"16 Tage gegen Gewalt an Frauen"
Gewalt erkennen und benennen

2022 wurden steiermarkweit 3.543 Personen im Gewaltschutzzentrum untergebracht, der Großteil ist weiblich. | Foto: Ian Keefe/Unsplash
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Am 25. November beginnen die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" – vom internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden bis zum internationalen Tag der Menschenrechte. In diesem Aktionszeitraum wird international auf das Thema aufmerksam gemacht. Wir haben mit dem Verein Weitblick darüber gesprochen.

GRAZ-UMGEBUNG. 2023 gab es bereits 12 Morde an Frauen nur in der Steiermark, Femizide. "Ein schockierendes Ergebnis. Gewalt an Frauen ist leider ein Thema, mit welchem wir in der Frauen- und Mädchenberatung fast täglich zu tun haben", sagt Birgit Schellnegger-Weinberger, die Geschäftsführerin vom Verein Weitblick. Die steirischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen machen im Rahmen der "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" mit der Kampagne "Tu etwas, bevor es passiert" von sich hören. "Wir werden gemeinsam mit Polizei, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderer Sozialinstitutionen, Gemeinderätinnen und -räten etc. einen Multiplikatorinnen- und Multiplikator-Round Table abhalten, um die Zivilcourage der Bevölkerung zu stärken, damit nicht weggesehen, sondern gehandelt wird.

Gewalt passiert meist im Stillen und wird als solche vorerst nicht definiert. | Foto: Pexels / Anete Lusina
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Österreich, "Land der Femizide"

Ein trauriger Titel: Österreich wird laut EU als "Land der Femizide" tituliert, weil mehr Frauen als Männer ermordet werden und im Großteil der Fälle ihre Partner, Ex-Partner oder männlichen Familienmitglieder die Täter sind. Die Steiermark führt im Bundesländervergleich. Laut dem Tätigkeitsbericht vom Gewaltschutzzentrum Steiermark

  • wurden 3.543 Personen 2022 im Gewaltschutzzentrum betreut – davon 1.466 nach einem Betretungs- und Annäherungsverbot. Zum Vergleich: 2012 waren es 2.235, 2022 insgesamt 936. Der größte Teil davon, mit 24,13 Prozent ist zwischen 41 bis 50 Jahren, gefolgt von der Altersgruppe 31 bis 40 Jahren (mit 13,98 Prozent).
  • Von den 3.543 Personen waren 27,43 Prozent ledig, 25,97 Prozent verheiratet.
  • 310 wiederum, also 8,75 Prozent, haben einen Wohnsitz in Graz-Umgebung. Damit ist der Bezirk auf Platz zwei hinter Graz (mit 40,08 Prozent).

In 93,17 Prozent war der Täter männlich, 27,09 Prozent davon zwischen 31 und 40 Jahren alt. Die Hochrisikofaktoren sind psychische Erkrankungen (gut 47 Prozent), gut ein Drittel der Täter hat bereits zuvor körperliche und sexuelle Gewalt ausgeübt, Waffenbesitz (22 Prozent) oder patriarchales Denken (20 Prozent). Weiters kommen oft Morddrohungen, ökonomische Abhängigkeit, Suiziddrohungen und Substanzmissbrauch im Vorfeld vor.

Neben der körperlichen und sexuellen Gewalt gibt es auch die psychische und ökonomische. | Foto: Kinga Howard/Unsplash
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Formen der Gewalt

Der Anteil an Frauen, die in Graz-Umgebung zu Hause sind, Gewalt erfahren haben und deshalb eine Frauen- und Mädchenberatungsstelle aufsuchen, ist gering. "Das heißt aber nicht, dass Gewalt nicht existiert. Wir merken, dass viele Hilfe in Graz aufsuchen", so Schellnegger-Weinberger. "Und wir wissen, dass die Dunkelziffer hoch ist, es ist daher schwierig, ganz konkrete Zahlen zu nenne. Darüber hinaus bedeuten steigende Zahlen nicht immer, dass auch die Anzahl an Gewaltakten steigt, sondern, dass, Gott sei Dank, es auch eine Sensibilisierung geben kann und sich immer mehr Frauen trauen, darüber zu reden." Die Juristin weiß aus Erfahrung auch: "Das Thema Gewalt trifft alle Schichten, es ist immer da."

Vor allem wird die psychische Gewalt unterschätzt. "Vor ein paar Jahren hat sich kaum jemand darüber Gedanken gemacht, das Problem herauszufinden und auch zu benennen." Dabei, fügt sie hinzu, ist psychische wie auch ökonomische Gewalt ein schleichender Prozess. "Zuerst kommt die Erniedrigung, dann die Abhängigkeit. Es ist ein Kreis, aus dem nur wenige ausbrechen. Auch, weil es lange braucht, um es zu verstehen." Überwachung und Kontrolle, Kontakteinschränkungen, Schlechtmachen oder über das Geld bestimmen, das alles ist Gewalt. 

Auch Kinder leiden unter den Formen der Gewalt, die einem Elternteil zugefügt werden. | Foto: Charlein Gracia/Unsplash
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Laut Autonome Frauenhäuser gilt für ganz Österreich:

  • In Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher und/oder sexueller Gewalt innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen (erlebt ab dem Alter von 15 Jahren) betroffen – das ist nahezu 35 Prozent der weiblichen Bevölkerung.
  • Mehr als jede vierte Frau musste eine Form von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz erfahren (26,59 Prozent).
  • Mehr als jede fünfte Frau ist von Stalking betroffen (21,88 Prozent).

Leitfaden fürs Helfen

"Unsere Kampagne heißt heuer – wie im letzten Jahr, weil das Thema so wichtig ist – 'Tu etwas, bevor es passiert' und soll die Zivilcourage in der Bevölkerung stärken", so Schellnegger-Weinberger. Im öffentlichen Raum werden Plakate aufgehängt – etwa in Gemeindeschaukästen –, wo man mittels QR-Code auf die Homepage des Dachverbandes kommt und dort einen "Leitfaden" zur Zivilcourage findet. Und auch die Definition, was Gewalt ist und woran man sie erkennt, wird Thema sein.

Kontakt zum Verein Weitblick

In GU-Nord: Generationenhaus Gratwein-Straßengel (Hauptplatz 5), mittwochs von 9 bis 12 Uhr. In GU-Süd: Schemerlhöhe 84, montags von 8 bis 12 Uhr, dienstags von 13.30 bis 16.30 Uhr, donnerstags von 9 bis 12 Uhr. Für beide Standorte gilt: Um Termine wird gebeten (0650/3007419, office@verein-weitblick.at

Weitere Anlaufstellen:

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