60 Jahre Wasserverband Eibiswald-Wies

Das Team des Wasserverbandes Eibiswald-Wies mit acht Wassermännern und zwei Wasserfrauen. | Foto: Wasserverband Eibiswald-Wies
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  • Das Team des Wasserverbandes Eibiswald-Wies mit acht Wassermännern und zwei Wasserfrauen.
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EIBISWALD/WIES. 60 Jahre feiert heuer der  <a target="_blank" rel="nofollow" href="https://www.wasserverband.com/index.php?id=20">Wasserverband Eibiswald-Wies</a> - Grund genug, um hinter die Kulissen des ältesten Trinkwasserverbandes in der Steiermark zu blicken, so wie es kürzlich viele Nutznießer beim Tag der offenen Tür anlässlich des Trinkwassertages getan haben. Per Shuttle-Bus wurden die Überwachungsanlage im Verwaltungsgebäude in Eibiswald, der Hochbehälter Strigl mit Trinkwasserkraftwerk in Hadernigg und die Entsäuerungsanlage Krumbach in St. Oswald ob Eibiswald besichtigt.

Zu den Anfängen

Aus dem Problem heraus, genügend Trinkwasser für die Region um Eibiswald und Wies bereitsstellen zu können, hat die Marktgemeinde Eibiswald bereits 1953 das Wasserrecht für eine Quelle erworben. Allerdings stellten die Aggressivität des Wassers und die zu geringe Schüttung ein Problem dar. Deshalb wurden weitere Quellen in den darauffolgenden Jahren überprüft. "Schließlich ist man in Hadernigg fündig geworden, wo 27 Quellen eingehend untersucht worden sind. Zwar ergaben die Untersuchungen eine gute Trinkwasserqualität, aber es wurde eine geringe Menge an freier Kohlensäure festgestellt. Deshalb muss das Wasser entsäuert werden, bevor es in das Verteilungsnetz gelangt", so Geschäftsführer Günther Schmidbauer, dem dieses Amt quasi in die Wiege gelegt worden ist. Schließlich war bereits sein Vater Anton Schmidbauer Wassermeister und Geschäftsführer des Wasserverbandes quasi von der ersten Stunde an. Er hat den Wasserverband Eibiswald-Wies maßgeblich mit aufgebaut. Bis 1998 war Anton Schmidbauer als Geschäftsführer aktiv.
Am 9. Oktober 1958 ist schließlich die Wassergenossenschaft Eibiswald-Wies aus der Taufe gehoben worden mit den damaligen Mitgliedsgemeinden Aibl, Eibiswald, Pitschgau, Vordersdorf und Wies. Aus rechtlichen Gründen wurde die Genossenschaft 1962 in "Wasserverband Eibiswald-Wies" umbenannt. Nach wie vor wird das Trinkwasser zu 100 Prozent aus Quellwasser gewonnen, doch die Kapazitäten und Anforderungen sind natürlich enorm gestiegen.

Der Status quo

Der Wasserverband Eibiswald-Wies ist Eigentümer von insgesamt 62 Trinkwasserquellen mit Wasser aus dem Koralmgebiet. Da das Wasser eben leicht säuerlich ist, wird es in insgesamt drei Anlagen entsäuert, indem der PH-Wert (bei Quellwasser unter 7,0) angehoben wird. Durch ein Sickerbecken mit Marmorkies wird die Säure ganz ohne Chemie herausgefiltert und der ph-Wert auf 8,0 laut Trinkwasserverordnung angehoben. Ohne diese Maßnahme würde die aggressive Säure im Wasser die Metallteile im Leitungsnetz bzw. in den Haushalten schädigen.
Dieses gefilterte Wasser wird in insgesamt neun Hochbehältern, verteilt auf das gesamte Versorgungsgebiet, mit einem Gesamtvolumen von 4.020 m³ gespeichert. Der durchschnittliche Tagesverbrauch beträgt 2.500 m³ (2,5 Mio Liter Wasser). Der Wasserverband Eibiswald-Wies hat 2017 an seine Endkunden ca. 850.000 m³ Trinkwasser geliefert.

Mit dem Trinwasser aus dem Wasserverband Eibiswald-Wies wurden im Vorjahr 3.562 Liegenschaften mit rund 16.000 Personen in den vier Mitgliedsgemeinden Eibiswald, Wies, St. Martin im Sulmtal und Gleinstätten sowie in den Abnehmergemeinden Pölfing-Brunn und Oberhaag versorgt, also auch über die Bezirksgrenzen hinaus.
Das Versorgungsgebiet hat sich durch die Gemeindestrukturreform 2015 nicht geändert.

Schmidbauer: "Bei Spitzenverbrauchszeiten kann man nicht jene Wassermengen transportieren, die am Ende benötigt wird. Daher wird das Wasser in den jeweiligen Behältern zwischengespeichert, damit es bei Bedarf einfließen kann. Diese Taktik ist auch wichtig im Falle eines Rohrbruches, da sonst die Wasserversorgung im Ernstfall kippen würde. So findet die Versorgung notfalls vom nächsten Hochbehälter ausgehend statt", zeigt Schmidbauer auf den Bildschirm mit dem digitaliserten Leitungssystem, über das nicht nur das Leitungsnetz sondern auch die Wasserstände, sowie Zu- und Abläufe in den Hochbehältern, Entsäuerungsanlagen und ein Trinkwasserkraftwerk EDV-unterstützt überwacht werden.

Erzeugung von Strom

Wasser wird nämlich beim Wasserverband Eibiswald-Wies gleich im doppelten Sinn genutzt: Einmal für die Trinkwasserversorgung und zweitens zur Erzeugung von sauberer, elektrischer Energie. Eine der Entsäuerungsanlagen besteht nämlich in St. Oswald ob Eibiswald, in Mauthnereck, von wo aus das Wasser weiter fließt zu einem der Behälter in Hadernigg mit einem Fassungsvolumen von eineinhalb Millionen Litern.
Der Höhenunterschied von 380 Metern zu diesem Speicherbecken wird genutzt, (alle 10 Meter Höhenunterschied bedeutet 1 Bar Wassersäule), sodass man vor dem Hochbehälter auf 38 Bar Leitungsdruck kommt, mit dem eine Turbine zur Stromerzeugung angetrieben wird.
Somit entstehen jährlich ca 450.000 Kilowatt. Damit könnte man
60 bis 80 Haushalte versorgen. "Da wir allerdings kein Stromversorger sind, wird dieser grüne Strom in das Netz eingespeist", erklärt Schmidbauer.

Wasserversorgung gesichert

In den Jahren von 1999 bis 2001 hat der Wasserverband Eibiswald-Wies Maßnahmen zur Absicherung der Wasserversorgung für die nächsten Jahrzehnte vorangetrieben. Dazu wurden 13 Quellfassungen errichtet, 12 km Transport- und Quellableitungen, besagte Entsäuerungsanlage in Mauthnereck und 2001 eben der letzte Hochbehälter mit dem Trinkwasserkraftwerk. "In diese Ressourcensicherung sind 4,5 Mio. Euro investiert worden, sodass es jetzt vor allem um die Instandhaltung, Sanierung und Wartung der bestehenden Analge sowie um die Optimierung der Versorgungssicherheit innerhalb des bestehenden Versorgungsnetzes geht. Dazu investiert der Wasserverband Eibiswald-Wies jährlich 500.000 bis 900.000 Euro", betont Schmidbauer zu dieser vorausschauenden Investion angesichts der fortschreitendenden, klimatisch bedingten Trockenheit in der Region.
Der laufende Betrieb wird über den Wasserverkauf finanziert. Bauliche Maßnahmen und andere Investitionen werden durch Eigenmittel sprich Rücklagen sowie durch Förderungsbeiträge von den vier Mitgliedsgemeinden, Land und Bund gestemmt.

Rund 140 Proben jährlich

Wie wird die hohe Qualität des Trinkwassers gewährleistet? "Dafür stehen die acht Wassermänner und zwei Wasserfrauen in unserem Team, die für Wartungs-, Instandhaltungs- und Reinungsarbeiten zur Wahrung der hygienisch einwandfreien Qualität sorgen. Dazu gehören auch rund 140 Trinkwasserbeprobungen im Jahr", erklärt Günther Schmidbauer. 
Auch die 543 Hydranten, vielfach zu Bereitstellung von Feuerlöschmittel, sind zu warten.
Die Spitzenzeiten im Jahreslauf? Schmidbauer: "Das sind die Monate im Frühsommer, wenn die Leute ihre Pools befüllen. Dieser Trend macht sich immer stärker bemerkbar. Da kann manchmal der doppelte Tagesverbrauch zustande kommen. Dabei liegt der durchschnittliche Tagesverbrauch bei ca 2.500 m3." Dennoch gibt es keine Probleme, das Wasser in ausreichender Menge bereitzustellen", weiß auch Obmann Alfred Rauch. Schließlich sind die Reserven mit gut 30 Prozent großzügig dimensioniert.
Dabei gibt es natürlich für jede einzelne Quelle ein wasserrechtliche Bewilligung, die das Quantum der Entnahme genau festlegt. Der Rest muss wieder der Quelle zugeführt werden.

Ein Rechenbeispiel

An diesem Rechenbeispiel ist klar erkenntlich, wir wertvoll und zugleich leistbar Trinkwasser in der Region ist:
1000 Liter Trinkwasser kosten derzeit ca. 1,60 Euro.
Der Mensch soll täglich zwei bis drei Liter Flüssigkeitzu sich nehmen, bei durchschnittlich 2,5 Litern pro Tag sind das jährlich ca. 1000 Liter Flüssigkeit - 1000 Liter Wasser.
Somit ist der menschliche Flüssigkeitshaushalt mit 1,60 Euro ein ganzes Jahr sichergestellt.

Tagung zum runden Jubiläum

Zum Jubiläum 60 Jahre Wasserverband Eibiswald-Wies gab es nicht nur einen offiziellen Festakt, sondern auch der Steirische Wasserversorgungsverband hält zu diesem Anlass mit seinen rund 80 Mitgliedern (Steiermark und die Stadt Wien) am 28. Juni seine Tagung im Dorfsaal Feisternitz ab.
"Auch die Marktgemeinde Eibiswald gratuliert zu diesem Jubiläum. Schließlich ist der Trinkwasserverband Eibiswald-Wies ein beständiger Lieferant für unser wertvollstes Gut, nämlich Trinkwasser in hervorragender Qualität - und das nicht nur im Gemeindegebiet sondern für die ganze Region", unterstreicht Bgm. Andreas Thürschweller.
Zum Jubiläum des Wasserverbandes ist ein <a target="_blank" rel="nofollow" href="https://www.youtube.com/watch?v=WzGHLEdmap0">Imagefilm</a> im Studio von Alfred Rauch jun. mit herrlichen Drohnen-Aufnahmen aus dem Koralmgebiet entstanden. "Mit diesem wollen wir künftig in den Schulen präsent sein, um das Bewusstsein zum Thema Trinkwasser als wertvollestes Lebensmittel zu stärken", ergänzt Obmann Alfred Rauch.

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