"Vielen jungen Menschen fehlt heute leider die Geduld"

Karl Garber wurde 1989 Weltmeister im Semikontaktkickboxen. | Foto: KK
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Karl Garber ist selbst mit 55 Jahren noch immer ein Besessener des Kickboxens: Heute ist der ehemalige Weltmeister im Semikontakt-Kickboxen Obmann des Deutschlandsberger Kickbox-Clubs und ist für die Sportgala der Stadt (15. Juni) nominiert. Die WOCHE traf den gebürtigen Steyeregger zum Interview.

WOCHE: Du wurdest 1989 Weltmeister im Semikontaktkickboxen, bist Vizeeuropameister und oftmaliger Staatsmeister. Wenn sportlicher Ziele fehlen, ist dann nicht irgendwann die Luft draußen?
KARL GARBER: Sport ist in erster Linie der Versuch, seine eigenen Leistungsgrenzen zu erfahren. Die vielen Erfolge wurden mir ja nicht geschenkt, jeder Kampfsportler muss ständig an seiner Technik arbeiten, seine Fähigkeiten trainieren und seinen Körper auf einem sehr hohen Level fit halten. Außerdem ist da auch noch Verantwortung für die Jugend, der wir unser Wissen weitergeben sollten.

Seit knapp 30 Jahren besteht der Kickbox-Club Deutschlandsberg, dem du als Obmann vorstehst. Was sind die sportlichen Unterschiede zwischen Deinen Anfängen und heute?
Wir haben damals eine extrem gute Technik gehabt, die körperlichen Voraussetzungen waren damals wie heute Basis für Erfolge. Heute wird bedeutend schneller gekämpft, das ist zwar spektakulärer als früher, doch die ausgefeilte Technik leidet darunter.

Der Bezirk Deutschlandsberg ist ja eine Hochburg des Kickboxsports, warum eigentlich?
Gottseidank haben viele ehemalige Spitzenleute des Kickboxsports sich nach ihren aktiven Karrieren nicht auf den Lorbeeren ausgeruht, sondern geben heute ihr hohes sportliches Wissen an die Jugend weiter. Diese Entwicklung zeigt, welch hohe Vorbildwirkung Trainer, die selbst große Erfolge hatten, für die Jugend haben. Ob in Wies oder in Deutschlandsberg, ohne engagierte Fachleute wäre die Ausbildung junger Leute auf diesem hohen Level unmöglich.

Welche große Unterschiede haben die Formen des Kickboxsports?
Wir betreiben eigentlich die kreativste Form des Kampfsports. Ob Pointfighting, Semi- oder Vollkontakt, an die individuellen Fähigkeiten der Athleten werden sehr hohe Ansprüche gestellt, weil das die Grundlagen für Erfolge sind. Leider fehlt heute vielen jungen Menschen die nötige Geduld, deshalb ist die „Drop-Out-Rate“ sehr hoch.

Es gibt also trotz der großen Erfolge Nachwuchsprobleme?
Nicht unbedingt. Viele wollen Kickboxen betreiben. Wir haben im Kinder- und Schülerbereich großen Zulauf, leider fallen etwa ab dem 15. Lebensjahr viele hoffnungsvolle Talente ab, weil sie sich die harte Trainingsarbeit nicht antun wollen oder sich für sie die Interessen in unserer Gesellschaft ändern.

Kann man einen Vergleich zu deinen Anfangsjahren ziehen?
Vor 30 Jahren haben 20 bis 30 Prozent der Sportler diese kritische Phase übertaucht, heute sind es leider maximal fünf Prozent. Oft sind es die talentiertesten Sportler, die aufgeben. Das ist allerdings eine Zeiterscheinung, die wir auch durch das beste Training nicht kompensieren können, eine Entwicklung, mit der wir in allen Bereichen des Sports verstärkt zu kämpfen haben.

Das Gespräch führte Franz Krainer.

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