Nächste Runde in der Fusionsdebatte
Scheiden tut weh. In Gratwein-Straßengel ist es allerdings die Paarung, die schmerzt. Die steirische Gemeindestrukturreform, die Gemeindefusion, liegt noch immer einigen Gemeinderäten im Magen. Der eine oder andere sorgt sich um die Vernachlässigung der Altgemeinden und Mehrkosten. Genau die hat Gemeindekassier Gerald Murlasits im Blick (siehe auch Info unten) und möchte klarstellen, "dass die Fusion für die vier Altgemeinden kein Nachteil war".
Kritikern antworten
Aus 542 wurden 287 steirische Gemeinden, aus vier wurde ein Gratwein-Straßengel. Seither wird viel über Kosten und Nutzen gesprochen. "Vor allem, was den Ortsteil Eisbach angeht. Dort haben wir leider noch immer die größten Kritiker", so Murlasits, der sagt: "Fusionsgewinner ist der Ortsteil Eisbach." Der Grund: "Noch nie wurde in Eisbach so viel investiert wie in den letzten vier Jahren." Als Beispiel nennt er den Neubau des Rüsthauses und des Musikheims, für das die Altgemeinde ein hohes Darlehen aufnehmen hätte müssen, um den Bau zu finanzieren.
Das sieht Eisbachs Altbürgermeister und jetziger Vizebürgermeister Wolfgang Lagger anders. Als es damals zu Fusionsgesprächen kam, stimmten die Eisbacher mit 77 Prozent dagegen. An dieser Grundstimmung habe sich nichts geändert, so Lagger. "Rein volkswirtschaftlich gesehen, ist die Fusionierung ein Flop gewesen. Verwaltungs- und Personalkosten sind gestiegen, die Servicestelle kann ein Gemeindeamt nicht ersetzen, die Straßen sehen schlecht aus und das Altstoffsammelzentrum wurde geschlossen. Daran kann nichts gut sein", sagt er. Kritik äußert er vor allem am Land. "Es gab keine ordentliche Erhebung. Ich bin ja nicht prinzipiell gegen die Fusionierung, aber sie muss auch Sinn ergeben."
Wasser bleibt Thema
Auch beim Thema Wasser-Gebührenerhöhung Anfang des Jahres wird noch immer diskutiert. "Was die neue Gebührenordnung betrifft, ist das Wasser im Durchschnitt in Eisbach sogar billiger geworden. Wir in der Altgemeinde Gratwein hatten seit Jahrzehnten die niedrigste Gebühr", sagt Murlasits über den Grund, warum Gratwein eine Erhöhung nicht umgehen konnte. Anpassung ist das Stichwort.
Verschuldung: 0,0 Prozent
Generell, so der Gemeindekassier, schaut es mit dem Geld gut aus, auch die Prokopf-Verschuldung ist nicht gestiegen und trotz der vielen Investitionen seit 2015 sogar gesunken. "Die Altgemeinde Eisbach hatte vor der Fusion die höchste Verschuldung aller vier Gemeinden. Auch das hat sich seit 2015 zum Wohle aller Bewohner gebessert." Der Verschuldungsgrad der Großgemeinde liegt bei 0,0 Prozent. "Durch die Fusion erhalten wir gegenüber den vier Altgemeinden über eine Million Euro mehr vom Bund", so Murlasits.
Win-win-Situation
Bürgermeister Harald Mulle kann die Diskussionen über die Fusionierung für alle Parteien verstehen. "Es ist für die Bevölkerung nur schwer nachvollziehbar, warum gewisse Gemeinden zusammengelegt wurden, andere nicht. Das wird natürlich immer für Gesprächsstoff sorgen." Generell sei die Fusionierung der vier Gemeinden aber eine "Win-win-Situation für alle". Man müsse, sagt er, schon das Ganze sehen.
Info:
Zahlen des Außerordentlichen Haushalts (die einmal im Jahr kommenden Kosten für Sanierung, Erweiterung und Neubau) für die gesamte Gemeinde 2017 in Euro:
- Straßenbauten: 942.000
- Hochwasserschutz: 1.273.000 / davon im Ortsteil Straßengel und Gratwein 680.000 sowie im Ortsteil Eisbach 593.000
- Volksschulen: 2,8 Millionen / davon für die VS Eisbach 285.000
- Kindergärten: 407.000 / davon für den Kindergarten Eisbach 66.000
- Verschuldungsgrad (aktuell 2019): 0,00 Prozent
- Verschuldungsgrad Prokopf: 263 Euro (im Vergleich: 2018: 305)
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