Dem Restmüll geht es an den Kragen

Wohnen wie auf einer Müllhalde: In Mehrfamilienhäusern sinkt die Moral, den Müll zu trennen, Dosen flach zu drücken und Abfall von vornherein zu vermeiden. | Foto: Edith Ertl
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Nachhaltig abspecken, das wollen in der Fastenzeit viele. Sieben Gemeinden im Bezirk gehen einen neuen Weg und reduzieren das Gewicht - das von ihrem Restmüll. Wie Eggersdorf, Kainbach, Kumberg, Laßnitzhöhe, Nestelbach, St. Marein und St. Radegund Schritt für Schritt dieses Ziel umsetzen wollen, darüber berichtet der Abfallwirtschaftsverband morgen (14. März) in einer Pressekonferenz.

Was tun mit schwarzen Schafen in der Mülltrennung?

Die Moral zur Mülltrennung ist im Sinkflug. Funktioniert die Mülltrennung bei Einfamilienhäusern zumeist recht ordentlich, zeigt der Trend bei Mehrparteienhäusern in die andere Richtung. In der Anonymität von Wohnblöcken nehmen Fehlwürfe mehr und mehr zu. Vielfach ist es Bequemlichkeit, die Säcke gefüllt mit Gurkengläsern, Bierdosen, Speiseresten, Zeitungspapier und gebrauchter Unterwäsche ungetrennt in den Restmüll fallen lassen. Was aber tun, wenn ein schwarzes Schaf in einer Mietergemeinschaft ausschert und die Restmülltonne überkübeln lässt?

Laut Bestimmungen des Stmk. Abfallwirtschaftsgesetzes dürfen Restmülltonnen nur so weit gefüllt werden, dass der Deckel noch zugeht. Andernfalls gibt es in den Gemeinden Restmüllsäcke zu kaufen. Geht es um die eigene Kasse, dann wird eher zusammengedrückt, geschlichtet und getrennt, in großen Wohnblöcken ist die Kostenfrage nicht so relevant. Die Gemeinden haben die Möglichkeit, schlechte Mülltrennung beim Abfallwirtschaftsverband (AWV) zu melden, aber kaum ein Bürgermeister ist bereit, seine eigenen Bürger anzuzeigen. „Man soll sich von jenen, die nicht ordentlich trennen, keinesfalls entmutigen lassen und mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn jemand falsch handelt, rechtfertigt das nicht, es ihm gleich zu tun“, sagt AWV Graz-Umgebung-Obmann und Übelbachs Bgm. Markus Windisch. Zivilcourage ist gefragt. Wer seinen Müll nicht trennt, soll in angemessener Weise angesprochen werden, am besten von mehreren Mitbewohnern. „Es sind Ressourcen, die hier vergeudet werden“, sagt Windisch und spricht von wertvollen Rohstoffen. Ein Trenn-ABC macht Mülltrennung einfach. Die Broschüre gibt es beim AWV, in vielen Gemeinden und im Internet www.awv-graz-umgebung.at. Richtig gefährlich für die Umwelt werden Fehlwürfe wie Batterien und Akkus. Lithium-Ionen-Akkus stecken u.a. in Smartphones, Elektrofahrrädern, Notebooks oder elektrisch betriebenen Werkzeugen. Bei unsachgemäßer Behandlung können sie explodieren oder in Brand geraten. Sie sind als gefährlicher Abfall eingestuft, die Rückgabe erfolgt an den Handel oder im Altstoffsammelzentrum.

Restmüll ist teuer und Fehlwürfe verschwendet Ressourcen

Die teuerste Fraktion für die Gesellschaft ist der Restmüll. Rund 1,5 Mio. Tonnen Restmüll fallen in Österreich jährlich an, das sind durchschnittlich 164 kg pro Einwohner. Beim Biomüll sind es 114 kg pro Einwohner und Jahr. Auch hier bestätigt sich der positive Trend der Einfamilienhäuser, die den Wert von Kompost für Garten und Blumentopf zu schätzen wissen. In ländlichen Gemeinden, wie in St. Bartholomä, wo viele Haushalte selbst kompostieren, beträgt der Biomüll über die Abfuhr pro Einwohner und Jahr gerade einmal 6,5 kg.

Wenn Gemeinden Gebühren verlangen, ist für Bürger meist alles viel zu teuer. „Selten haben Bürger die Information, welche Leistungen dafür erbrachten werden“, sagt Windisch, besonders beim Müll, wo moderne Fahrzeuge für eine zuverlässige Abholung sorgen. Wiederverwenden, recyceln, wertvolle Rohstoffe rückgewinnen, die Umwelt schonen, nach diesen Grundsätzen funktioniert Abfallwirtschaft. Für Windisch beginnt der Prozess viel früher, nämlich beim Vermeiden von Abfall. Das Einkaufsverhalten hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Convenience Food macht die schnelle Küche bequem und einfach. Vorgeschnittener Salat in Plastiksäckchen, Mikrowellen-Fertiggerichte oder Coffee to go machen das Leben leichter und Müllberge schwerer. Tipps zur Abfallvermeidung hat Windisch viele: nur die Mengen einkaufen, die man wirklich braucht, Einkaufskorb verwenden, reparieren statt wegwerfen, Mehrwegflaschen bevorzugen oder Babybekleidung tauschen, sind nur einige davon.

Wohnen wie auf einer Müllhalde: In Mehrfamilienhäusern sinkt die Moral, den Müll zu trennen, Dosen flach zu drücken und Abfall von vornherein zu vermeiden. | Foto: Edith Ertl
Markus Windisch, Obmann des AWV Graz-Umgebung: „Mir fehlt die öffentliche Empörung darüber, dass Mülltrennung nicht überall Standard ist“.  | Foto: Edith Ertl
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