SuperCycle-Gründerinnen Loudon und Hromatka
"Wir sind Macher-Typen"

In der Bundeshauptstadt drehen sie am Rad - denn das Boutique-Workout SuperCycle gehört in Wien zu hippen Sport-Inventar dazu. Seit sieben Jahren mischen Rhana Loudon und Olivia "Lilli" Hromatka die heimische Fitnessszene auf - der Talk mit den Frauen in der Wirtschaft.

ÖSTERREICH. Choreografiertes Radfahren mit Clubfeeling: 2016 eröffneten Hromatka und Loudon ihr 1. Studio, mittlerweile fahren sportbegeisterte Fans auf vier Studios ab. Die beiden selbstständigen Österreicherinnen und Mütter verraten im Interview, was ihr SuperCycle-Erfolgsrezept ist, was sie nicht bereuen - und, warum sie gerade in der Coronapandemie mutig waren.

MeinBezirk.at: Ihr seid beide die Gründerinnen von SuperCycle mit vier Studios in Wien. Auf welches Konzept fährt ihr also ab?
Olivia Hromatka: Uns gibt es seit 2016. Man kann sich das so vorstellen: SuperCycle findet in einem dunklen Raum statt mit Discokugel, Neon-Schriftzug, lauter Musik und natürlich Fahrrädern, die dürfen nicht fehlen. Wir bewegen uns zum Beat auf den Fahrrädern zu unterschiedlichen Musikrichtungen - im Grunde genommen ist es also Sport (lacht). 

Wie kam es überhaupt zur Idee der Gründung des ersten Studios?
Rhana Loudon
: Lilli und ich waren beide ziemlich lange im Ausland. Ich war in London und Lilli war in New York - wir kamen dann zurück nach Wien und haben hier ein Studio in dieser Art vermisst. Dann haben wir das weitergedacht und gemerkt, dass wir sehr gerne ein choreografiertes Workout mit Discolichtern, wo man abgelenkt ist und der Spaß am Sport im Vordergrund steht, möchten. Es war uns immer wichtig, dass wir einen Ort schaffen, der sehr freundlich und international ist. Alle unsere Stunden sind auf Englisch. Wo man eine Stunde auch mental wirklich abschalten kann und ein bisschen aus seinem Alltag herausgenommen wird. Man wird abgelenkt, schwitzt und tanzt. Das war das Ziel.

Hattet ihr in der Anfangsphase Ungewissheit oder gar Zweifel verspürt? 

Hromatka: Zweifel waren es in dem Sinne nicht, weil wir beide einfach einmal gemacht haben. Wir haben schnell gehandelt: Innerhalb von drei Monaten hatten wir das Studio und haben einfach einmal angefangen. Rhana hat sich voll in die Trainings reingeschmissen, während ich mich um das erste Studio gekümmert habe. Zweifel und das ganze Nachdenken, das Reflektieren - das ist dann erst später gekommen. 
Loudon: Wir sind aber auch Macher-Typen. Wir sind Leute, die schnell Sachen machen: Das war am Anfang auch so.

Ist diese Tatsache, dass ihr Macher-Typen seid, auch ein Vorteil für euch als Selbstständige?
Loudon: Es war mutig (lacht)! Ich glaube, wenn wir zu lange darüber nachgedacht hätten, hätten wir es vielleicht doch nicht gemacht. 
Hromatka: Es gab so etwas im Sinne ja auch noch nicht: dass ein Club-Feeling herrscht und die Musik im Vordergrund steht, nicht der klassische Fitness-Abnehmgedanke. Wir glauben daran, dass wenn man Spaß an etwas hat, man es auch langfristig macht.

SuperCycle wurde 2016 geboren: Hromatka und Loudon kamen zurück nach Wien und vermissten ein Fitnessstudio, wo Cyceln und Clubatmosphäre kombiniert wurden. | Foto: Sigrid Mayer
  • SuperCycle wurde 2016 geboren: Hromatka und Loudon kamen zurück nach Wien und vermissten ein Fitnessstudio, wo Cyceln und Clubatmosphäre kombiniert wurden.
  • Foto: Sigrid Mayer
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Ihr habt sehr unterschiedliche Backgrounds, sehr unterschiedliche Karrieren hingelegt. Eine gute Kombination?
Loudon: Ich komme ursprünglich aus der Finanzbranche, Lilli ist Architektin. Die Tatsache, dass wir sehr unterschiedliche Hintergründe und unterschiedliche Skills haben, war bis jetzt immer ein Vorteil - wir können dadurch sehr komplementär arbeiten. Wir haben auch viel gelernt, was andere Sachen anbelangt. Denn am Anfang macht man von Toilette putzen über Social Media alles selber. Das war ein sehr wichtiger Prozess. Mittlerweile ist unser Team schon besser, breiter aufgestellt. Das ist für uns natürlich auch sehr angenehm, weil wir sehr gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die sich gut auskennen und sehr motiviert sind. Und dafür sind wir auch wirklich dankbar. Die Tatsache, dass wir einen unterschiedlichen Hintergrund haben, war bist jetzt immer ein Vorteil. 

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfasst euer Unternehmen jetzt? 
Loudon: Wir haben derzeit 84 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber davon nicht alle Vollzeit angestellt. Wir haben ein Büroteam, ein Rezeptionsteam sowie viele Trainerinnen und Trainer - ein kunterbuntes Team. Die Personalkoordination ist etwas, was wir immer noch lernen. Das ist für uns auch die größte Herausforderung. Wir machen es absolut noch nicht perfekt - wenn man das jemals schaffen sollte. 
Hromatka:
 Das war natürlich nicht immer so, wir sind ja wirklich stetig gewachsen. Das neue City Studio war nochmal ein ordentlicher Wachstumsschub.

Könnt ihr euch an Hürden erinnern, als ihr euch selbstständig gemacht habt? 
Hromatka: Wo fangen wir an? (lacht)
Loudon: Ich glaube, es gibt, wie die meisten Unternehmer in Österreich wahrscheinlich jammern, viele behördliche administrative Hürden, die ich aber als zweitrangig sehe. Ich glaube, die größte Herausforderung für uns als Unternehmerinnen und Mütter ist die Koordination der Familie und der Arbeit im Alltag. Auch, wenn man ein gutes Netzwerk mit Großeltern oder Geschwistern hat, ist es für uns und für viele, die in einer ähnlichen Situation sind wie wir, die größte Herausforderung im Daily Life, glaube ich. Dass die Kinder gut untergebracht sind, dass man genügend Zeit für sie hat und gleichzeitig die Arbeit nicht liegen bleibt: Hier den Grad zu finden, der für einen mittelfristig oder langfristig passt, ist schwer. Wir sind immer noch dabei, das auszuloten, oder?
Hromatka: Wir sind einfach schon viel besser darin geworden, uns zu organisieren. Ich glaube, wir sind sehr gut mittlerweile, weil wir SuperCycle auch schon seit sieben Jahren machen. Es gibt andere Dinge, abgesehen vom Bürokratischen - das in Österreich an einen Wahnsinn grenzt, das muss man schon sagen; Aber Lohnnebenkosten, Steuern, hohe Mieten und die Steigerung von Energiekosten: Das war im letzten Jahr schon hart.
Um uns herum kennen wir viele Insolvenzsanierungsverfahren und ganz wenige, denen es eigentlich noch gut geht. Und mich wundert's eigentlich nicht. Das ist nicht sehr positiv, oder? (lacht) Aber es ist die Realität.
Loudon: Auch, wenn man es wirklich will und alles dafür mitbringt, ist es einfach schwierig, dass die Pläne aufgehen - etwa mit Kostensteigerungen zurecht zu kommen. Das ist nicht leicht und wir haben das auf jeden Fall auch im letzten Jahr gespürt.

Dabei haben wir noch gar nicht über die Coronapandemie geredet, wo ihr eure Studios ja zusperren beziehungsweise sehr ausdünnen musstet ... 
Hromatka: Ja, da hatten wir Betriebsstopp. Wir haben schnell reagiert und unsere Fahrräder vermietet. Aber da reden wir von 144 Fahrrädern, die wir im Vergleich zu damals drei Studios hatten ... Wir haben dann trotzdem weitergemacht und haben das City Studio im 1. Wiener Bezirk nach Corona eröffnet. Wir haben die Zeit genützt, um umzubauen.

War das nicht auch ein Risiko?
Hromatka: Ja! 
Loudon: Wenn wir etwas gut gelernt haben: Wir sind mittlerweile sehr resilient. Das haben wir in diesen Zeiten gesehen. Da sind wir relativ schnell wieder auf die Beine gekommen. Wir sind mittlerweile aber auch belastbarer, entspannter in solchen Situationen, weil am Anfang von Corona war da natürlich Panik, Angst. Das war eine Katastrophe. Es ist auf keinen Fall einfach, aber wir machen es trotzdem gerne (lachen).

Habt ihr es jemals bereut, euch selbstständig zu machen?
Loudon: Ich glaube, das ist Typsache und es ist nicht für jeden geeignet. Wenn man diese Kontinuität, diese Ruhe im Alltag braucht, ist es nicht das Richtige. Ich hätte es nicht anders gemacht. Du?
Hromatka: Nein, ich habe es nie bereut. Ich finde, das Tolle daran ist, dass wir bis zum heutigen Tag immer noch Neues dazulernen. Und es ist noch immer toll, dass man sagen kann, man kann selbst entscheiden und man kann auch selbst entscheiden, in welche Richtung man gehen oder nicht. Also die Option ist schon sehr viel wert.
Loudon: Und: Man kann sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen selber aussuchen. 

Ist es nach wie vor besonders für selbstständige Frauen schwierig, Familie und Job zu koordinieren?
Loudon: Es kommt auf den Partner bzw. die Partnerin drauf an. Also ich glaube, wenn man das vorher bespricht und sich gut organisiert, dann ist sehr viel möglich. Es gibt noch ein gewisses Familienbild, das bei vielen noch im Hinterkopf verankert ist. Daher ist das auch nicht einfach, das wirklich in die Realität umzusetzen.
Hromatka: Unsere Partner sind beide ebenso selbstständig - da ist die Aufteilung sehr gleich, was Arbeit und Kinderbetreuung betrifft. 

Gibt es etwas, was ihr gerne am Anfang der Selbstständigkeit gewusst hättet?
Loudon: Wir sind in einer Branche, wo die Hauptabeitszeit am Abend und am Wochenende ist. Wie in einem Hotel. Das war uns am Anfang nicht so ganz bewusst, das hatten wir nicht zu Ende gedacht: Diese Arbeitszeiten sind nicht unbedingt familienfreundlich. Wenn wir da einen besseren Blick darauf gehabt hätten, hätten wir uns ein paar graue Haare erspart. 
Hromatka: Wenn man jetzt ehrlich ist, gibt es viele Dinge. Wir haben genauso Fehler gemacht. Ich glaube, es lässt sich nicht immer alles vermeiden. Da muss man auch einfach durch und man muss auch irgendwie lernen. Die Dinge kommen, wie sie kommen. Je früher man auch das Private im Beruflichen absteckt, hilft das sehr. Also ich habe es nicht wirklich bewusst geplant, weil wir auch nicht wussten, auf was wir uns eingelassen hatten. 

Habt ihr ein Erfolgsgeheimnis? 
Loudon: Wenn man so was macht, dann muss man wirklich an sich glauben. Sich beraten lassen oder Leute fragen, die sich besser auskennen. Aber das Bauchgefühl ist oft sehr richtig, zum Beispiel, wenn wir eine neue Person einstellen. 
Hromatka: Das haben wir aber auch erst gelernt, muss man dazusagen. Also Bauchgefühl hin oder her: Das heißt nicht immer, dass jede Entscheidung auch die richtige ist. Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeht, ist das noch einmal ein eigenes htmea. Das ist für uns neu in diesem Umfang und für uns ein großes Learning. 

Und zu guter Letzt: Was ist eure Vision?  
Loudon: Ich glaube, es ist wichtig, dass man sich darauf besinnt, warum man das macht, was man macht, und, dass man Freude hat an dem, was man macht.
Hromatka: Die Schritte kommen nämlich ich dann oft sowieso von selbst. Es kommt oft viel Unerwartetes. Und da ist es immer gut, wenn man den Fokus auf dem Wesentlichen und der Qualität behält.

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