Geplantes Murkraftwerk Stübing
Verbund antwortet Naturschutzbund

Das Foto anbei zeigt einen 67 Zentimeter langen und 3,3 Kilo schweren Huchen in der Fischwanderhilfe beim Kraftwerk Gabersdorf – so der Verbund. | Foto: Privat
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Mit einem Schreiben an die Verbund AG richtet sich Romana Ull, Vizepräsidentin Naturschutzbund Österreich, an die Verantwortlichen im Hinblick auf den Eingriff auf die Biodiversität durch den Kraftwerksbau in der Steiermark. Jetzt hat der Verbund geantwortet. Wir haben die Details.

GRAZ-UMGEBUNG. "80 Prozent aller Fließstrecken sind durch Wasserkraftwerke denaturiert", sorgt sich die Biologin und Umweltaktivistin Romana Ull vom Naturschutzverbund. Damit der Lebensraum nicht weiter zerstört wird, richtet sie sich mit einem Brief an den Verbund. Vorrangig geht es um den Huchen, der als Symbol für den Erhalt der natürlichen Gewässer gilt – in und rund um Stübing, wo ein Kraftwerk geplant ist, befindet sich die größte Huchen-Population steiermarkweit. 

Alle Informationen gibt's hier:

Appell, um die Biodiversität zu schützen

Bedarf an Ökostrom

Der Verbund möchte das Thema nicht unkommentiert lassen, antwortet und will einige Punkte Ulls richtig stellen. Für den Verbund ist klar: "Strom aus heimsicher, erneuerbarer Wasserkraft und höchste Ansprüche im Natur- und Umweltschutz stehen für uns im Einklang. Als österreichischer Leitbetrieb bekennt sich Verbund zu seiner Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft und orientiert sich an den Prinzipien der Nachhaltigkeit, der Ressourcenschonung sowie der sozialen Verantwortung", heißt es im offenen Brief, der wiederum vom Verbund an den Naturschutzverband gerichtet wurde.
Bis zum Jahr 2027 investiert das Unternehmen gut 400 Millionen Euro in Ökologisierungsmaßnahmen bei den Kraftwerken. In der Steiermark zum Beispiel wurden alte Murkraftwerke mit modernen Fischwanderhilfen, die einem Monitoringprogramm unterlaufen, ausgerüstet – sodass auch der Huchen überleben kann. 

"Fest steht [...], dass sich VERBUND mit dem Thema der Fischdurchgängigkeit sowie der Flussraum-Gestaltung und Verbesserung bereits seit Jahrzehnten intensiv auseinandersetzt. Darüber hinaus bearbeitet VERBUND allein und mit Partnern eine Vielzahl an Forschungsprojekten, um mi komplexen Umfeld der Gewässerökologie eine fundierte und seriöse Datenbasis zu erhalten, auf deren Grundlage dann gezielte Verbesserungsmaßnahmen aufgesetzt werden können."
Robert Zechner, Pressesprecher

Fischaufstiegshilfen kommen in allen Größen und Formen vor. | Foto: Kirchdorfer
  • Fischaufstiegshilfen kommen in allen Größen und Formen vor.
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Insgesamt betreibt Verbund steiermarkweit 42 Wasserkraftwerke. Aktuell ist eine Revitalisierung in das 1931 in Betrieb gegangene Murkraftwerk Laufnitzdorf bei Frohnleiten geplant. 60 Millionen Euro werden dafür in die Hand genommen. "Die Steiermark und insbesondere der Großraum Graz kann den Bedarf an Grünstrom aber bei Weitem nicht decken, daher planen wir auch Neubauprojekte wie das Murkraftwerk Stübing", so das Statement.

Der Verbund kontert

Auch inhaltlich will der Verbund einige Daten und Zahlen, die der Naturschutzbund verwendet hat, "aus unserer Sicht klarstellen". So wird etwa auf die 80 Prozent eingangs des Artikels eingegangen, wenn es heißt: "Diese Zahl ist fachlich und faktisch nicht nachvollziehbar und wird durch stetige Wiederholung auch nicht richtiger. In Österreich weisen insgesamt 47,2 Prozent der Gewässer einen sehr guten oder guten Zustand auf. Staubeeinflusst sind 4,2 Prozent des Gewässernetzes, wovon 73 Prozent durch die Wasserkraft verursacht sind. 2,8 Prozent der Fließgewässer sind durch Schwallbelastungen betroffen."

Auch, wie der Naturschutzbund meint, dass vom ehemaligen Lebensraum des Huchens in Europa nur mehr 0,7 Prozent erhalten sind, sei so nicht richtig. "In Österreich ist der Huchen auf rund 1.300 bis 1.400 Flusskilometer dokumentiert, auf etwa 500 km der Gewässer sind Jungfische dokumentiert. Die Länge des Fließgewässernetzes mit historischem Huchenvorkommen in Österreich beträgt rund 2.600 bis 2.700 Flusskilometern (Hofpointner 2013)", argumentiert Verbund.

Expertinnen und Experten für Gewässerschutz, vom Naturschutzbund oder von Fischvereinen sorgen sich um den heimischen Fischbestand, der weniger wird. | Foto: Ratschan
  • Expertinnen und Experten für Gewässerschutz, vom Naturschutzbund oder von Fischvereinen sorgen sich um den heimischen Fischbestand, der weniger wird.
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"Bisherige Bemühungen in Form von Fischaufstiegshilfen sind zwar kostenintensiv, aber wenig erfolgreich", ist ein weiteres Zitat des Naturschutzbundes, dem der Verbund wie folgt antwortet: "Die neuen Fischwanderhilfen – auch jene an der Mur – wurden gemäß dem österreichischen Leitfaden für den Bau von Fischaufstiegshilfen geplant. Dadurch ist sichergestellt, dass alle Leit- und Begleitarten diese auch auffinden und passieren können. Die von externen ökologischen Büros durchgeführten Monitoringergebnisse bestätigen, dass die Fischwanderhilfen auch vom Huchen genutzt werden." So verhält es sich mit den Abstiegshilfen und einem vermeintlichen Tod durch die Turbinen.

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