Fronleichnam
Wenn der Herrgott durch Stadt und Land spaziert...

Eveline Liebmann (Mitte) und ihr Team beim Blumenpflücken in Schamberg | Foto: Josef Fürbass
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  • Eveline Liebmann (Mitte) und ihr Team beim Blumenpflücken in Schamberg
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Nach Christi Himmelfahrt, Pfingsten und dem Fest der Heiligen Dreifaltigkeit wird am 16. Juni Fronleichnam gefeiert. Und so wie es aussieht heuer endlich wieder unter anderen Bedingungen als in den letzten beiden Jahren. Vor allem die Stadt Deutschlandsberg und der Markt Eibiswald verwandeln sich zu Fronleichnam regelrecht in ein Blütenmeer. Blumenteppiche wird man jedoch auch in Wies und in anderen Orten bestaunen können.

WIES/DEUTSCHLANDSBERG. Fronleichnam leitet sich vom mittelhochdeutschen "vronlicham" ab und bedeutet Leib des Herrn. Das katholische Fest wird seit 1264 stets am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert. In der Südweststeiermark ist dieses Fest der Eucharistie schon vor 1285 nachweisbar. "Heute geht der Herrgott über die Felder", erzählt die Oma ihrem Enkelkind an der Hand und deutet dabei auf den Himmel, unter dem der Pfarrer in der Monstranz das Allerheiligste mit sich trägt.


Die Landjugend trägt den Himmel

Ein Fronleichnamsfest ohne Blumenteppiche ist in Wies unvorstellbar. Der Brauch lebt wie überall vom Gemeinschaftssinn. Leute aus der Pfarre bringen Blumen, die im hinteren Bereich der Kirche gesammelt werden. Seit fünf Jahren beteiligt sich auch die Landjugend wieder am Blumenlegen. Eingebürgert hat sich das, als Obmann Georg Waltl in den Pfarrgemeinderat gewählt wurde. "Am Anfang waren wir zu viert, mittlerweile sind wir schon zehn bis 15 Leute", ortet Waltl, der auch Landjugend-Bezirksobmann ist, steigendes Interesse. "Die Mitglieder sehen, dass es lustig sein kann, etwas gemeinsam zu machen." Um sechs Uhr in der Früh geht es los.

Die Landjugend Wies bindet nicht nur die Erntedankkrone, sondern hilft auch zu Fronleichnam tatkräftig mit: Lena Kieler, Laura Spari, Florian Kronabeter und Josepha Krasser (v. re.) | Foto: Josef Fürbass
  • Die Landjugend Wies bindet nicht nur die Erntedankkrone, sondern hilft auch zu Fronleichnam tatkräftig mit: Lena Kieler, Laura Spari, Florian Kronabeter und Josepha Krasser (v. re.)
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Dann werden aus Blumen, Rasen- und Strauchschnitt florale Kunstwerke gestaltet. "Die Ideen sind zwar im Kopf, oft passieren die Muster aber spontan." Herz, Kelch und (Friedens-)Taube sind die gängigen Motive. "Wir freuen uns, beim Fronleichnamsfest mitwirken zu dürfen", betont Waltl. Denn die Landjugend trägt auch den Himmel und die altehrwürdigen Kirchenfahnen beim Umgang.


Schmuck aus Blüten und Birkenbäumchen

Deutschlandsberg ist für seine Blumenteppiche mit religiösen und regionalen Motiven weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt. Heuer hat das Stadtmarketing die Organisation übernommen. Auch 100 Birkenbäumchen wurden bestellt, wie Manuela Suppan erzählt. Die Menschen brechen von den Birken gerne Zweige ab, die sie mit nach Hause nehmen, wo sie Glück bringen und vor allem vor Unwettern verschonen sollen.

Eine besondere Kulisse für die Stadtkapelle: Zu Fronleichnam, heuer am 16. Juni, wird die Bezirksstadt Deutschlandsberg am Hauptplatz wieder von üppigen Blumenteppichen umsäumt stein.
 | Foto: Alois Reinprecht
  • Eine besondere Kulisse für die Stadtkapelle: Zu Fronleichnam, heuer am 16. Juni, wird die Bezirksstadt Deutschlandsberg am Hauptplatz wieder von üppigen Blumenteppichen umsäumt stein.
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Bereits in aller Früh versammeln sich zahlreiche Helferinnen und Helfer, um die Straßen und Plätze entlang der Prozession für diesen besonderen Tag zu schmücken. Mittendrin findet man seit 20 Jahren auch Eveline Liebmann aus Schamberg, die mit Evelyn Krammer, Monika Hutter, Renate Mörth, Sarah Mörth, Alois Gritsch, Daniel Zaugg und Agnes Eck (studiert zurzeit in der Schweiz) ein tolles unterstützendes Team an ihrer Seite hat. Denn viele Handgriffe sind schon vor dem eigentlichen Legen des Blumenteppichs erforderlich. "Daniel, Sarah und Agnes wählen die Motive aus. Was sie vorschlagen, wird umgesetzt."

Evelyn Krammer, Eveline Liebmann, Monika Hutter und Luise Kleindienst (nicht am Foto) bekamen im Juli 2021 für ihr langjähriges Engagement anlässlich des  Fronleichnamfestes von der Stadtgemeinde Deutschlandsberg die Ehrennadel verliehen. | Foto: Josef Fürbass
  • Evelyn Krammer, Eveline Liebmann, Monika Hutter und Luise Kleindienst (nicht am Foto) bekamen im Juli 2021 für ihr langjähriges Engagement anlässlich des Fronleichnamfestes von der Stadtgemeinde Deutschlandsberg die Ehrennadel verliehen.
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In den Wochen vor Fronleichnam schenkt Eveline Liebmann ihrer Umgebung besonders viel Aufmerksamkeit. Sticht ihr eine Blumenwiese oder ein Zierstrauch ins Auge, nimmt sie sogleich Kontakt zu den Besitzern auf. Vier Tage vor dem Fest ist sie dann mit Evelyn Krammer fast pausenlos unterwegs, um Blumenschmuck zu sammeln. Die Fahrt geht mitunter bis zur Weinebene, ein Zehn-Stunden-Tag ist da keine Seltenheit. "Von einem Bauern in Kloster bekommen wir Schneeball. Die Erlebnisgärtnerei Steffan stellt uns nicht mehr verkaufbare Ware zur Verfügung, die wir sehr gut gebrauchen können", zählt Liebmann auf. Damit macht sich Monika Hutter auf ins Volkshilfe Seniorenzentrum, wo die Bewohnerinnen und Bewohner mit viel Liebe und Interesse beim Zupfen und Sortieren der Blüten mithelfen. "In dankenswerter Weise nimmt das Gästehaus Kleindienst (Westland Obst) in der Glashüttenstraße seine Kühlanlage in Betrieb, damit die Blumen frisch bleiben", so Liebmann.

Renate Mörth und Daniel Zaugg: Verbirgt sich in der Papierrolle der Entwurf für das diesjährige Blumenbild? | Foto: Josef Fürbass
  • Renate Mörth und Daniel Zaugg: Verbirgt sich in der Papierrolle der Entwurf für das diesjährige Blumenbild?
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Für den Fronleichnamsschmuck gesammelt werden jedoch nicht nur Rosen, Hosenknopf, Hornklee, Wiesenklee und Lupinen sondern auch Eierschalen, Zapfen und Sägespäne. Mehr noch: "Mein Mann Peter sammelt in unserer Frühstückspension seit eineinhalb Jahren Kaffeesud", verrät Eveline Liebmann. "Er trocknet und siebt ihn. Geschätzte 80 Kilo hat er mittlerweile beisammen." Margeritenblüten zupfen, Katzenschwanz oder Strauchschnitt mit der Schere zerkleinern - es steckt viel händische Vorbereitungsarbeit dahinter, bis die Grundlage für die Blumenteppiche vorhanden ist.

Kreative Lückenfüller

Auf die Darstellung von Liebmann und ihrer Helferschar vor dem Bezirksgericht Deutschlandsberg darf man schon jetzt gespannt sein. Die Mannschaft versteht sich zudem im positiven Sinn des Wortes als "Lückenfüller". Das heißt, sie verschönt auch jene Flecken, die sonst schmucklos geblieben wären...
"Meistens macht beim Blumenlegen auch unser Herr Bürgermeister eine Runde und schaut vorbei", erzählt Monika Hutter. Im Einsatz war die Partie von Eveline Liebmann schon bei jedem Wetter. "Nur Schnee hatten wir noch keinen", scherzt man. Dafür aber Wind. Da wurden die Blüten mit Wasser beträufelt, damit sie am Boden kleben blieben...

Gemeinsames Erlebnis

Obwohl es viel Aufwand ist, sind alle mit großer Begeisterung bei der Sache. "Die Gemeinsamkeit ist am schönsten", kommt es im Chor von der Runde. Und nach getaner Arbeit gönnt man sich ein wohlverdientes Frühstück - natürlich ebenfalls gemeinsam!
Wenngleich heutzutage viele Wiesen schon früh gemäht werden und bei einem späten Termin manche Blumen im Tal bereit abgeblüht sind, so wird das "Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Christi" dennoch Jahr für Jahr mit wunderbaren floralen Kunstwerken begangen.

Es ist jedes Mal ein erhebender Augenblick, wenn sich die Fronleichnamsprozession mit Musikkapelle, Kirchenfahnen, Vereinen, Honoratioren, den Erstkommunionkindern in weißen Kleidern sowie vielen weiteren Teilnehmer:innen in Bewegung setzt.

So schaut es in Deutschlandsberg aus:

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