Lehre 2022
Lehrberuf Elementarpädagogik? "Vielleicht kein Fehler!"
Angesichts des eklatanten Personalmangels in der Elementarpädagogik darf die Frage erlaubt sein: Sollte der Beruf zu einem Lehrberuf werden? Wir haben dort nachgefragt, wo die Profis arbeiten.
GRATWEIN-STRASSENGEL. Die steirischen Elementarpädagoginnen und -pädagogen kämpfen um ihren Ruf, um bessere Arbeitsbedingungen, mehr beziehungsweise fairen Lohn und weniger Bürokratie, stattdessen mehr Zeit, um sich um die Kinder kümmern zu können.
Das Ganze gipfelte vor kurzer Zeit sogar darin, dass in der Landeshauptstadt aufgrund des Personalnotstandes gleich mehrere Einrichtungen teils geschlossen wurden, teils nur mehr im Teilbetrieb geöffnet werden.
Eine Lösung wurde gefunden – mehr dazu gibt's hier nachzulesen:
"Vielleicht kein Fehler"
Wer beruflich in der Branche Fuß fassen möchte, besucht entweder ein Kolleg oder geht dafür an die Universitäten. Könnte der Beruf aber nicht auch ein Lehrberuf sein? "Es gibt doch sehr viel Theorie, und ich weiß nicht, ob man diese in drei Jahren Lehrzeit unterbringen kann. Aber es gibt ja auch viel Praxis. Und auf die kommt es an. Vielleicht würden sich mehr für den Beruf engagieren, wenn er für mehr Leute offen wäre", sagt Julia Popic vom Kinderhaus "Kinder am Straßenglerberg" in der Marktgemeinde Gratwein-Straßengel.
Derselben Meinung ist ihre Kollegin Ines Koller: "Ich denke, die Mischung aus Theorie und Praxis macht es in unserem Job bei der Ausbildung aus. Sagen wir es so: Es wäre vielleicht kein Fehler und eine gute Alternative, wenn es ein Lehrberuf werden könnte."
"Girls, go for MINT"
Im Kinderhaus "Kinder am Straßenglerberg" herrscht immer emsiges Treiben. Hier werden Kinder von 18 Monaten bis zehn Jahren betreut. Eine gute Ausbildung ist das A und O. Daneben zählen aber auch soziale Komponenten und die Tatsache, dass Routine im Job tunlichst vermieden werden soll. Wer mit Kindern arbeitet, braucht oft eine dicke Haut, aber ebenso die Wertschätzung für den Beruf von außen.
Um die Pädagoginnen und Pädagogen dauerhaft als Fachkräfte zu behalten, investiert man hier vor Ort immer wieder in Ausbildungsprogramme. So hat das Kinderhaus vor Kurzem das MINT-Gütesiegel des Bildungsministeriums erhalten, neben Popic und Koller haben auch Birgit Stark und Anke Helmreich das "Girls, go for MINT"-Projekt der Uni Graz und die dazu passende Zusatzausbildung absolviert. MINT, das steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – ein Bereich, in dem Frauen und Mädchen nach wie vor unterpräsent sind, für den sich aber am Arbeitsmarkt viele Türen öffnen lassen.
Auf den Arbeitsmarkt vorbereiten
Obwohl diese Bereiche feste Bestandteile aller Kinder im Alltag ist, gibt es nach wie vor einen Frauenmangel in technischen Lehrberufen. Ein früher Umgang mit diesem Bereich ist ein guter Grundstein, um mehr Mädels für die entsprechenden Branchen vorzubereiten. "Wir leben noch immer in einer stereotypischen Welt, die sagt, dass Männer technisch begabter sind. Dabei geht es darum, Mädchen und Frauen einfach zu animieren, Neues auszuprobieren. Wenn es klappt, ist das gut. Wichtig ist, überhaupt erst früh genug die Ressourcen dafür zu schaffen", sagt Popic.
Ganz unbemerkt wird Wissen spielerisch vermittelt. So lernen die Kids aktuell im Kinderhaus, wie der eigene Körper funktioniert oder was es braucht, damit die bunten Kugeln bei einer Kugelbahn am Ende unten wieder rauskommt. "Das kommt bei den Kindern gut an. Und sie merken noch nicht einmal, dass wir damit eine Hemmschwelle für MINT-Berufe abbauen", ergänzt Koller.
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