Und wohin gehen wir dann?
Sind Tod und Sterben Tabuthemen? "Aber nein", sagt Pater Paulus Kamper im Gespräch über Trauer und Trost.
ST. BARTHOLOMÄ/GRAZ-UMGEBUNG. Zu Allerheiligen und Allerseelen gedenken wir der Verstorbenen. Tote zu ehren ist genauso wichtig wie die Achtung vor der Trauer der Hinterbliebenen. Dechant Paulus Kamper des Pfarrverbands St. Bartholomä, Hitzendorf und St. Oswald spricht darüber, wie mit dem Thema Tod umgegangen werden kann.
WOCHE: Wie wichtig sind Allerheiligen und Allerseelen eigentlich noch? Pater Paulus: An diesen Tagen liegt der Schwerpunkt im Totengedenken. Ein Stück blickt jeder auch auf seine eigene Lebensgeschichte. Es ist ein wenig so wie mit dem Hochzeitstag: Man ist das ganze Jahr verheiratet, aber an einem bestimmten Tag wird speziell daran erinnert.
Der Friedhof ist ein Ort zum Gedenken ...: ... und es ist gut, dass es eine Verortung ist. Man kann hingehen, aber das Weggehen ist genauso wichtig. Damit schafft man eine Distanz, die beim Prozess des Loslassens hilft.
Was wollen Sie vermitteln? Ich versuche, mich ins Leben der Verstorbenen hineinzudenken. Jeder Mensch hat eine Botschaft hinterlassen, die nicht vergessen werden soll. Das Begräbnis ist der letzte Dienst, um die Würde des Verstorbenen zu ehren.
Wie feiern die Menschen Allerseelen? Friedhofsgottesdienste sind gut besucht. Gemeinsam wird versucht, die Fragen "Woher komme ich?" und "Wohin gehe ich?" zu beantworten.
Wohin führt der Weg? Der Glaube an die Auferstehung entstresst. Ein Leben reicht nicht, um all das zu erledigen, was wir tun wollen. Und nicht alles läuft perfekt. Der Glaube ist ein Geschenk. Jeder kann es annehmen, muss aber nicht. Und dieses Geschenk gibt die Hoffnung, dass wir immer weitergehen und unser Sein weiterexistiert.
'Warum ist mir das passiert?', hört man immer, wenn Menschen jemanden verlieren. Was antworten Sie darauf? Es gibt keine passende Antwort, die sinnvoll wäre. Also schweige ich mit den Trauernden.
Wie funktioniert Trauerarbeit? Ich begleite durch diese Phase. Der Tod eines geliebten Menschen ist schwer zu verkraften und braucht Zeit. Daher hat der Trauernde im Moment der Trauer auch immer recht. Niemand vergisst. Ein Abschied muss auch sein.
Sie sind also der Trostspender? Der Tod hinterlässt Leid, und dem kann niemand ausweichen. Das ist eine Erfahrung. Auch eine religiöse Menschheitserfahrung.
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