerbsfähigkeit. Hier sei besonders das hohe Energiepreisniveau ein wesentlicher Faktor. Das gelte aber nicht ausschließlich für Österreich, sondern beispielsweise noch mehr für Deutschland aufgrund der Stahlindustrie und Chemie. Im Vergleich dazu sei die österreichische Wirtschaft etwa durch den Tourismus und starke Nischenanbieter breiter aufgestellt: "Deshalb bin ich für Österreich optimistischer, was diese Frage der Deindustrialisierung angeht, als ich es im Moment für Deutschland bin", so Bonin. 

Österreichs Wirtschaft sei etwa durch den Tourismus breiter aufgestellt als die deutsche, so Bonin.   | Foto: stock.adobe.com/contrastwerkstatt (Symbolfoto)
  • Österreichs Wirtschaft sei etwa durch den Tourismus breiter aufgestellt als die deutsche, so Bonin.
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Auch bei der Digitalisierung und bei der Künstlichen Intelligenz sei "sicherlich Luft nach oben", Europa bleibe dabei hinter den dynamischen Volkswirtschaften in den USA und Asien zurück. Der IHS-Chef befürchtet gar, dass es bereits zu spät sein könnte, diesen Rückstand noch aufzuholen. 

Unternehmen bei Facharbeitermangel gefordert

Angesprochen auf den Facharbeitermangel und den Arbeitsmarkt, erklärte Bonin, dass die Unternehmen in diesen Bereichen mehr gefordert seien als die Politik. In der Vergangenheit hätten die Unternehmen Arbeitskräfte gehortet, weil Fachkräfte schwer zu bekommen waren, aber das könnte als Reaktion auf die gestiegenen Lohnkosten nun kippen. Dies könnte dazu führen, dass der relativ stabile Arbeitsmarkt in eine Krise rutschen und die Arbeitslosigkeit sprunghaft steigen könnte. Gegensteuern könnten die Firmen beim Fachkräftemangel durch bessere Arbeitsbedingungen, etwa durch flexiblere Arbeitszeitmodelle und bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die räumliche Mobilität könnte man etwa durch eine Mobilitätsprämie als Umzugskostenhilfe fördern, wovon ein Teil steuerfrei sein könnte.

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