Geplantes Heizwerk erhitzt die Gemüter

Die Aktivisten haben sich beim Neurather Feld zusammengefunden, wo das neue Heizwerk für die Nahwärme entstehen soll. | Foto: KK
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Im Herbst soll das neue Heizwerk am Neurather Feld in Stainz gebaut werden, Aktivisten halten dagegen und sammeln dazu Unterschriften.

STAINZ. Seit gut 30 Jahren betreibt die Nahwärmeliefergenossenschaft Stainz mit aktuell 16 Mitgliedern im Gebäude der Volksschule ein Heizwerk. Was schon seit gut 20 Jahren bewusst war, ist jetzt Tatsache: Das Werk genügt nicht mehr den aktuellen Anforderungen, sodass der Bau einer Neuanlage im Raum steht. Deshalb ist vor einigen Jahren ein Grundstück auf insgesamt 1,4 Hektar im Neurather Feld angekauft worden.
„Von der Politik und der Bevölkerung wird mehr denn je erneuerbare Energie gefordert“, unterstreichen die Geschäftsführer Anton Harzl und Obmann Andreas Strohmeier ihre dahingehenden Bestrebungen.

Zur Trocknungsanlage

Neben jenem Hektar, den die Genossenschaft für das Heizwerk angekauft hat, hat Peter Strohmeier gleich daneben 4.000 Quadratmeter für die Errichtung einer Trocknungsanlage auf ca. 600 Quadratmetern inklusive Lagerhalle z.B. für Heu vorgesehen. Diese soll gegengleich zu den winterlichen Spitzen im Heizwerk vorwiegend im Sommer genutzt werden. Eine gewerbliche Trocknung auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Peter Strohmeier sei dort nicht vorgesehen.

"Wir wollen mit dem neuen Heizwerk ganz im Sinne der Ökologisierung erneuerbare Energie aus der Region für die Region schaffen."
Andreas Strohmeier, Obmann der Nahwärmeliefergenossenschaft Stainz

Diese Bauprojekte haben jetzt Kritiker auf den Plan gerufen. Die "Interessengemeinschaft zum Erhalt des Neurather Feldes" umfasst in etwa zehn Kontakte. Ihrer Meinung nach wäre die Gemeinde in der Pflicht gewesen, das Projekt bei einem Info-Abend vorzustellen. „Die rechtlichen Grundlagen sind völlig unklar“, so Peter Amreich und Georg Höfler als Sprecher der Bürgerinitiative. Besonders die Negierung des Umstandes, dass sich der Neubau in einer landwirtschaftlichen Vorrangzone befindet, stößt den Aktivisten auf. Als das Projekt 2009 erstmals realisiert werden sollte, hat jener Umstand zu einer Ablehnung durch den Landesverwaltungsgerichtshof geführt.

Soll das Heizwerk im Neurather Feld errichtet werden?

"Da die Marktgemeinde für die baulichen Belange zuständig ist, haben wir, wie üblich, Anrainer im Umkreis von 30 Metern zur Bauverhandlung eingeladen", so Bgm. Walter Eichmann und räumt ein: "Wir hätten nicht gedacht, dass es zu so einer emotionalen Polarisierung kommt." Inzwischen liegen die nötigen Gutachten vor, auch jenes in Bezug auf die Raumordnung, die in der landwirtschaftlichen Vorrangzone eine landwirtschaftliche Nutzung wie für dieses geplante Heizwerk zulasse.

Georg Höfler (l.) und Peter Amreich mit den Unterschriften | Foto: KK
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Schmale Zufahrtsstraße

Als kritischen Punkt sehen Amreich und Höfler die Zu- und Ablieferung über die Neurathstraße mit einer 7,5-Tonnen-Beschränkung. "Es liegt gar nicht in unserem Sinne, Schwerverkehr über diese schmale Gemeindestraße zuzulassen", entkräftet Bgm. Eichmann die Einwendungen. Die Zulieferung des Hackgutes soll nur über die Sauerbrunnstraße erfolgen. „Wir sind nicht gegen Nahwärme“, sind Amreich und Höfler überzeugt, dass es besser geeignete Areale dafür gebe, etwa im Gewerbepark. Zudem verfügt Stainz im Ortsteil Pichling bereits über ein Heizwerk. "Wir benötigen das Heizwerk eben dort, wo Bedarf herrscht und neuer Wohnraum entsteht", spricht Eichmann von bis zu 400 Wohnungen, die es künftig nahe dem Neurather Feld mit Wärme und Warmwasser zu versorgen gilt.

750 Unterschriften

Bei der Interessengemeinschaft lässt man nicht locker: Rund 750 Unterschriften sind bereits gesammelt, die Amreich und Höfler demnächst an den Bürgermeister übergeben wollen. "Ich bin gesprächsbereit", betont Eichmann.

"Nichts liegt uns ferner, als
irgendetwas zu verschleiern oder jemanden zu bevorzugen. Ich bin gesprächsbereit!"
Walter Eichmann Bürgermeister von Stainz

Zur Anlage

Das künftige Heizwerk am Neurather Feld auf ca. 1.800 Quadratmetern inklusive Außenanlage entspricht dem letzten Stand der Technik, sodass die Emissionswerte bei vollautomatischem Ablauf eingehalten werden. Dazu gehört eine Rauchgaskondensationsanlage für staubfreie Luft ebenso wie ein Pufferspeicher für Spitzenwerte. Das Warmwasser wird in das bestehende Leitungsnetz eingespeist, sodass der bisherige Leistungsumfang aufrecht erhalten bleibt. Das neue Heizwerk erspart den Gegenwert von 330.000 Liter Öl im Jahr, das entspricht rund 1.000 Tonnen CO₂.

Als Heizmaterial wird das Restholz der umliegenden Land- und Forstwirte verwendet, womit auch die Wertschöpfung in der Region bleibt. Das Werk benötigt etwa 25 Kubikmeter Hackschnitzelgut (ca. eine Fuhre) pro Tag, das über die Sauerbrunnstraße angeliefert werden soll. Die Vorarbeiten dazu werden im Wald erfolgen, am Standort selbst werde nicht gehäckselt. Es wird nach Chargen und dem tatsächlichen Energiewert abgerechnet als korrekteste Abgeltung für den Brennstoff Holz.
Die Heizanlage in der Volksschule wird nach Inbetriebnahme des neuen Heizwerkes stillgelegt, womit eine Verkehrsentlastung einhergeht.

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