Höhenstraße soll Fahrradstraße werden
In Mellach gehen die Wogen hoch

In Mellach versammelten sich Bürger, um sich gegen den Pilotversuch einer Fahrradstraße zu wehren.  | Foto: Edith Ertl
20Bilder
  • In Mellach versammelten sich Bürger, um sich gegen den Pilotversuch einer Fahrradstraße zu wehren.
  • Foto: Edith Ertl
  • hochgeladen von Edith Ertl

FERNITZ MELLACH. Den Mellachern platzt der Kragen, „im Notfall picke ich mich als Altbürgermeister auf die Straße“, sagte Johann Wagner vor 120 Wutbürgern. Der Grund des Volkszorns ist die Höhenstraße, die laut Gemeinderatsbeschluss zur Fahrradstraße werden soll. Die Bürger fühlen sich überrumpelt.

Beim Kreisverkehr in Mellach führt die Höhenstraße ins Dorf Mellach. Gegen die 30er-Beschränkung dort spricht nichts, eine Fahrradstraße wollen die Mellacher aber nicht.  | Foto: Edith Ertl
  • Beim Kreisverkehr in Mellach führt die Höhenstraße ins Dorf Mellach. Gegen die 30er-Beschränkung dort spricht nichts, eine Fahrradstraße wollen die Mellacher aber nicht.
  • Foto: Edith Ertl
  • hochgeladen von Edith Ertl

Das Plauderplatzl, der Bauernmarkt und das Restaurant Murbergstub‘n, angesiedelt beim Kreisverkehr, sind das kommunikative Eck der Altgemeinde Mellach. Von dort ist die 1,5 km lange Höhenstraße die direkte Verbindung zum Dorf Mellach, die seit Generationen genutzt wird. Kommt die Fahrradstraße, dürfen Autos wohl zu- und abfahren, eine Durchfahrt ist nicht gestattet. „Weil dort fünf Radlfahrer unterwegs sind, das sind fremde Leute, verlieren wir unsere Straße“, brüllt ein zorniger Mellacher.

Die Fahrradzone in der Peter Roseggerstraße in Fernitz (nähe Feuerwehr). In einer Fahrradstraße ist außer dem Fahrradverkehr jeder Fahrzeugverkehr verboten; ausgenommen davon sind Einsatzfahrzeuge, Fahrzeuge der Rettung, der Feuerwehr und der Polizei, Straßendienst, Müllabfuhr sowie generell das Zu- und Abfahren. Queren erlaubt, durchfahren verboten. 
 | Foto: Edith Ertl
  • Die Fahrradzone in der Peter Roseggerstraße in Fernitz (nähe Feuerwehr). In einer Fahrradstraße ist außer dem Fahrradverkehr jeder Fahrzeugverkehr verboten; ausgenommen davon sind Einsatzfahrzeuge, Fahrzeuge der Rettung, der Feuerwehr und der Polizei, Straßendienst, Müllabfuhr sowie generell das Zu- und Abfahren. Queren erlaubt, durchfahren verboten.
  • Foto: Edith Ertl
  • hochgeladen von Edith Ertl

Wie viele Radfahrer nutzen die Höhenstraße?

Eine Verkehrserhebung war für die Beurteilung der Höhenstraße nicht vorgesehen, sagt Jürgen Sorger von „verkehrplus“, sei aber Teil des Pilotversuchs. Der Verkehrsplaner verweist auf ein zukunftsweisendes Gesamtverkehrskonzept für Fernitz-Mellach. Dieses geht aus einer Bürgerbefragung hervor. Die Fernitz-Mellacher wünschen sich eine Verkehrsberuhigung. Neun Straßen in der Gemeinde sollen in einem auf ein Jahr befristeten Pilotversuch zu Fahrradstraßen werden. In Workshops dazu fiel auch der Name der Höhenstraße. Der Gemeinderatsbeschluss dazu fiel denkbar knapp aus. ÖVP und SPÖ sind dagegen, Bürgerliste und FPÖ dafür. Weil urlaubsbedingt zwei VP-Gemeinderäte bei der Abstimmung fehlten, war eine Stimme mehr für die Fahrradzone ausschlaggebend.

Blieben bei den aggressiven Wortgefechten der Wutbürger beachtlich sachlich: Jürgen Sorger und Linde Seyfried von verkehrplus, Bgm. Robert Tulnik und Bgm. a.D. Johann Wagner lenkten ein. | Foto: Edith Ertl
  • Blieben bei den aggressiven Wortgefechten der Wutbürger beachtlich sachlich: Jürgen Sorger und Linde Seyfried von verkehrplus, Bgm. Robert Tulnik und Bgm. a.D. Johann Wagner lenkten ein.
  • Foto: Edith Ertl
  • hochgeladen von Edith Ertl

Eine Blitzabstimmung unter den betroffenen Teilnehmern zeigte ein anderes Bild. Nur fünf Hände gingen in die Höhe, die für eine Fahrradstraße sind. Hingegen zeigten mit lautstarkem Protest 120 Bürger auf, die eine Fahrradstraße verhindern wollen.

Vor Wuteskalation lenkt Ortschef ein

Blieben auch nach der hitzigen Info-Veranstaltung beim vertrauten Du: Bgm. Robert Tulnik und Mellachs Bgm. a.D. Johann Wagner. | Foto: Edith Ertl
  • Blieben auch nach der hitzigen Info-Veranstaltung beim vertrauten Du: Bgm. Robert Tulnik und Mellachs Bgm. a.D. Johann Wagner.
  • Foto: Edith Ertl
  • hochgeladen von Edith Ertl

„Ich verstehe die Aggressivität, den Zorn und die Wut und übernehme als Bürgermeister die Verantwortung. Bevor die Emotionen übergehen, müssen wir abbrechen“, beschwichtigte Robert Tulnik. „Wir würden ins Buch der Rekorde kommen, wenn du sagst, wir heben den Beschluss auf“, sagte Wagner, der zeitweise sogar den Entzug des du-Wortes durchblicken ließ.

Nachdenkpause

Dass es nicht zu mehr als Wortgefechten kam, ist der Gesprächsführung von Tulnik und Wagner und der faktenbezogenen Sprache von Verkehrsplaner Sorger zu verdanken. Zumindest bis zur nächsten Gemeinderatssitzung am 12. Oktober wird die Straße nicht angepinselt, verspricht Tulnik. Indes gehen die Wogen auch in Oberfernitz ob der Fahrradzone hoch.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Bei der Planung wurde Wert auf lichtdurchflutete Räume, eine sinnvolle Raumaufteilung und moderne Optik gelegt. | Foto: Edith Ertl
4

16 neue Wohneinheiten in Raaba
Hier fühlt man sich gleich daheim

Daheim Immo errichtete 16 geförderte Wohneinheiten in Ziegelmassivbauweise und im Rahmen eines Bauherrenmodells“(Immobilienbeteiligungsmodell) in Raaba-Grambach. RAABA-GRAMBACH. Im Rahmen einer Assanierung wurden auf einer Grundfläche von 3.731 Quadratmeter drei Gebäude mit insgesamt 16 geförderten Wohneinheiten in Ziegelmassivbauweise gebaut, um den zukünftigen Mietern eine hervorragende und leistbare Wohn- und Raumqualität bieten zu können und langfristig für Mieter und Investoren einen...

  • Stmk
  • Graz-Umgebung
  • WOCHE Graz-Umgebung

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.