Archäologie
Fundstücke aus der Koralmbahn-Baustelle für das Burgmuseum

Beeindruckend: Die Anlieferung von 750 Kisten mit jeweils rund 200 Fundstücken für das Burgmuseum Archeo Norico in Deutschlandsberg. | Foto: KK
3Bilder
  • Beeindruckend: Die Anlieferung von 750 Kisten mit jeweils rund 200 Fundstücken für das Burgmuseum Archeo Norico in Deutschlandsberg.
  • Foto: KK
  • hochgeladen von Susanne Veronik

Wer gräbt der findet, das gilt im Kleinen und ganz besonders im Großen. Deshalb haben die ÖBB im Rahmen der Bauarbeiten entlang der Koralmbahn, gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt und archäologischen Landesstellen, zahlreiche Ausgrabungen durchgeführt. Die Fundstücke wurden regelmäßig an die Landesmuseen übergeben. Dieser Tage findet die letzte große Übergabe auf steirischer Seite statt: dem Burgmuseum Deutschlandsberg werden 750 Kisten mit jeweils rund 200 Fundstücken übergeben.

DEUTSCHLANDSBERG. Großbauprojekte wie die Koralmbahn leisten einen wichtigen Beitrag zur Landesgeschichtsforschung. Denn der Bau der Koralmbahn erfolgt auf historischem Boden. So gab es etwa im Lassnitztal einen archäologischen Sensationsfund: Eine Siedlungslandschaft aus der Römerzeit mit Plätzen, Gräbern und einer 26 Kilometer langen Römerstraße. Im weiteren Verlauf konnten mehr als 4.000 Funde aus der späteren Jungsteinzeit, Bronzezeit, Laténezeit, Römerzeit und dem frühen Mittelalter registriert werden. Die Funde reichten von Siedlungen und Grabbauten über Schmuck, Waffen und Werkzeuge. Teilweise brachten sie völlig neue Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte der Weststeiermark ans Tageslicht.


Burgmuseum Deutschlandsberg übernimmt 750 Kisten

Dauerhaft übergeben wurd in dieser Woche ein so genannter Fundkomplex aus dem Bereich zwischen Wettmannstätten und Deutschlandsberg an das Burgmuseum Archeo Norico. Dabei handelt es sich um rund 750 Kisten mit jeweils etwa 200 Fundstücken, etwa Haushaltsgegenstände, Schmuck und Waffen. Das entspricht etwa 60 m³ an archäologischen Funden. Ein Gustostück dieses Fundkomplexes ist ein großer Töpferofen aus der Laténezeit. Eine Replik davon soll künftig auch am neuen Bahnhof Weststeiermark zu sehen sein, der allerdings ob seiner Größe erst überstellt werden wird.

Sonderausstellungen auf der Burg

Was mit diesen Funden nun geschehen wird? "Der Fundkomplex ist an die Gebrüder Steffan-Stiftung übergeben worden und ist derzeit in unserem neuen Zentraldepot, dem Galthof als ehemaliger Wirtschftshof der Burg Deutschlandsberg beim JUFA am Fuß des Burgberges gut verpackt untergebracht. Wenn wir den neuen Ausstellungsraum im Burgmuseum nächstes Jahr mit Vitrinen ausgestattet haben, werden die Funde in wechselnden Sonderausstellungen auch der Öffentlichkeit präsentiert werden", weiß Stadtarchäologe Andreas Bernhard, der vor allem von den bronzezeitlichen Funden aus Grub bei Groß St. Florian begeistert ist: "Wir hatten selten so gut erhaltenen Stücke aus dieser Zeit." Gemeinsam mit Kurator des Burgmuseums Anton Steffan ist er sich einig: Diese archäologische Erarbeitung der Funde, von der Ausgrabung über die wissenschaftliche Aufbereitung bis hin zu Verpackung und Lieferung, ist ein Musterbeispiel der ÖBB, die dieses Projekt auch finanziert haben." Die wissenschaftliche Aufbereitung hat die Archäologie Service GmbH ARGIS geleitet von Gerald Fuchs aus Laaken in Soboth übernommen.
"Wir sind seit 2007 in verschiedenen Abschnitten bei den Grabungsarbeiten entlang der Trasse, wobei die Funde sehr beeindruckend sind. Die fachliche Auswertung ist in Folge der aufwendigen Restaurierungsarbeiten noch im Gange. Auch drei Monografien sind bereits erschienen", so Gerald Fuchs.

"Das war jetzt die letzte große Übergabe auf steirischer Seite von Funden entlang der Koralmbahn sein. Bereits in den Jahren zuvor wurde ein Fundkomplex dem Universalmuseum Joanneum in Graz übergeben", heißt es von Seiten der ÖBB.

Archäologische Funde im Lassnitztal und in Leibenfeld

Der Bahnbau erfordert bereits im Vorfeld der Bauarbeiten ar­chäologische Erkundungen der Trasse. Es werden gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt und den archäologischen Landesstellen sogenannte „Verdachtsflächen“ definiert, wo archäologische Fundzonen vermutet werden. Rechtzeitig vor Baubeginn werden diese Verdachtsflächen untersucht, um historische Bodendenkmäler für die Nachwelt zu er­halten.
So waren im Lassnitztal schon vor 5.500 Jahren die Anhöhen von Bauern dauerhaft besetzt. Von der mittleren Bronzezeit bis in die frühe Urnenfeldzeit (1.600 bis 1.000 vor Christus) entstanden im Tal zahlreiche Gehöftgruppen und Dörfer – wie etwa Schönberg, Wohlsdorf oder Grub.
In Leibenfeld fanden Archäologen das erste nachgewiesene mittelbronzezeitliche Grabmonument in der Steiermark aus dem 15. bis 14. Jahrhundert vor Christus. Ein Grabhügel mit 23 Metern Durchmesser wurde penibel untersucht und offenbarte beispielsweise Gewandnadeln aus dieser Zeit. Zudem entdeckte man ein dichtes Netz aus früheren Wegen und Fahrspuren, die den Kreswald vom Leibenbach in Richtung Leibenfeld querten. Heute weiß man, dass diese Wege von der Bronzezeit bis in die frühe Neuzeit verwendet wurden. Auch die Koralpe wurde auf diese Weise überwunden.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.