Gratkorn

Eine Marktgemeinde feiert ihr 100-Jähriges

Gratkorn feiert heuer ein Jahrhundert Markterhebung. Wir blicken ein wenig auf die Historie zurück.

GRATKORN. Gratkorn feiert 2022 ein Jahrhundert Markterhebung. Ein Schreiben vom 28. Februar 1921 an die Bezirkshauptmannschaft in Graz zeigt, mit welcher Bitte man herantrat, aus der Ortsgemeinde eine Marktgemeinde zu machen. Viel hat sich seither getan.

Vom Krakorn und Endricz

Wusstet ihr, dass Gratkorn eigentlich einst anders hieß? Erstmals tauchte der Name in ähnlicher Form 1449 als Flurname – also als Bezeichnung eines kleinräumigen Teils einer Landschaft – als "S(t). Stephan in Krakorn" auf. Der Fokus lag also früher auf der Kirche, die teilweise auf römischen Fundament steht. "1373 findet sich dann die erste urkundliche Erwähnung im Zehentverzeichnis: 'in sand Stephans pfarr'", heißt es auf der Homepage der Pfarre. In einer Urkunde aus dem Jahr 1390, die man im Stift Rein gefunden hat, steht wiederum "sankt Steffan ob endricz", wobei dies ein Hinweis auf Andritz sein könnte.

Bei Gratkorn bzw. Krakorn könnte es sich durchaus um die Herleitung eines Privatnamens handeln, möglich ist auch, dass dafür das Slowenische "gradec" für "kleine Burg" genommen wurde oder es als Hinweis für die Mur zu verstehen ist.

Arbeiten und Leben

Mit der Teilstrecke der Südbahn zwischen Graz und Mürzzuschlag wurden 1844 sozusagen auch für Gratkorn die Weichen gestellt. Der Verkehrsanschluss bot unzählige Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Papier spielt seit jeher eine wichtige Rolle: Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Papier geschöpft, 1839 gründete Carl Cleber dann eine Papierfabrik, knapp 30 Jahre später wurde die "Leykam-Actien-Gesellschaft für Papier- und Druckindustrie" ins Leben gerufen.

Mit der Industrialisierung kam auch das gesellschaftliche Leben: Man sagt, dass aus allen Ecken der Monarchie Menschen kamen, um hier zu arbeiten, und die brachten auch ihre Familien mit. So entstanden Wohnbaracken, später Arbeiterwohnhäuser. Das Gebiet erweiterte sich und aus einem Ort wurde eine Gemeinde: Am 17. März 1907 wurde aus St. Stefan am Gratkorn nur mehr Gratkorn.

Viele Arbeiter und viele Familien benötigten auch mehr Infrastruktur. So wurde etwa schon 1902 die Freiwillige Feuerwehr gegründet, 1912 eine eigene Werksrettungsabteilung, später gab es schon eine eigene "Arbeiter-Kranken-Invalidenkasse". Die Kirche spielte eine Rolle, die Wirtshäuser schossen aus dem Boden. 

An die Bezirkshauptmannschaft

In einer Gemeinderatsitzung Ende Jänner 1921 beschlossen die Verantwortlichen, an die Bezirkshauptmannschaft Graz ein Schreiben zu schicken, in dem nicht nur um eine Markterhebung gebetet wurde, sondern auch gleich die Gründe dafür niedergeschrieben wurden. In einem Schreiben vom März 1921 heißt es zum Beispiel:

"Die Ortsgemeinde Gratkorn ist der Sitz der Firma Leykam-Josefsthal, als größte Papier, -Clor und Cellulosefabrik von Deutschösterreich. Wenn auch die nachbarliche Marktgemeinde Gratwein als zentral gelegener Ort sozusagen der Mittelpunkt des Strassenglerfeldes ist, ist andererseits Gratkorn doch der wichtigste Ort."

Gefeiert, mit Pauken und Trompeten

Am 10. Mai 1922 wurde Gratkorn zum Markt erhoben. Im September hat man dann groß gefeiert. Vereine, Institutionen, Unternehmer und die gesamte Gratkorner Bevölkerung war eingeladen. Der Festzug am 24. September 1922 startete vom Kainzenbauer, heutige Brucker Straße 48) über die Bundesstraße bis zum Kirchplatz und wieder zurück zur heutigen Brucker Straße 22, wo das Gasthaus "Zum Grünwirt" stand. An Marschmusik, Gesang und Tanz, an Fahnen, Kostümen, Weckrufe – an alles war gedacht. Selbst an eine Ausspeisung der "Gemeindearmen in der Knabenschule". Festtagsabzeichen konnten für 1.000 Kronen gekauft werden.

Kontakt & Infos:

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Philipp Brunold – Tomaschitz
Birnensiedlung 4
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