"To Good To Go" und Co.
Fehlende Ware in Sozialmärkten

Mit der App kann man Überraschungssackerl bestellen. | Foto: TooGoodToGo
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  • Mit der App kann man Überraschungssackerl bestellen.
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Immer mehr Menschen auch im Bezirk Deutschlandsberg benutzen Apps zur "Lebensmittelrettung" wie "To Good To Go". Leider fehlen Sozialmärkten wie dem Vinzimarkt in Deutschlandsberg dadurch wertvolle Lebensmittelspenden aus den Geschäften in der Region.

DEUTSCHLANDSBERG. Die aktuellen Teuerungen sorgen dafür, dass immer mehr Menschen in Sozialmärkten einkaufen gehen. Bei den steirischen Vinzimärkten beträgt der Anstieg der Kundinnen und Kunden mit Sozialcard im Jahresvergleich zum Beispiel rund 30 Prozent. Das spüren auch Gabriele Novak und Monika Dengg, das Leitungsduo vom Vinzimarkt Deutschlandsberg. Hinzu kommt, dass bei immer mehr Kundinnen und Kunden immer weniger Ware zu Verfügung steht.

Umfrage zur Lebensmittelrettung

Guter Gedanke, großes Problem

Über die App "To Good To Go" können Supermärkte, Bäckereien und Co. überschüssige Ware zu einem vergünstigten Preis an Selbstabholerinnen und Selbstabholer anbieten - die Sackerl werden um ca. fünf Euro verkauft, darin soll sich ein Warenverkaufswert von mindestens 15 Euro befinden. Die Kundschaft bestellt sich in der App ein "Überraschungssackerl", bezahlt digital und kann das Sackerl dann in einem gewissen Zeitfenster abholen. Im Bezirk Deutschlandsberg sind zum Beispiel Billa, die OMV-Tankstelle, Hofer, die Bäckerei Wildbacher und viele mehr schon in der App zu finden.

Mit der App soll man Gutes tun können, Sprüche wie "Lasst uns gemeinsam gutes Essen retten" motivieren zum Mitmachen. Doch was womöglich gut gemeint ist, bringt auch ein großes Problem mit sich. Seit ca. eineinhalb bis zwei Jahren bemerkt das Leitungsteam beim Vinzimarkt Deutschlandsberg die Auswirkungen der mittlerweile großen Bekanntheit der App. Denn, dass man bei "To Good to Go" ausschließlich Lebensmittel rettet, die sonst in der Tonne landen würden, stimmt nicht immer - häufig würden sie sonst an Sozialmärkte gehen.

"Apps wie 'To Good To Go' sind eine Belastung für uns, weil die Waren, die in diesen Überraschungssackerln landen, sonst an uns weitergegeben worden wären."
Gabriele Novak, Leiterin vom Vinzimarkt Deutschlandsberg

An die Mitmenschen denken

Laut Novak und Dengg würden nur wenige bedürftige Menschen "To Good To Go" aus finanziellen Gründen nutzen. "Ein kleiner Anteil derjenigen, die die App nutzen, brauchen das wirklich. Die Lebensmittel kommen nicht dort an, wo sie ankommen sollten", meint Novak. Jeder, der er sich leisten kann, solle laut Novak lieber "normal" einkaufen gehen. 

"Man sollte ein bisschen nachdenken. Eigentlich ist es wichtiger, wenn ich meinen Mitmenschen helfe."
Gabriele Novak

Außerdem könne man nie wissen, ob man die Inhalte der Überraschungssackerl wirklich braucht - so werde manche Ware im Endeffekt vielleicht trotzdem entsorgt. Schließlich wird in privaten Haushalten ohnehin viel zu viel weggeworfen. 

Gabriele Novak und Monika Dengg leiten den Vinzimarkt nun seit zehn Jahren. | Foto: Katrin Löschnig
  • Gabriele Novak und Monika Dengg leiten den Vinzimarkt nun seit zehn Jahren.
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Ein großes Geschäft?

Dass Apps zur Lebensmittelrettung und Sozialmärkte koexistieren können, ist für Novak und Dengg nur schwer vorstellbar. Denn man hätte eine grundlegend andere Einstellung. "To Good To Go" berechnet eine Provision von 1,19 Euro pro verkauftem Überraschungssackerl - damit könne laut Novak und Dengg natürlich auch Geld gemacht werden. Sozialmärkte unterstützt das Unternehmen aktuell aber leider nicht.

Das Vinzimarkt-Leitungsduo möchte die Menschen im Bezirk bitten, weiterhin fleißig an den Vinzimarkt Deutschlandsberg zu spenden und ihnen so diese schwierige Zeit etwas zu erleichtern. "Wenn jemand zum Beispiel zu viel Obst oder Gemüse im Garten hat sind wir sehr dankbar, wenn wir das bekommen", meint Dengg.

Zehn Jahre

Heuer leiten Gabriele Novak und Monika Dengg den Vinzimarkt bereits ganze zehn Jahre lang. Zu diesem Anlass wird am 1. Oktober ein Dankgottesdienst mit anschließender Agape bei der Stadtpfarrkirche stattfinden. 

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