Streikende standen in Deutschlandsberg vor verschlossener Türe

- Josef Steiner, Obmann des Sozialvereines Deutschlandsberg, hat die Streikenden nicht in die Büros des Sozialvereines gelassen.
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Die Streikenden des Sozialvereines Deutschlandsberg fanden keinen
Einlass ins Büro.
DEUTSCHLANDSBERG. Ein dreistündiger Warnstreik wurde Ende der Vorwoche unter den Arbeitnehmern der Sozialbetriebe ausgerufen.
Der Grund? "Die ergebnislose Verhandlungsrunde am 12. Februar über einen Kollektivvertragsbeschluss war bereits in der fünften Runde. Das Angebot der Arbeitgeber wurde allerdings nicht merklich verbessert", erklärt Norbert Schunko, Geschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp). Gefragt zu den Streikzielen: "Es geht um die Erhöhung der Löhne und Gehälter, Anerkennung der Qualifikationen und vor allem um eine 35-Stunden-Woche. Schließlich handelt es sich von der Pflege bis zur Betreuung um äußerst verantwortungsvolle Tätigkeiten, die entsprechend abgegolten werden müssen."
Einfach ausgesperrt
Ein Streik, rechtlich in eine Betriebsversammlung gebettet, war daher auch in Deutschlandsberg angesagt. 37 Mitarbeiter des Sozialvereines wollten mit diesem Vorhaben in das Büro – vergebens: Obmann Josef Steiner hat nur Arbeitswilligen die Türe geöffnet. Warum? "Ich habe erst zwei Tage zuvor von dem Streik erfahren, der auch noch in diesen beengten Räumlichkeiten stattfinden sollte. Das ist keine vertrauensbildende Maßnahme, wo wir sonst alles mit dem Betriebsrat besprechen. Immerhin haben wir über 100 Mitarbeiter, und niemand wusste, wie viele am Streik teilnehmen. Somit war auch die Organisation für die zu Betreuenden sehr kurzfristig", so Steiner auf Anfrage der WOCHE und ergänzt: "Außerdem hatten einige Mitarbeiter vor, regulär zu arbeiten, und das wollte ich ermöglichen. Daher sollten sich die Streikenden einen anderen Platz suchen, das habe ich zwei Tage zuvor gegenüber der Streikleitung betont." Empörung herrschte bei den Streikenden, unter ihnen Gewerkschaftsbund-Chef Horst Schachner: "So etwas habe ich noch nie erlebt." Norbert Schunko zeigte sich überrascht, vor verschlossener Türe zu stehen: "Aus meiner Sicht war das ein nicht notwendiger Schritt, weil es in einer Demokratie wohl selbstverständlich ist Betriebsversammlungen und Warnstreiks abzuhalten. Bei uns in der Steiermark redet man miteinanander und sperrt nicht aus!"
Betriebsratsvorsitzende Manuela Künstner zu den Vorwürfen, den Obmann zu spät informiert zu haben: "Es sind alle so früh als möglich informiert worden, auch an den Schulen. Wo keine andere Betreuung möglich war, wurden die Mitarbeiter zur Arbeit angehalten." Die Streikenden sind schließlich in die Brunnenstube ausgewichen.
Knackpunkt 35-Stunden-Woche
Josef Steiner, selbst langjähriger Gewerkschaftsfunktionär, zu den Streikforderungen: "Man war ja bei den Gehaltsverhandlungen nicht mehr so weit auseinander, soviel ich informiert bin. Der Knackpunkt ist die 35-Stunden-Woche. Ich weiß, dass alle in diesem Beruf sehr belastet sind. Aber bei dem herrschenden Personalmangel wäre es schwierig, die neu entstehenden Dienstposten bei vollem Lohnausgleich zu besetzen. Ich glaube nicht, dass es im Sinne der Gewerkschaft ist, noch mehr Menschen aus dem Ausland im Gesundheitsbereich arbeiten zu lassen."
Die weiteren Schritte
Die nächste Verhandlungsrunde ist am 23. Februar. Sollte es zu keinem Einlenken vonseiten der Arbeitgeber kommen, sind weitere Aktionen für den 27. und 28. Februar geplant. Die Schritte werden im großen Kollektivvertrags-Verhandlungsteam der Arbeitnehmer vereinbart.
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