"Wir sind ganz gut aufgestellt"

Bürgermeister Herbert Wiedner zieht sich mit Ende des Jahres nach 25 Jahren aus der Politik zurück. | Foto: Mempör
  • Bürgermeister Herbert Wiedner zieht sich mit Ende des Jahres nach 25 Jahren aus der Politik zurück.
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Wenn ab Jänner die Gemeinde Marhof zu Stainz gehört sind Sie fast zehn Jahre im Amt. Wie ist Ihre Bilanz über diese zehn Jahre?
Wir haben wahnsinnig viel an Straßen saniert. Durchschnittlich wurden jährlich an die 200.000 Euro für die Straßenerhaltung investiert. Das ist bei uns wichtig, zumal wir fast 100 Kilometer Straßen zu erhalten haben. Das ist nicht ohne, da ist der Schwerpunkt fast immer der Straßenbau. Wir haben auch für die Jugend das Pfahlhaus errichtet, welches künftig von der Volksschule genutzt wird. Auch andere Projekte haben sehr gut funktioniert, wie der Ankauf von Baugrundstücken, die wir aufgeschlossen und den Jungfamilien günstig angeboten haben. Dadurch ist die Einwohner- sowie die Geburtenzahl gestiegen, was natürlich wichtig.

Womit sind Sie momentan zufrieden, wo liegen die Stärken der Gemeinde?
Wir sind im Endeffekt eine reine Wohnsitzgemeinde. Es gibt bei uns eigentlich nur ein paar kleine Betriebe. Trotzdem haben wir mit wenig Geld sehr viel geschafft. Bei Projektierungen und Bauabwicklung wurde immer hart verhandelt und auch entsprechend genau kontrolliert. Dadurch stehen wir finanziell relativ gut da. Gegenüber anderen Nachbargemeinden, wie man hört, sind wir gut aufgestellt.

Touristisch gibt es ebenfalls einige Attraktionen.
Für uns ist nach wie vor das Zugpferd der Höllerhansl und die dazugehörige Kapelle und Grotte. Im Spielzeugmuseum gibt es einen eigenen Bereich, wo man über den Wunderdoktor Höllerhansl informiert wird. Das kommt recht gut an. Und wir sind natürlich auch Wandergemeinde. Im Gemeindegebiet gibt es viele Kilometer Wanderwege, die von unseren Leuten bestens betreut werden.

Womit sind Sie nicht zufrieden?
Mit der Fusionierung.

Was wird die Strukturreform für Marhof bringen?
Meiner Meinung nach wird sich alles verschlechtern, weil die finanziellen Mittel ganz einfach zentraler eingesetzt werden, für die Peripherie kaum noch Geld vorhanden ist und die Region ausgehungert wird. Was mir am meisten weh tut, ist, dass es die vielen Idealisten und freiwilligen Helfer künftig nicht mehr geben wird. Das merkt man jetzt schon, weil sie nicht mehr bereit sind, ihre Dienste in einer Großgemeinde gratis anzubieten.

Warum glauben Sie das?
Weil ganz einfach die Beziehung fehlt. In einer kleinen Gemeinde hat man mit dem Bürger direkten Kontakt. Im Endeffekt kenne ich jeden Bürger von Marhof. Bei 8.500 Einwohnern ist das künftig nicht mehr möglich. Da fehlt die Bürgernähe. Die Gemeinde hat jetzt schon deutlich gemerkt, dass viele nicht mehr das tun, was sie früher für die Öffentlichkeit getan haben. Bei der Freiwilligkeit wird sich Gewaltiges ändern. Die Kosten werden so explodieren, dass es in keinster Weise zu Einsparungen kommen kann, sondern umgekehrt.

Wie sieht Ihre Zukunft aus? Treten Sie 2015 bei den Wahlen an?
Nein. Für mich ist mit Dezember 2014 das Politische erledigt. Ich bin seit 1990 in der Gemeinde. Bis 2005 war ich Gemeindekassier, war also immer im Vorstand. 25 Jahre in der Politik reichen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Marhof?
Ich hoffe, dass nicht das eintrifft, was ich befürchte. Eben dass in der Peripherie die ganzen Straßensanierungen und Instandhaltungen nicht mehr so möglich sind. Das wird von der Bevölkerung jetzt schon als mordsmäßiges Problem gesehen. Ich denke, der nächste Schritt ist eine weitere Abwanderung der Bevölkerung aus den Außenbereichen der Gemeinde.

Was würden Sie sich wünschen, dass dagegen getan wird?
Natürlich dass die neue Führung der Großgemeinde sich in der Richtung entsprechend engagiert. Aber die Erfahrung zeigt, dass es genau umgekehrt passiert. Dass alles zentralisiert wird.

Ihr Schlusswort nach zehn Jahren?
Ich kann auf alle Fälle auf eine sehr erfolgreiche Zeit zurückblicken, die ich auch nicht missen möchte. Es war schon in meiner Jugendzeit ein Ziel, einmal Bürgermeister in unserer Gemeinde zu werden. Mein Leitsatz war immer "Gestalten, statt nur verwalten". Ich denke, es ist auch in dieser Richtung vieles gelungen. Für mich war es ein wichtiger, interessanter Lebensabschnitt.

Mehr über die Gemeinde Marhof.

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