Transparenz für Kunden
Wie man die Strom- und Gasrechnung lesen muss

Selbst Menschen, die sich im abgelaufenen Jahr aufgrund intensiv mit Energiethemen beschäftigt haben, wissen oft nicht genau, wie viel sie pro verbrauchter Kilowattstunde (kWh) Strom oder Gas bezahlen. Das liegt laut der Regulierungsbehörde E-Control u. a. an der Unübersichtlichkeit der Rechnungen.  | Foto: Shutterstock
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  • Selbst Menschen, die sich im abgelaufenen Jahr aufgrund intensiv mit Energiethemen beschäftigt haben, wissen oft nicht genau, wie viel sie pro verbrauchter Kilowattstunde (kWh) Strom oder Gas bezahlen. Das liegt laut der Regulierungsbehörde E-Control u. a. an der Unübersichtlichkeit der Rechnungen.
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  • hochgeladen von Dominique Rohr

Laut einer aktuellen Umfrage wissen drei von vier Menschen nicht, wie viel sie für die Kilowattstunde (kWh) Strom oder Gas zahlen. Das liegt laut E-Control unter anderem an der Unübersichtlichkeit der entsprechenden Strom- und Gas-Rechnungen. Gleichzeitig empfiehlt die Regulierungsbehörde nun wieder verstärkt Tarife und Anbieter zu vergleichen. Damit du bei deinen Rechnungen den Überblick behältst und weißt, wie viel du eigentlich bezahlst, findest du im folgenden Beitrag nützliche Infos und Erklärungen sowie exemplarische Rechnungsbeispiele.

ÖSTERREICH. Noch nie hat es so viel Verunsicherung auf den Energiemärkten gegeben wie 2022: Die Gas- und Strompreise explodierten im vergangenen Jahr förmlich. Teilweise kündigten Anbieter die Verträge ihrer Kundinnen und Kunden oder boten ihnen andere deutlich teurere Tarife an. Neukundinnen und -kunden hatten es teilweise schwer, überhaupt einen Vertrag abzuschließen.

Unwissenheit über Strom und Gas-Preise

Zwar brachte die Energiekrise eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema Energie mit sich, dennoch stellte sich bei vielen eine Überforderung ein. So ergab eine von der E-Control beauftragte Umfrage unter 1.000 österreichischen Haushalten etwa, dass 72 Prozent nicht genau wissen, wie viel sie aktuell für die Kilowattstunde (kWh) Strom bezahlen – bei Gas waren es sogar 88 Prozent. 

Bereits im Jänner formulierte die E-Control mehrere Forderungen an heimischen Strom- und Gasunternehmen. Diese müssten u. a. dringend die Kommunikation mit ihren Kundinnen und Kunden verbessern sowie die Transparenz erhöhen, so die Regulierungsbehörde.

Unübersichtliche Rechnungen 

Denn selbst Menschen, die sich im abgelaufenen Jahr aufgrund der angespannten Situation intensiv mit Energiethemen beschäftigt haben, täten sich schwer, den zu zahlenden Preis pro verbrauchter kWh zu benennen. Das liege laut E-Control aber auch an der Unübersichtlichkeit der Rechnungen.

Im Wesentlichen lässt sich eine Rechnung in die folgenden Abschnitte gliedern:

  1. Übersichtsteil 
  2. Detailabschnitt 
  3. Informationsblatt 
  4. Strom- bzw. Gaskennzeichnung 
  5. Fixe und variable Kosten 

Hinweis: Jedes Energieunternehmen gestaltet seine Rechnung anders. Daher kann es sein, dass einzelne Informationen auf deiner Rechnung an anderer Stelle zu finden oder eine andere Darstellungsform gewählt wurde als hier exemplarisch vorgeführt. 

Infobox Strom- und Gasrechnungen


Musterrechnungen

Hier findest du eine Strom-Musterrechnung.

Hier findest du eine Gas-Musterrechnung.


Übersichtsblatt

Du siehst hier auf einen Blick, wie sich deine Gesamtkosten für den Abrechnungszeitraum zusammensetzen: 1.) Energiepreis in Cent/kWh unter Angabe eines allfälligen Grundpreises 2.) Netztarife 3.) Steuern und Abgaben. Hinzu kommt anschließend noch die Umsatzsteuer. Eine detaillierte Aufschlüsselung der Summen findest du auf der Detailseite deiner Rechnung.

Abrechnungsdaten: Der genannte Abrechnungszeitraum gibt an, für welchen Zeitraum die Rechnung erstellt wurde. Meist wird ein ganzes Jahr abgerechnet, es können aber auch weniger oder mehr als 365 Tage sein – je nachdem, wann dein Verbrauch abgelesen wurde.

Verbrauch: Aus der Rechnung muss klar hervorgehen, ob im Vergleich zum letzten Jahr mehr oder weniger Strom bzw. Gas verbraucht wurde – der Energieverbrauch wird in Kilowattstunden (kWh) angegeben.

Nachzahlung oder Guthaben: Im Laufe des Jahres zahlst du in regelmäßigen Abständen Teilbeträge, die auf einer Verbrauchsschätzung beruhen. Auf deiner Jahresabrechnung werden die Teilbeträge zusammengefasst und es wird errechnet, ob du über das Jahr hinweg zu viel oder zu wenig eingezahlt hast. Je nach Ergebnis steht entweder ein Guthaben oder eine Nachzahlung zu Buche. Zusätzlich wird hier der erste Teilbetrag für den neuen Abrechnungszeitraum hinzugerechnet.

Rechnungsbetrag und Fälligkeit: Nach Berücksichtigung eines Guthabens oder einer Nachzahlung sowie des neuen Teilbetrages ergibt sich die Gesamtsumme, die tatsächlich noch zu bezahlen ist. Hier wird auch angegeben, bis wann dieser Betrag zu zahlen ist.

Sonstige Begriffe: Die Verbrauchsstelle gibt an, auf welchen Zähler an welcher Adresse sich die Abrechnung bezieht. Der Zählpunkt ist die eindeutige Nummer zur Identifizierung deiner Anlage. Diese Nummer brauchst du, wenn du den Anbieter wechseln willst.

Detailabschnitt

Hier findest du die Details, wie sich die Summen auf dem Übersichtsblatt errechnen. Manche Positionen stehen sogar mehrmals auf der Rechnung, da sich Preise während des Jahres und über den Jahreswechsel verändern können.

Du findest auf dem Detailblatt in der Regel: deinen Energieverbrauch, Details zur Ablesung und Zählerstande; deinen Energiepreis; den Preis für die Netzdienstleistung; Steuern und Abgaben; den Gesamtbetrag. Meistens auch gut ersichtlich: der Name des Produktes, mit dem du beliefert wirst; deine Zählpunktbezeichnung ( 33-stellige Zahl); Informationen zu deiner Anschlussleistung.

Zählerstand: Achte darauf, ob dein Zähler abgelesen wurde oder ob dein Verbrauch nur rechnerisch ermittelt, also geschätzt wurde. Tipp: Wenn dein Netzbetreiber den Zähler nicht ablesen kommt oder du bereits einen Smart Meter hast, der die Daten elektronisch übermittelt, lies deinen Zähler unbedingt jährlich oder bei einem Wechsel deines Strom- bzw. Gasanbieters selbst ab und teile den Zählerstand deinem Netzbetreiber mit. So kannst du sicher sein, dass deine Jahresabrechnung korrekt ist.

Sonstiges

Informationsblatt: Sowohl Strom- bzw. Gasanbieter als auch Netzbetreiber haben weitreichende Informationspflichten – diesen wird hier nachgegangen.

Strom- bzw. Gaskennzeichnung: Stromanbieter sind gesetzlich dazu verpflichtet, auf der Stromrechnung anzugeben, aus welchen Energiequellen die elektrische Energie stammt (z. B. Wasserkraft, Kohle, Windenergie). Seit 1. Jänner 2020 können Gasversorger auf freiwilliger Basis eine Gaskennzeichnung auf Rechnungen und Werbematerial anführen.

Rechnungslegung

Als Strom- oder Gaskunde hast du zwei unterschiedliche Vertragspartner: den Energieanbieter und den Netzbetreiber. Die meisten Kundinnen und Kunden erhalten dennoch nur eine Rechnung, die beide Positionen beinhaltet – eine solche Rechnung wird auch als Gesamtrechnung bezeichnet.

Es kann aber auch sein, dass du zwei getrennte Rechnungen erhältst: eine Rechnung für die Energiekosten und eine weitere Rechnung für die Netznutzung. Die meisten Steuern und Abgaben sind in diesem Fall auf der Rechnung des Netzbetreibers zu finden. Daher ist die Netzrechnung in der Regel deutlich höher als die Energierechnung.

Für die Höhe der Gesamtkosten spielt es aber keine Rolle, ob die Kosten für Energie und Netznutzung zusammengerechnet auf einer Gesamtrechnung ausgewiesen werden oder ob du zwei getrennte Rechnungen erhältst – der Gesamtbetrag ist immer derselbe.


Preise sinken – Tarife vergleichen

Hast du dir einen Überblick im Rechnungs-Dschungel verschafft, kannst du mit dem Tarifvergleich starten. Denn seit Herbst 2022 haben sich sowohl Strom- als auch Gaspreise an den Großhandelsmärkten langsam, aber kontinuierlich nach unten bewegt. Die Preisreduktion kommt in der Regel zwar erst zeitverzögert, die E-Control rät aber schon jetzt dazu, wieder verstärkt verschiedene Anbieter zu vergleichen – mehr dazu auch hier

Tarifvergleich: Gib deinen Jahresverbrauch (in kWh) sowie deine Postleitzahl auf einem Vergleichsportale wie "Durchblicker" oder im Tarifkalkulator der E-Control ein und erfahre, ob es momentan günstigere Tarife gibt. 

Wie viel Energie du im Alltag verbrauchst

Du möchtest wissen, wie viel Energie du im Alltag verbrauchst? – dann klick' dich durch unsere Beitragsreihe zum privaten Energieverbrauch und Energiesparen. Dort erfährst du nicht nur den durchschnittlichen Energieverbrauch eines österreichischen Haushalts, sondern auch wofür, die meiste Energie anfällt: 

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