Höhenstraße soll Fahrradstraße werden
In Mellach gehen die Wogen hoch
FERNITZ MELLACH. Den Mellachern platzt der Kragen, „im Notfall picke ich mich als Altbürgermeister auf die Straße“, sagte Johann Wagner vor 120 Wutbürgern. Der Grund des Volkszorns ist die Höhenstraße, die laut Gemeinderatsbeschluss zur Fahrradstraße werden soll. Die Bürger fühlen sich überrumpelt.
Das Plauderplatzl, der Bauernmarkt und das Restaurant Murbergstub‘n, angesiedelt beim Kreisverkehr, sind das kommunikative Eck der Altgemeinde Mellach. Von dort ist die 1,5 km lange Höhenstraße die direkte Verbindung zum Dorf Mellach, die seit Generationen genutzt wird. Kommt die Fahrradstraße, dürfen Autos wohl zu- und abfahren, eine Durchfahrt ist nicht gestattet. „Weil dort fünf Radlfahrer unterwegs sind, das sind fremde Leute, verlieren wir unsere Straße“, brüllt ein zorniger Mellacher.
Wie viele Radfahrer nutzen die Höhenstraße?
Eine Verkehrserhebung war für die Beurteilung der Höhenstraße nicht vorgesehen, sagt Jürgen Sorger von „verkehrplus“, sei aber Teil des Pilotversuchs. Der Verkehrsplaner verweist auf ein zukunftsweisendes Gesamtverkehrskonzept für Fernitz-Mellach. Dieses geht aus einer Bürgerbefragung hervor. Die Fernitz-Mellacher wünschen sich eine Verkehrsberuhigung. Neun Straßen in der Gemeinde sollen in einem auf ein Jahr befristeten Pilotversuch zu Fahrradstraßen werden. In Workshops dazu fiel auch der Name der Höhenstraße. Der Gemeinderatsbeschluss dazu fiel denkbar knapp aus. ÖVP und SPÖ sind dagegen, Bürgerliste und FPÖ dafür. Weil urlaubsbedingt zwei VP-Gemeinderäte bei der Abstimmung fehlten, war eine Stimme mehr für die Fahrradzone ausschlaggebend.
Eine Blitzabstimmung unter den betroffenen Teilnehmern zeigte ein anderes Bild. Nur fünf Hände gingen in die Höhe, die für eine Fahrradstraße sind. Hingegen zeigten mit lautstarkem Protest 120 Bürger auf, die eine Fahrradstraße verhindern wollen.
Vor Wuteskalation lenkt Ortschef ein
„Ich verstehe die Aggressivität, den Zorn und die Wut und übernehme als Bürgermeister die Verantwortung. Bevor die Emotionen übergehen, müssen wir abbrechen“, beschwichtigte Robert Tulnik. „Wir würden ins Buch der Rekorde kommen, wenn du sagst, wir heben den Beschluss auf“, sagte Wagner, der zeitweise sogar den Entzug des du-Wortes durchblicken ließ.
Nachdenkpause
Dass es nicht zu mehr als Wortgefechten kam, ist der Gesprächsführung von Tulnik und Wagner und der faktenbezogenen Sprache von Verkehrsplaner Sorger zu verdanken. Zumindest bis zur nächsten Gemeinderatssitzung am 12. Oktober wird die Straße nicht angepinselt, verspricht Tulnik. Indes gehen die Wogen auch in Oberfernitz ob der Fahrradzone hoch.
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