Herbert Baier übernimmt das Ruder in Pischelsdorf

Herbert Baier ist der neue Bürgermeister von Pischelsdorf.
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  • hochgeladen von Johannes Häusler

Herr Baier, wie geht es Ihnen? Haben Sie sich schon gut eingelebt?
Ja, danke, bisher habe ich alles ohne Probleme und Schwierigkeiten überstanden. Ich war ja auch schon vier Jahre als Vize-Bürgermeister im Amt und habe in dieser Zeit natürlich schon viel mitbekommen, kenne auch die Leute hier. Es gibt auch immer etwas zu tun. Derzeit geht es vor allem darum, die Projekte, die mein Vorgänger begonnen hat, weiter zu führen und abzuschließen.

Wie fühlt es sich an, in die Fußstapfen des Erwin Marterer zu treten, der 14 Jahre die Geschicke der Gemeinde leitete?

Ja, es ist hier auf der Gemeinde-Ebene nicht anders als im Land oder im Nationalrat. Das Amt selbst bleibt ja das gleiche. Aber jeder Mensch hat auch einen anderen Zugang zu den gestellten Aufgaben. Der eine macht es so, die andere macht es so. Ich bin natürlich bemüht, für die Bevölkerung zufriedenstellend zu arbeiten. Mein Vorgänger hat dies auf seine Art erledigt und ich werde die Dinge auf meine Weise lösen.

Das klingt ein wenig nach einem Kurs-Wechsel?
Nun ja, allein schon vom Alter her gibt es hier einen Unterschied. Ich werde im Mai 46, Herr Marterer ist 64. Kurs-Wechsel hört sich aber – so glaube ich – etwas übertrieben, weil man denken könnte, dass ich alles komplett anders machen möchte. Das meine ich damit nicht. Die Aufgaben sind ja wirklich ganz die gleichen, aber die Art wie man mit Menschen redet, wann und wie man etwas angeht, da vermute ich, dass man als Neuling – wenn das das richtige Wort ist – sich leichter tut. Einfach weil man auf Grund der Unerfahrenheit noch viel mehr zulässt und mehr annimmt, als jemand, der sehr lange im Amt ist und vielleicht ausgelaugt ist. Dies kann man Erwin Marterer so natürlich nicht vorwerfen, da er seine Aufgaben bis zum Schluss mit vollem Einsatz gemeistert hat. Der Hauptgrund für den Wechsel war, so meine ich, dass wir uns für die Neuwahlen im Jahr 2015 als ÖVP gut vorbereiten können. Mein Vorgänger meinte auch, dass er für eine neue Periode nicht zur Verfügung stehen wird und das mit der Grund ist für seinen Rücktritt.

Was sind die ersten Dinge, die sie angehen möchten?
Wie gesagt, es ist immer etwas im Laufen. Die Projekte, die Erwin M. aufbereitet hat, sind der Zu- und Umbau des Kindergartens und der Krabbelstube. Die Aufbahrungshalle ist ein Kulmland-Projekt und betrifft neun Gemeinden. Außerdem steht die Schulsanierung der Volks- und der Hauptschule an. Da habe ich mit Direktorin Bauer schon Gespräche geführt, damit auch ihre Wünsche und die der Lehrer mit einfließen. Das ist wichtig, denn sie müssen ja täglich dort arbeiten.

Wie sieht es aus mit der Strukturreform?
Die Strukturreform Kulm bei Weiz beschäftigt mich schon seit 2013. Mit Frau Schwarzenberger bin ich ja in engem Kontakt, um zu klären, wie wir uns vorbereiten auf das Jahr 2015. Auch zu Reichendorf und Herrn Prem habe ich einen sehr guten Zugang. Deren Einspruch beim Verfassungsgerichtshof gilt es jetzt noch abzuwarten, erst dann werden wir uns zusammensetzen und alles intensiv aufbereiten. Hier gibt es noch viele Themen, die besprochen gehören. Wie etwa der Kindergarten, von dem ich ausgehe, dass er in Reichendorf bleiben wird, ebenso wie die Feuerwehr und die Kulmlandhalle.
Ich kenne ja alle dort auch sehr gut, da ich seit vielen Jahren der Rauchfangkehrer hier bin und dabei auch mit den Gemeinden viel zu tun hatte. Dies gilt nicht nur für den Bürgermeister, sondern auch mit den Bauern, den Gemeindesekretärinnen, zu denen ich immer einen engen und freundschaftlichen Kontakt gepflegt habe. Dies hilft mir in dieser Sache besonders und man tut sich dann leichter Gespräche zu führen.

Haben Sie das Gefühl, dass andere Gemeinden bei der Strukturreform schon weiter sind?
Auf alle Fälle! Wobei ich das aber nicht als so großen Nachteil sehe. Wir werden uns dann eben in der kurzen Zeit intensiv bemühen die fixierten Eckpunkte der Gemeindeverträge umzusetzen.

Sie glauben aber noch daran, dass Reichendorf mit Pischelsdorf fusioniert?
Ja, das glaube ich. Wir warten aber noch die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs ab. Das habe ich Prem versprochen. Wenn diese fest steht, werden wir daran arbeiten. Das heißt, entweder wir fusionieren, oder Reichendorf bleibt eigenständig.

Die meisten Gemeinden in der Region bereuen ihre Zusammenlegungen, viele davon schon vor Jahrzehnten, ganz und gar nicht.

Genau so ist es. Wenn ich an Sinabelkirchen denke oder Markt Hartmannsdorf, haben diese ja besonders von ihren Fusionen profitiert und die Gemeinden funktionieren tadellos. Interessant ist nur, wenn ich an Herrn Hiebaum denke, dass er sich aber im Namen der anderen kleineren Gemeinden gegen eine Fusion ausspricht. Quasi so, mir geht‘s gut aber hoffentlich geht es den anderen nicht so gut.

Welchen Vorteil hat eine Fusion Ihrer Ansicht nach?

Nun, es ist ja so, dass jede Gemeinde Bedarfszuwendungen vom Land braucht. Wenn nun Gleisdorf, Sinabelkirchen oder auch Pischelsdorf nach Graz fahren um Gelder anzufordern, bringt die Größe einer Gemeinde ein gewisses Gewicht mit sich. Es werden sich kleinere Gemeinden in Zukunft schwerer tun, ihre Projekte vom Land finanziert zu bekommen. Zusammenschlüsse gibt es ja nicht nur auf der Gemeinde-Ebene, sondern auch ganze Regionen schließen sich etwa touristisch zusammen.

Machen so kleine Gemeinden heute noch Sinn?
Ich bin schon der Meinung, dass man heutzutage keine Gemeinde mit drei- bis vierhundert Einwohnern mehr braucht, besonders im Zeitalter der EDV und des Internets. Es ist zwar sicher so, dass in sehr kleinen Gemeinden der Bürgermeister grundsätzlich einen näheren Kontakt zur Bevölkerung hat, zum einzelnen Bürger. Aber ein Bürgermeister alleine macht ja keine Gemeinde aus. Man spricht hier dann immer von Vereinen und verschiedenen Einrichtungen. Und dies lebt in einer großen Gemeinde gleich gut wie in einer kleinen, solange es dort einen Vereinsobmann gibt, oder einen Vorstand, der engagiert ist und sich einsetzt für eine Sache.

Warum machen Sie den Job?
Man hört von der Bevölkerung oft, dass sie unzufrieden ist oder gewisse Dinge nicht passen. Ich selbst habe auch hie und da den Eindruck, das manches nicht richtig läuft. Aber es ist ja so: Nur wenn man auf einem Zug mitfährt, kann man ihn auch anzuhalten. Das bedeutet, nur wenn man in der Politik ist, hat man gerade als Bürgermeister die Möglichkeit, auf etwas Einfluss zu nehmen und etwas zu verändern, die Dinge so zu lenken, dass es der Bevölkerung passt.
Wenn ich nur im Wirtshaus sitze und jammere und schimpfe, damit komme ich nicht weiter. Ich sehe das ja auch immer wieder im Gemeinderat. Da gibt es bei den Sitzungen oft Zuhörer, die sitzen in der zweiten Reihe. So kann man nichts bewegen. Bei uns in Österreich ist die Parteipolitik eine gewachsene und tief verwurzelt. Ich gehöre eben der ÖVP an und man tut sich da eben leichter, Dinge anzupacken und zu bewegen.
Mein Ziel, oder der Grund warum ich diesen Job mache, ist, dass ich glaube mit diesem Amt der Unzufriedenheit in der Bevölkerung entgegen steuern zu können.

Was passt nicht in Pischelsdorf?

Es gibt immer Kleinigkeiten die einen da und dort zwicken. Im Großen und Ganzen muss ich aber sagen, dass mein Vorgänger Marterer sehr viel geleistet hat in der Gemeinde. Dem ist nichts hinzu zu fügen.
Ich habe ja den Eindruck, dass eh alles passt. Mein Zugang zur Politik ist, dass man wirklich bei den Leuten ist, in der Bevölkerung draußen und ihnen zuhört. Das erlebe ich schon hier in meinen Sprechstunden. Oft sind die Wünsche schon in zwei Minuten geäußert, aber die Person sitzt dann noch eine viertel Stunde hier bei mir. Viele wollen einfach mal etwas gesagt haben und das Gefühlt erhalten, dass sie angehört werden und man sich darum annimmt.
So habe ich meine Tätigkeit auch als Rauchfangkehrer immer gesehen. Man kann als Rauchfangkehrer auch nichts weltbewegendes bewirken. Ich komme dort hin, putze die Heizung. Sie hat vorher funktioniert und hoffe, dass sie das auch nach mir auch noch tut. Wenn nicht, dann rufen mich die Kunden an und sind wütend.
Es geht aber um die Kommunikation. Putzen tut ein jeder Rauchfangkehrer alles ziemlich gleich. Aber wie gehe ich auf den Kunden zu und wie ist die Harmonie, das ist wichtig und hier glaube ich, dass dies mein Zugang zur Bevölkerung ist. Ich würde gern mehr mit den Menschen reden und sich mehr um sie annehmen.
Es können alle jederzeit zu mir kommen oder mich anrufen wenn er oder sie ein Anliegen hat. Das ist die oberste Aufgabe einer Gemeinde und eines Bürgermeisters. Die Verwaltung in der Gemeinde unterliegt den Gesetzen. Der Bürgermeister ist aber ein Politiker, als der man andere Möglichkeiten hat. Die Aufgaben der Verwaltung erledigt die Gemeinde mit ihren Angestellten. Der Bürgermeister trägt die Entscheidungen, die Vorstellungen, die Wünsche der Bevölkerung in den Gemeinderat und die Ergebnisse deren Arbeit wieder zu den Menschen.

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