„Flexiblere Rahmenbedingungen sind im Rahmen des Jugendschutzgesetzes notwendig und nicht erhöhte Strafen“
Die Leibnitzer Neo- VP-Landtagsabgeordnete Ingrid Gady-
für die Bezirke Leibnitz und Deutschlandsberg - im Interview
Zu den veröffentlichten Aussagen von Bürgermeister und Gastro-Obmann Wratschko zum Vorschlag von Neo-Landesrat Michael Schickhofer zum Jugendschutzgesetz, die Höchstgrenzen der Strafen für Unternehmer bei Übertretung des Jugendschutzgesetzes auf bis zu € 30.000 anzuheben, hat nun LAbg Gady als Mutter, Unternehmerin und Politikerin die Vorschläge relativiert und ergänzt .
„Grundsätzlich ist eine österreichweite Vereinheitlichung der gesetzlichen Vorgaben, die letztlich leider nicht ganz gelungen ist, aus Sicht der Familien zu begrüßen. Zugleich muss aber festgehalten werden, dass gesetzliche Vorgaben nicht reichen können, damit die Jugendzeit glückt, wie beispielsweise auch die gesetzlichen Vorgaben zum Alkoholverbot zeigen; sie sind wichtig, aber lösen das Problem nicht. Es braucht einen geschärften Blick darauf, in welchem Kontext heutige Jugendliche aufwachsen bzw. in welche Gesellschaft sie hinein wachsen, was ihre Bedürfnisse sind, was sie brauchen um geglückt aufwachsen zu können“, so ihre einleitenden Worte.
Ihrer Meinung nach braucht es zunächst zum Teil ein Mehr an Elternbildung und Stärkung der Eltern, damit sie ihren Kindern in dieser wichtigen Entwicklungsphase Stütze sein und sie stärken können. Es braucht Aufmerksamkeit und Interesse für die Anliegen, Sorgen und Nöte der Jugendlichen, besonders auch für jene, denen es aufgrund schwieriger familiärer Verhältnisse nicht leicht fällt in dieser Gesellschaft Fuß zu fassen. Gemeinsam müssen wir bestrebt sein und die Rahmenbedingungen dafür schaffen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Speziell für uns Frauen ist es oft schwierig, die richtige Balance zwischen Familie und Beruf zu finden. Um eine bessere Vereinbarkeit zu ermöglichen, müssen flexible Rahmenbedingungen für individuelle Arbeitszeitmodelle geschaffen werden. Dazu braucht es die Verfügbarkeit von Kinderbetreuungseinrichtungen – mit flexiblen Öffnungszeiten. Es gibt eine Vielzahl gut funktionierender privater Initiativen, die es aber zu unterstützen und zu vernetzen gilt. Im Bereich der Betreuung von unter Dreijährigen besteht aber akuter Handlungsbedarf.
Um unsere Jugend zukunftsfit zu machen, brauchen wir ein integriertes Gesamtkonzept vom Kindergarten bis zur Beendigung der Berufstätigkeit. Der Fokus muss auf dem Erreichen von Mindeststandards in den Bereichen Lesen, Rechnen und Schreiben liegen. Ohne diese Grundkenntnisse darf keines unserer Kinder die Schule verlassen.
Zu diesem Zweck muss auch das Schulsystem besser an die Herausforderungen der Zukunft angepasst werden. Chancengerechtigkeit beginnt im Kindergarten. Kindergärten müssen von Betreuungseinrichtungen in Richtung Bildungseinrichtungen aufgewertet werden. Wir brauchen eine Frühförderung von Kindern in Form eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres mit bundesweit einheitlichen Sprachbildungszielen als Grundstein für das Beherrschen der Grundkompetenzen. Generell muss das Förderungsangebot für Kinder mit Sprachdefiziten intensiv ausgebaut werden – speziell auch für Neuankömmlinge mit nicht-deutscher Muttersprache. Ebenso muss das Niveau der Volksschulausbildung angehoben werden. Klare Zielerreichungskriterien für vier Jahre Volksschule in Lesen, Rechnen und Schreiben müssen implementiert werden. Wir wollen ein Umdenken in unserem Schulsystem von der Schulpflicht hin zur Bildungspflicht erreichen: Erreichen von Mindeststandards statt Absitzen von Pflichtschuljahren!
„Das Angebot der Ganztagsschulbetreuung MUSS bedarfsorientiert flächendeckend ausgebaut werden, wobei das Prinzip der Freiwilligkeit ebenso beibehalten werden muss“
„Als Politikerin sehe ich meine Aufgabe darin, für eine gute Abstimmung bzw. für eine gute Zusammenarbeit zwischen den Akteuren – Kinder-Eltern-Wirtschaft-Politik, zu sorgen. Man stelle sich vor, Trainer, Torwarttrainer und Konditionstrainer einer Fußballmannschaft hätten keine gemeinsame Haltung und Strategie und würden sich in ihrer Arbeit mit der Mannschaft nicht abstimmen. Damit eine Mannschaft vorne dabei ist und einen Sieg erringen kann, damit unsere Jugendlichen die „Gewinnerinnen und Gewinner“ der Zukunft sind, braucht es mehr als gesetzliche Ausgehregelungen (und schon gar keine verschärften Strafen!!!). Es braucht eine gesamtgesellschaftliche Veränderung in der Haltung gegenüber Jugendlichen, eine Kraftanstrengung aller Menschen guten Willens, die Jugendlichen zeigt, dass ihre Bedürfnisse und Interessen aufmerksam wahrgenommen werden und ihr Können in dieser Gesellschaft gebraucht wird“.
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