Sensationelle Sichtung
Seltene Bilder einer Wildkatze in Soboth

Diese Aufnahme hat eine Wildkamera in Soboth eingefangen. Laut Experten handelt es sich um eine seltene Europäische Wildkatze. | Foto: privat
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  • Diese Aufnahme hat eine Wildkamera in Soboth eingefangen. Laut Experten handelt es sich um eine seltene Europäische Wildkatze.
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Sie ist selten, scheu und nachtaktiv. Ein Exemplar der Europäischen Wildkatze ist kürzlich von einer Wildkamera in Soboth festgehalten worden, ein Beleg für gutes Monitoring der Jägerschaft und wachsende Artenvielfalt.

SOBOTH/EIBISWALD. Da staunte Bezirksjägermeister Johann Silberschneider nicht schlecht: Als er kürzlich die Aufnahmen einer in Soboth installierten Wildkamera zugespielt bekommen hat, war die Überraschung groß: Was der Kamera da in der Nacht von 6. auf 7. März um 23.31 Uhr vor die Linse gelaufen ist, war doch tatsächlich eine Wildkatze, wie auch schließlich Experten bestätigen. "So ein seltenes und extrem scheues Tier in unseren Revieren zu sichten, zeugt von der wachsenden Artenvielfalt", betont Bezirksjägermeister Johann Silberschneider, dem als Funktionär der Steirischen Landesjägerschaft gerade der Erhalt der Artenvielfalt ein großes Anliegen ist.

„Wildkatzen sind sehr scheu. Die Vielzahl an Wildkameras, die von den heimischen Jägerinnen und Jäger verwendet werden, liefern wertvolle Hinweise.“ 
Bezirksjägermeister Johann Silberschneider

Die Fotos der Wildkamera wurden zur Beurteilung an Spezialisten weitergeleitet, die anhand der bewertbaren Merkmale von einer Wildkatze ausgehen. 

Johann Silberschneider, Bezirksjägermeister in Deutschlandsberg | Foto: Christine Hofer-Lukic
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Über die Europäische Wildkatze

Vor 150 Jahren war die Europäische Wildkatze weit verbreitet. Heute geht man zwar wieder von steigenden Zahlen aus, aber sie gilt nach wie vor als gefährdete Tierart Österreichs.

Da diese Wildart sehr zurückgezogen, scheu und heimlich lebt, sind solche Nachweise selten aber sehr bedeutend für den Nachweis dieser Wildart. In Friaul gibt es laut Wildkatzenexperten eine wachsende Population, die mittlerweile auch Kärnten erreicht hat. Es ist also durchaus möglich, dass die aktuelle Sichtung aus Kärnten zugewandert ist. Das Streifgebiet eines Kuders (männliche Wildkatze) wird mit ca. 1.000 ha angegeben, das Streifgebiet von Katzen ist deutlich kleiner, beträgt aber auch oft über 300 ha.

Nachtaktive Katze

Eine Wildkatze ist vor allem in der Nacht und in der Dämmerung aktiv, und sie bevorzugt in unseren Breitengraden den Wald als Lebensraum. Sie ist eine spezialisierte Jägerin von Kleinsäugern (Mäusen), aber auch Jungtiere von Rauhfußhühnern (Beispiel Auerhahn) gehören zu ihrem Beutespektrum.

Der bedeutendste Mortalitätsfaktor für Wildkatzen stellt sicher der Straßenverkehr dar. Aktuell müssen wir davon ausgehen, dass einige der im Straßenverkehr getöteten Katzen auch den Wildkatzen zuzuordnen sind.

Zu den Merkmalen einer Wildkatze

Laut Spezialisten kann man an folgenden Merkmalen eine Wildkatze von einer wildfarbigen bzw. getigerten Hauskatze unterscheiden:

  • Der Körperbau der Wildkatze wirkt durch die etwas längeren Haare kräftiger.
  • Die Grundfarbe des Fells ist bei der Wildkatze ocker-grau-braun, bei der Hauskatze eher silbergrau.
  • Die Zeichnung an den Flanken ist bei der Wildkatze verwaschen und kontrastarm, bei der Hauskatze oft kontrastreich.
  • Die Wildkatze hat vier charakteristische längere Streifen am Nacken und zwei parallele Streifen auf den Schultern sowie einen deutlichen Aalstrich am Rücken.
  • Der Schwanz einer Wildkatze ist buschig und weist zwei bis drei voneinander abgesetzte (nicht verbundene) schwarze Ringe auf. Das dunkle Schwanzende ist stumpf.
  • Der Nasenspiegel ist bei der Wildkatze immer fleischfarbig.
Die Wildkatze hat vier charakteristische längere Streifen am Nacken und zwei parallele Streifen auf den Schultern sowie einen deutlichen Aalstrich am Rücken. | Foto: Privat/Symbolfoto
  • Die Wildkatze hat vier charakteristische längere Streifen am Nacken und zwei parallele Streifen auf den Schultern sowie einen deutlichen Aalstrich am Rücken.
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Neugierde mit Maß steuern

Im Interesse der Wildtiere, die durch die steigende Präsenz des Menschen bereits Stress-Symptome zeigen, verweist Silberschneider auch auf rechtliche Grundlagen, die jeder kennen sollte, der sich in der Natur bewegt.

„Die Begeisterung über die Natur und das Interesse an Wildtieren steigt. Für Wildtiere kann dieses Interesse aber auch sehr unangenehm werden. Wildtiere zu fotografieren oder gar mit Drohnen zu verfolgen, erfreut sich leider steigender Beliebtheit.
Johann Silberschneider, Bezirksjägermeister in Deutschlandsberg

Bist du auch gerne in der Natur unterwegs?

„Wir sind daher mittlerweile sehr vorsichtig, wenn es um die Mitteilung von genaueren Ortsangaben geht. Auch Datengewinnung rund um die Natur ist zum Geschäftsmodell geworden, an dem viele gut verdienen", macht Silberschneider aufmerksam und betont: "Die Jägerinnen und Jäger haben allerdings Fach- und Ortskenntnis und sind aufgrund ihres gesetzlichen Auftrages ohnehin vor Ort. Sie kennen das Revier und bewegen sich mit Rücksicht auf Wildtiere. Würden sie das nicht können, wären sie auch jagdlich nicht erfolgreich. Das Monitoring über die Jagd bietet daher große Vorteile – auch für die davon betroffenen Wildtiere.“

Der Natur verpflichtet

Im Bezirk Deutschlandsberg gibt es 1.800 Jägerinnen und Jäger, die mit ihrer hohen Natur- und Lebensraumkompetenz aktiv an Prozessen mitarbeiten. 

Monitoring von verschiedenen Wildarten ist dabei eine der Kernaufgaben der Jägerinnen und Jäger. Zum einen ist die laufende Erhebung über Bestandeszahlen und -entwicklungen die Grundlage dafür, um den gesetzlichen Auftrag, den die Jagd in Bezug auf jagdbare Arten hat, zu erfüllen. Der ganzheitliche Ansatz der Jagd, über ihren Leitspruch „Natur verpflichtet“ zum Ausdruck gebracht, umfasst aber auch das Monitoring von geschützten Arten.

Zum Monitoring

Die steirische Landesjägerschaft ist sicher die größte Monitoringorganisation in der Steiermark, und unterstützt mit ca. 24.000 Jägerinnen und Jägern die unterschiedlichsten Projekte und wissenschaftliche Studien. Die aktuellste Projektarbeit der Steirischen Landesjägerschaft ist das gemeinsame und internationale Luchsmonitoring mit dem Land Steiermark und der Slowenischen Jägerschaft.

Der Vorteil, den die Jagd hier im Vergleich zu beauftragten Büros gegenüber allen Steirerinnen und Steirern bietet: Dieses Monitoring erfolgt flächendeckend, ehrenamtlich und kostenlos. Somit profitieren alle am Geschehen in der steirischen Natur Interessierten vom Fachwissen der über 24.000 Jägerinnen und Jäger. Diese verfolgen die Entwicklungen in den Wildlebensräumen genau, weit über 10.000 Wildkameras unterstützen die Jagdausübungsberechtigten bei dieser wichtigen Arbeit.

Übrigens: Bei der Sichtung von seltenen und besonderen Tieren kann man sich gerne an das Bezirksjagdamt wenden.

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