Gedenken an das Bergbau-Unglück in Pölfing-Brunn

Feierlich war die Segnung der neuen Gedenkstätte beim ehemaligen Kohlebergwerk in Pölfing-Brunn. | Foto: KK
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  • Feierlich war die Segnung der neuen Gedenkstätte beim ehemaligen Kohlebergwerk in Pölfing-Brunn.
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PÖLFING-BRUNN. Am Fronleichnamstag 1987 hat sich im Kohlebergwerk Pölfing-Brunn ein schweres Unglück ereignet - ein 19-jähriger Bursche ist dabei umgekommen.

Ein Auszug aus dem Grazer Tagblatt schildert die Stimmung :

"Ein schöner, klarer Sommermorgen war es, Fronleichnam 1897. Die Schüler bereiteten sich vor um mit ihren Lehrern der Volksschule Pölfing-Brunn nach Wies zur Fronleichnamsprozession zu gehen.
Schon um 8 Uhr in der Früh als die Kinder durch die Kolonie gingen, bemerkten sie eine sonderbare Unruhe der Arbeiter; die Schachthäuer eilten vom Hauptschacht zum Wenzelschacht und zurück, auch die Aufsicht wurde verständigt und eilte zum Schacht. Während der kirchlichen Feier trat unter den Leuten eine Unruhe ein; ein Fragen: Was ist denn los? Der Hauptschacht wird einstürzen, hieß es. Alles eilte nach Hause und strömte zum Schacht. Erst hieß es die Gefahr ist nicht groß, es kann alles behoben werden, der Schacht wird zum Retten sein, aber von Stunde zu Stunde sank das Vertrauen. Um 1 Uhr nachmittags hat ein donnerartiges Getöse das Schachgebäude erschüttert, ein Krach, der eine Förderkorb wurde bis zum Dach des Schachtgebäudes emporgerissen, der andere sauste in die Tiefe. Eine lautlose Stille trat ein. Es wurde der vielhundertköpfigen Menge verkündet, dass der Schacht nicht mehr zu retten sei und auch nicht an die Rettung des 19-jährigen Burschen, der bis zum Schluss die Pumpe im Tiefbau bedient hat, nicht mehr zu denken sei. Da blieb kein Auge trocken. Der Gedanke an den Jungen in der Tiefe und das viele Hundert brotlos geworden sind, das war zu schwer.
Am Abend kam Generaldirektor Rochlitzer aus Graz; er tröstete die Eltern des verunglückten, gab ihnen ein ansehnliches Geldgeschenk und sorgte auch weiterhin für sie. Auch den Bergarbeitern sprach er Trost zu und es wurden die beiden Nachbargruben Wenzelschacht und Schönegg verstärkt, ein Teil der Arbeiter kam ins Köflacher Revier, aber viele mußten ins Ausland. Im Juni 1900 wurden auch diese beiden Schächte eingestellt. In diesen Schacht harrt der junge Mann der Auferstehung und tausender Tonnen Glanzkohle in diesem großen Revier harren der Erlösung aus der Tiefe. Zum Wohle des Staates, der Wirtschaft und der Bergarbeiter.

Die Gedenkfeier

Im Gedenken an dieses Unglück und den dabei Verstorbenen hat man jetzt die Hauptschachtgedenkstätte in einem feierlichen Akt gesegnet.
Vertreter der Marktgemeinde Pölfing- Brunn mit Bgm. Karl Michelitsch, ehemalige Kumpel und Mitglieder der Knappschaft Pölfing-Bergla, die Marktmusikkapelle und viele Bewohner von Pölfing- Brunn sind gekommen, um an Einsturz des Hauptschachtes zu erinnern. Unter den Mitgliedern der Knappschaft war auch der Ur-Enkel von Wenzel Radimsky, Klaus Radimsky. Außerdem hat man die altehrwürdige Fahne von Wenzel Radimsky, die er 1882 anlässlich seines 50. Geburtstages den Brunner Kumpel geschenkt hat, mitgebracht.
Nach einem kurzen Platzkonzert marschierte man durch die Arbeitersiedlung zur Hauptschachthalde, wo schon Pfarrer Markus Lehr wartete und die sogenannte Hautschacht- Gedenkstätte zu segnen. Zu Beginn dieser Segnung ertönte das Geläute der „Barbara Glocke“, die immer bei Ableben eines Bergmannes läutet. Diese Gedenkstätte, die aus einem Schulprojekt hervorgeggangen ist, wurde in unzähligen Stunden von den Brunner Knappen als würdiger Ort der Erinnerung errichtet. Pfarrer Markus Lehr hat in seiner Andacht auch die verstorbenen Kumpel eingebunden hat, insbesondere den durch den Einsturz des Hauptschachtes nicht mehr geborgenen 19-jährigen Pumpenwärter Franz Renc.

„Und wieder tönt vom Schachte her“

Nach Ansprachen von Initiator dieses Projektes Karl-Heinz Sommer, Obmann der Knappschaft Pölfing- Bergla, Reinhard Riedmüller und Bgm. Karl Michelitsch ertönte das Lied „Und wieder tönt vom Schachte her“, das viele Besucher in Wehmut versinken lies.
Nach dieser Segnung ging man auf das Plateau der Halde und hielt dort die Gedenkmesse ab. Nach dieser Messe gab es einen weiteren Höhepunkt und zwar die Uraufführung einer Auftragskomposition der Brunner Knappen für die MMK Pölfing- Brunn. Man hörte zu diesem Gedenken und als Wertschätzung für MMK Pölfing- Brunn den „Pölfing- Brunner Knappenmarsch“. In diesen enthalten sind auch Passagen des Liedes „Glück auf der Steiger kommt“. Die Bevölkerung sowie alle Anwesenden dankten mit viel Applaus. Nach dieser würdigen Feier lud die Marktgemeinde Pölfing- Brunn zu einer Agape ein. Mit dieser Feier wurde Pölfing- Brunn in die große Zeit des Bergbaues zurückversetzt. Glück auf!
von Karl-Heinz Sommer

Wer mehr über diese Zeit erfahren möchte, kann den Schaustollen in Pölfing-Brunn besichtigen.

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