Mit Corona-Krise kommt der Zero Waste-Trend
Regionales Einkaufen und Selbstversorgung sorgen für die Reduktion von Verpackungsmüll.
Rund 800.000 Einwegbecher landeten während der strikten Corona-Maßnahmen österreichweit nicht im Müll. Warum? Weil die Menschen vermehrt zuhause waren und im Homeoffice der Coffee-to-go durch Kaffee aus dem eigenen Häferl ersetzt wurde. Ein kleiner Erfolg und der richtige Schritt in Richtung Umdenken beim Thema Müll für Evelyn Rath, Zero-Waste-Expertin und Initiatorin von "Vision müllfrei". "Dem Trend zur Verpackungsvermeidung und zu Zero Waste scheint die aktuelle Situation ein jähes Ende gesetzt zu haben", sagt die Gratwein-Straßenglerin.
Mehr Müll durch mehr Zeit
Ab Mitte März hat ein Großteil der Bevölkerung die Zeit genutzt, um Keller und Kleiderschränke zu entrümpeln oder Lebensmittel und den damit einhergehenden Verpackungsmüll zu hamstern. Im gesamten Frühjahr ist so der Anteil an Plastikmüll in der Steiermark um 20 bis 30 Prozent angestiegen. Ein derartiges Niveau verzeichnen Abfallwirtschaftsunternehmen nur um die Weihnachtsfeiertage. Für Markus Windisch, Obmann des Abfallwirtschaftsverbands Graz-Umgebung, ist diese Zahl aber ein logisches Ergebnis: "Der Siedlungsmüll hat deutlich zugenommen. Die Leute waren mehr in den eigenen vier Wänden, haben zuhause gekocht, mehr aus dem Internet bestellt. Da kommt schon einiges zusammen." In Summe, so Übelbachs Bürgermeister, ist dieser Müllanteil aber verschwindend, denn zeitlich hat sich durch die Schließung unterschiedlicher Betriebe der Müll der Gewerbeindustrie reduziert. Die Krise könnte im Hinblick auf die Vermeidung von Verpackungsmüll also auch genutzt werden, sofern nicht nur der Endkonsument, sondern auch der Hersteller mit an Bord ist. "Produktverantwortung zählt, man muss anders denken lernen." Weg von Einweg, hin zu Mehrweg oder Reduktion und genereller Vermeidung. Dadurch könnte das Littering, also das achtlose Wegwerfen von Abfällen an öffentlichen Plätzen, gut umgangen werden. "Jemand, der einen Mund-Nasen-Schutz auf den Straßenrand wirft, der wirft auch Sackerl von Fast-Food-Lokalen oder andere Verpackungen in die Wiese."
Selbstversorgung entscheidend
Müllfrei(er) leben ist, so spricht Rath aus Erfahrung, in den letzten Monaten rasch zu einer neuen Realität geworden. "Die Pandemie hat ein Umdenken gebracht. Die Leute haben sich vermehrt gefragt, was sie wirklich brauchen, was sie wirklich einkaufen müssen. Der ständige Konsum von Gütern war plötzlich nicht mehr lebensnotwendig. Viele haben mir sogar erzählt, dass sie erstmals ihre gesamten Vorräte, die zuhause waren, aufgebraucht haben. Und es fehlte nichts." Daran hat der Trend zur Unterstützung regionaler Landwirte einen entscheidenden Beitrag geleistet. "Wer regional einkauft, zum Beispiel auf den Bauernmarkt geht, hilft der lokalen Wirtschaft. Zugleich, ganz unbewusst, wird damit Müll vermieden. Frisches Obst und Gemüse vom Bauern ums Eck brauchen keine Plastikverpackungen", sagt Rath. Auch die Selbstversorgung spielt eine Rolle: "Überhaupt haben praktische Fähigkeiten neuerdings einen hohen Stellenwert: vom Gärtnern und Brotbacken bis zum Selbernähen der Mundschutzmasken. Wenn das Covid-Virus unsere Gesellschaft tatsächlich verändern kann, so nutzen wir doch diese Dynamik, um im eigenen privaten Umfeld einen Beitrag zu einem verschwendungsfreieren Morgen zu leisten."
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