Ein Jahr Ukraine-Krieg
Bei einer Ukrainischen Familie in St. Oswald ob Eibiswald
Am 24. Februar jährt sich der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine. Viele Menschen sind aus dem Kriegsgebiet geflüchtet. MeinBezirk.at hat sich bei Familien aus der Ukraine umgehört, wie es ihnen jetzt ein Jahr nach Kriegsausbruch fern der Heimat geht. Diesmal waren wir bei einer siebenköpfigen Familie, die in St. Oswald ob Eibiswald angekommen ist.
ST. OSWALD OB EIBISWALD. "Möchtest du einen Tee?", fragt Albert Baydatsky, als ich an jenem eiskalten Februar-Tag im Pfarrhof St. Oswald ob Eibiswald ankomme. Hier ist Albert mit seiner Frau Eugenie und seinen fünf Kindern derzeit untergebracht, allesamt aus Winnyzja im Südosten der Ukraine, wo seit dem 24. Februar 2022 Krieg herrscht. Baydatsky musste wegen seiner fünf Kinder nicht in den Krieg einziehen, seine Brüder schon. Via Skype ist er in den Online-Videochats mit ihnen und anderen Familienmitgliedern in Kontakt. "In Winnyzja ist der Strom streng rationiert: Zwei Stunden am Vormittag und zwei Stunden am Nachmittag", erklärt er mittels Übersetzungsprogramm am Handy. Die Sorge um die hinterbliebenen Verwandten und um jene, die im Krieg eingesetzt werden, ist natürlich groß.
Gestrandet im Bergdorf
Wie ist die Großfamilie ausgerechnet nach St. Oswald ob Eibiswald gekommen? "Die Familie wollte eigentlich zu Verwandten nach Italien, aber dort hat sich gerade die Corona-Situation extrem zugespitzt. Auf ihrer Rückreise sind sie am 15. März 2022 mit ihrem alten Lada in der Nähe Mitterstraßen bei einer Familie in St. Oswald ob Eibiswald gestrandet", erklärt Johann Eisner, geschäftsführender Vorsitzender des Pfarrgemeinderats St. Oswald ob Eibiswald. Eisner hat zeitgleich eine Plattform zur Ukraine-Hilfe in Eibiswald gestartet.
Kurz darauf wurde der Pfarrhof für die ukrainische Großfamilie adaptiert. "Wir wollten den Pfarrhof ohnehin als Flüchtlings-Unterkunft einmelden, schließlich muss gerade eine Pfarre als Vorbild in solchen Situationen agieren", betont Eisner.
Die fünf Kinder Michaela, Elisabeth, Miriam, Beata und Timotius sind zwischen zwei und zehn Jahren alt und können je nach Alter den nahen Kindergarten beziehungsweise die Volksschule mitten in St. Oswald ob Eibiswald besuchen sowie die Mittelschule in Eibiswald. "Außerdem nehmen sie am Online-Unterricht in ihrer Heimat teil", ergänzt Eisner, der selbst mit den beiden Erwachsenen einmal in der Woche die deutsche Sprache übt.
"Wir haben alles hier und wir sind sehr dankbar für die Hilfe, die wir bekommen."
Albert Baydatsky
Die Familie Baydatsky ist natürlich in St. Oswald ob Eibiswald gemeldet und derzeit in der Grundversorgung. Das wenige, das Albert Baydatsky in dieser Situation dazu verdienen darf, erarbeitet er sich in der Aibler Ölpresse bei Martin Grubelnik, der sehr zufrieden ist mit seinem Gehilfen. Dabei ist Albert selbst ein universeller Handwerker, vom Maler bis zum Fliesenleger.
Ob sie inzwischen schon einmal bei ihrer Familie in der Ukraine gewesen sind? "Ja, drei Wochen zum Lichterfest, das wir Chanukka nennen", erklärt Albert Baydatsky. Die Familie ist nämlich jüdisch messianischen Glaubens. Um Weihnachten hat es in der Pfarrkirche St. Oswald ob Eibiswald eine feierliche Paket-Aktion der Pfarre für Menschen in der Ukraine gegeben, zu der die Familie Baydatsky ihre Lieder aus der Heimat gesungen hat.
Ukrainer sammeln für ihre Heimat
Auch diese ukrainische Familie bleibt nicht untätig, um ihre in der Heimat Zurückgebliebenen zu unterstützen: "Ich bin gemeinsam mit dem Mann von Yuliia Malchevska mit Hilfslieferungen in die Ukraine gefahren, die Yuliia von Deutschlandsberg aus organisiert", gibt mir Albert Baydatsky zu verstehen.
So dankbar all diese Menschen für die Unterstützung in Österreich auch sind, die Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende und die damit verbundene Heimkehr bleibt aufrecht.
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