So feiern Familien aus anderen Ländern Weihnachten
Salsa unterm Christbaum, Geschenke zu Silvester: Wie christliche Familien aus anderen Ländern die Feiertage verbringen.
Traditionen sind etwas Lebendiges und in einigen Familien verschmelzen sie – mitgebracht aus verschiedenen Ländern.
In einer gemütlichen Wohnung in Stattegg etwa tönen nicht nur besinnliche Klänge aus den Boxen, sondern auch Salsa, Merengue und Samba. „Bei uns in Kolumbien wird zu Weihnachten getanzt“, sagt Juanita Guerra. Ihrem Mann Erich und ihrer Tochter Emilia (5) hat sie die Schritte schon beigebracht.
Auch die kolumbianische Tradition „La Novena“ hat hier Einzug gehalten: In dem südamerikanischen Land werden dabei an den neun Tagen vor Weihnachten Freunde und Familie eingeladen, um gemeinsam zu essen, zu singen und zu beten. Dabei wird den neun Monaten vor Jesu Geburt gedacht und so dem großen Fest entgegen gefeiert.
Aufgetischt werden Köstlichkeiten wie etwa Bunuelos, ein Auflauf mit Käse und eine Milch-Pudding-Speise. Guerra, die in ihrem Laden „Juanita‘s Nähbox“ Selbstgenähtes wie Mode, Taschen oder Stofftiere verkauft, hat nun also besonders oft ein gut besuchtes Wohnzimmer.
Festlich geschmückt ist der Raum bereits: Der Christbaum steht – wie in Kolumbien üblich – seit 1. Dezember: „So kann man sich länger daran erfreuen“, sagt Guerra. Die Bäumchen in Kolumbien sind übrigens aus Plastik und bleiben quasi ewig frisch. Die Geschenke aber gibt es erst am 24. Dezember – vom Christkind höchstpersönlich. Was sich Töchterchen Emilia wünscht? Eine Geige.
Musik und Festmahl in der Kirche
Nigerianische Weihnachten sind lebendig, die Kinder feiern neu eingekleidet.
Trommelwirbel am Schlagzeug: In der afrikanischen Evangelischen Kirche in der Lazarettgasse wird die Vorweihnachtszeit ausgelassen gefeiert. Rund 20 Kinder tollen im Kreis, darunter auch Michelle (4) und Noah (6). Ihr Vater Ojumo Yemi ist Priester und hat soeben die Messe gehalten, begleitet von Live-Musik. „Singen und musizieren ist in Nigeria zu den Feiertagen besonders wichtig“, sagt ihre Mutter Ojumo Fotayemi. Worauf sich die Kinder freuen: Am 24. Dezember bekommen sie traditionell neue Kleidung geschenkt, die sie dann gleich zu den Feierlichkeiten tragen. „Als Kind war ich immer aufgeregt, welches Kleid ich bekomme“, erinnert sich Fotayemi. Die Geschenke kommen aber natürlich nicht von den Eltern, sondern von Father Christmas.
Gefeiert wird der Heilige Abend in der Kirche: Viele Familien treffen sich auch in der Lazarettgasse zum Gottesdienst. Hier gibt es einen geschmückten Christbaum, Getränke und Speisen wie „Tollof Reis“ mit Gemüse und Hühnchen.
In Nigeria wird auch auf den Straßen ausgelassen gefeiert: „Alle reden, lachen und tanzen.“ Bei ihren ersten Weihnachten in Graz, 2004, war sie überrascht, dass es abends in der Stadt so ruhig ist, sagt sie lächelnd. Was Fotayemi, die beim Verein Isop arbeitet, vor dem 24. noch macht: „Meiner Familie in Nigeria Geschenke schicken, damit auch sie ein schönes Fest haben.
Väterchen Frost kommt
Russische Tradition: Die Geschenke gibt es erst zu Silvester.
Kekse, Glühwein? Nein, für Irina Kuhn sind diese Dinge erst einmal Tabu, denn die gebürtige Russin fastet: „Für orthodoxe Christen beginnt in Russland am 27. November die Fastenzeit“, sagt sie. „Es geht darum, innezuhalten, sich auf das Wesentliche und den Glauben zu konzentrieren und sich auf Weihnachten einzustimmen“, erklärt Kuhn, die vor 14 Jahren nach Öster-reich kam. Ihre vier Kinder und ihr Mann, Österreicher, zelebrieren die Adventzeit typisch steirisch. „In Russland fasten auch manche Kinder – etwa indem sie weniger Fernsehen, aber das machen wir hier nicht“, lacht sie.
Weihnachten gibt es für die Kinder quasi doppelt: Den Heiligen Abend erleben sie mit ihrer österreichischen Verwandtschaft, groß gefeiert wird aber nach russischer Tradition erst zu Silvester: Da bringt dann Väterchen Frost die Geschenke. Kuhn organisiert eine Silvesterfeier am russischen Kulturzentrum in Graz, wo sich die ausgebildete Legasthenie-Trainierin auch während des Jahres engagiert.
Statt nur einen Heiligen Abend gibt es in Russland übrigens mehrere Heilige Tage: von 6. bis 19. Jänner. Diese werden im Kreise der großen Familien mit üppigen Speisen gefeiert.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.