Thomas Tscherne bei Vortrag zur Zukunft des Waldes
Der Hirschflüsterer sagt seine Meinung. Laut!
Ein Mann, der polarisiert! Schon allein durch sein Auftreten. „Söbst G´ schossane“ hirschlederne Cargohose, Rauschebart und die langen Haare nach hinten zu einem Zopf geflochten. Auf die Alm fährt er mit dem Hummer, bahnt sich den Weg durch brusthohen Schnee zu Fuß oder flog noch vor ein paar Jahren selbst den Hubschrauber um Futter zu „seinen“ Hirschen zu bringen.
Hirschflüsterer
Natürlich ist Thomas Tscherne weit über die Grenzen des Gasteiner- und Angertals bekannt, in denen er mit seiner Frau ein Hotel sowie eine Hirschfütterung betreibt. „A richtig bunta Hund“, der medienwirksam versucht, seine Projekte voranzutreiben oder sein Hotel zu bewerben. Könnte man meinen! Wenn man aber genauer hinschaut und vor allem hinhört, dann erscheint da ein etwas anderer Thomas Tscherne.
Was hat das nun aber mit einem kürzlich im steirischen Pernegg gehaltenen Vortrag über Wald zu tun? Thomas Tscherne hat nicht nur Freunde, sondern auch einige Gegner. Ein sehr mächtiger unter diesen ist die Österreichische Bundesforste AG (ÖBF). So ist es nämlich innerhalb der ÖBF offenbar Meinung, dass "Hirsche bloß Schädlinge im Wald und daher radikal zu dezimieren sind – mit allen Mitteln!" Dem hat Thomas Tscherne recht eindrucksvoll widersprochen.
Rotwild bloß Schädling?
In dem vom Jagdverein Weidwerk mit Zukunft (Bezirksstelle Bruck a.d. Mur) in Pernegg organisierten Vortrag ging Tscherne mit sehr viel Hintergrundwissen auf das Thema ein, beleuchtete es von verschiedenen Seiten, half den interessierten Zuhörern zur Betrachtung aus anderen, ihnen bis dato unbekannten Blickwinkeln.
Er ist als gelernter Förster, jahrzehntelanger Jagdpächter und erfolgreicher Geschäftsmann mehr als ein quasi „interessierter Dilettant“ beim Thema „Wald als Geschäftsmodel“. Tscherne ist so tief in der Thematik drinnen, dass die partiell hochkarätigen Teilnehmer des Vortrags von der Menge an Zahlenmaterial sichtlich beeindruckt und temporär überfordert schienen. Trotzdem hat er es immer wieder geschafft, Bilder in den Köpfen der Zuhörer zu schaffen.
Anwalt der Hirsche
Im Laufe des Vortrags entpuppte sich Tscherne als ein von Idealen beflügelter „Anwalt der Hirsche“, dem der Wald mindestens genauso viel bedeutet wie das Wild selbst. Bildet dieser doch die Wohnung des Wildes. Thomas Tscherne ist kein verkappter „Radikalinski“, dem es nur ums Streiten geht. Bei seinem Vortrag hat er gezeigt, sich in die Lage Anderer hineinversetzen zu können und versucht deren Beweggründe zu verstehen.
Sein essenzieller Rat: Sich genau von allen Seiten zu informieren. Einfach mit anderen Menschen über das heikle Thema zu sprechen, damit sich auch sie eine Meinung bilden können. Hassbriefe an die Bundesforste zu schreiben, ist hingegen absolut kein angebrachtes Mittel.
Zudem hat er einen schwierigen Platz innerhalb der Jägerschaft. Er ist ein in Lösungen denkender Mensch und keiner der sich bloß an den Problemen mockiert. Klar, dass er da mit so Manchem in der Zunft aneckt.
Der Vortrag hat zum Nachdenken angeregt. Hängengeblieben ist bei einem Großteil der Zuhörer aus der Fülle an Zahlen besonders eine Zahl – nämlich die Summe von 750 Millionen Euro. So viel Geld hat es den österreichischen Steuerzahler nämlich gekostet, die durch Feuer zerstörten kaiserlichen Redouten-Säle in Wien zu restaurieren. Heimische Kultur zu bewahren.
Rothirsch seit 190.000 Jahren heimisch!
Der Rothirsch ist ein in Europa seit Jahrtausenden (190.000-127.000 Jahre)* heimisches Wild, hat also auch die letzte Eiszeit überlebt. Somit ist er ebenso Teil unserer Kultur, wie auf so vielen Wappen und Schildern unleugbar belegt! Die Österreichischen Bundesforste (Anm.: Deren Eigentümer auch die Steuerzahler sind) beziffern die durch Rotwild am Wald entstandenen Schäden auf nicht mehr als 3 Millionen Euro pro Jahr. Auf dem gesamten österreichischen Bundesgebiet!
Dieses wahrlich faszinierende und majestätische Geschöpf darf nicht ausgerottet werden! Vielmehr gilt es das Rotwild zu erhalten, für uns und unsere Enkelkinder. Diesen vergleichsweisen geringen Betrag von 3 Millionen Euro sollte uns der König der Wälder einfach wert sein. Sind es doch wir Menschen, die den scheuen Kulturflüchter in immer schwierigere Gegenden zurückdrängen und selbst bedeutend höheren Schaden am Wald verursachen.
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