Ukraine-Krieg
Relevanz des Bundesheeres wieder im Fokus
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine ist die Relevanz des Bundesheeres nicht nur in ein neues Blickfeld gerückt, sein Ansehen ist auch wieder gestiegen. Das ergab eine Studie des Online Research Instituts Marketagent. MeinBezirk.at hat sich angeschaut, wie der Status Quo von Österreichs größtem Versorgungsregiment ist.
GRATKORN. Am Mittwoch, 25. Mai, ertönt in der Marktgemeinde Gratkorn wieder ein feierliches "Ich gelobe" – in der Hackher-Kaserne werden neue Rekruten angelobt. Die Zeremonie rückt wahrscheinlich angesichts des Krieges in der Ukraine stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit.
Details der Umfrage
Laut Marketagent-Studie sind aktuell sieben von zehn Österreichern und Österreicherinnen der Meinung, dass es bewaffnete Streitkräfte benötigt. Lag die Zustimmung zum Bundesheer im Dezember 2012 noch bei 56,6 Prozent, sind es seit Anfang Mai 2022 bereits 69,2 Prozent. Rund jeder Zweite, jede Zweite, spricht sich für die Einführung einer Berufsarmee aus und knapp zwei Drittel sind der Ansicht, dass das Heer kaputtgespart wurde, weshalb auch 71 Prozent eine Erhöhung des Heeresbudgets befürworten.
Besonders interessant an der aktuellen Umfrage: Fast jeder Zweite, jede Zweite attestiert dem Bundesheer ein positives Image. Nur die Polizei hat prozentuell mehr Zustimmung (61,4 Prozent gegenüber 47,8 Prozent). "Bis zum 24. Februar haben nur sehr wenige Menschen daran geglaubt, dass ein Krieg in Europa wieder möglich ist. Und real wird. Je nach Aktualität einer Bedrohung für das Land erfahren wir mehr Befürwortung", sagt Oberst Gerhard Schweiger, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation des Militärkommandos Steiermark, gegenüber MeinBezirk.at.
Katastrophenhilfe und Verteidigung
Vor dem Krieg war es die Pandemie, die eine Welle der Zustimmung ausgelöst hat, so Schweiger. "Die Menschen haben den unterstützenden Einsatz miterlebt." Zwischen Mai und Juli 2020 wurden rund 1.900 Soldaten aus diversen Organisationen um Hilfe gebeten, gut 33.000 sind in die Miliz beordert worden. Etwa für die Lebensmittellogistik, Sanitätsbetreuung, Grenzkontrollen oder Covid-Testungen.
Das Miliz weiß in landesweiten Notlagen genau, wo es aufgrund der Ausbildung gebraucht und eingesetzt werden kann. Auf die Frage, welche Aufgaben das Bundesheer wahrnehmen soll, antworteten daher bei der Studie auch 85 Prozent, und damit die Mehrheit, "Katastrophenhilfe im Inland" – gefolgt von "Grenzschutz" mit 76,6 Prozent und "Landesverteidigung bei Angriff" mit 66,4 Prozent (Mehrfachnennungen waren erlaubt).
Vor der Pandemie war es das Jahr 2014, so der Oberst, in dem eine höhere Zustimmung aus der Öffentlichkeit wahrzunehmen war. "Das war das Jahr, in dem die ukrainische Halbinsel Krim besetzt wurde."
Das einzige Versorgungsregiment
In Gratkorn ist das Versorgungsbataillon (kurz VR1), ein Spezialverband der Miliz, stationiert. Es wickelt die Transporte militärischer Güter und Personen im In- und Ausland ab. Das VR1 erfüllt für das Bundesheer Logistikaufgaben wie Nachschub, Transport und Spedition auf Straße, Schiene, Luft und Wasser und ist das einzige Versorgungsregiment Österreichs.
Rund 500 Rekruten jährlich leisten in der Hackher-Kaserne ihren Präsenzdienst, darunter auch der Nachwuchs an Hochleistungssportler und -sportlerinnen, der hier seine Grundausbildung absolviert. Zudem werden in Gratkorn die Kontingente für Auslandseinsätze aufgestellt. "Alle Bereiche des Bundesheeres sind wichtig. Aber ohne Logistik gibt es keine Taktik", sagt Schweiger.
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