"Ältere Frauen brauchen Mut“: Die Autorin Andrea Wolfmayr im Interview

Foto: Ulrike Rauch

Kommen wir gleich zur Sache: In Ihrem neuen Buch „Roter Spritzer“ geht es um ältere Frauen und Sex?
(lacht) Das Thema kommt unter anderem vor: Es gibt eine Bäuerin, die ihre Persönlichkeit erst im Alter voll entfaltet und die Erotik entdeckt. Zuvor war sie beschäftigt mit den Kindern, im Haushalt … Es geht stark um die Beziehungen, die wir führen.

Was interessiert Sie daran?
Paarbeziehungen sind prägend und in allen meinen Büchern wichtig. Sie sind herausfordernd und man kann an ihnen wachsen.

Sind Liebe und Erotik im Alter Tabu-Themen?
Ja, nach den Wechseljahren werden Frauen oft nicht mehr als Frauen wahrgenommen. Dabei ist Erotik ein Thema, das sich durch alle Lebensbereiche zieht. Ältere Frauen brauchen Mut, um zu sich zu stehen. Sie werden nahezu unsichtbar: Früher pfeifen einem Männer nach, da ärgert man sich vielleicht darüber. Aber später bekommt man kaum Aufmerksamkeit, das ist auch merkwürdig.

Wie ändert sich das Selbstbild als Frau im Vergleich zu früher?

Man schaut mehr nach innen. In jüngeren Jahren definiert man sich stärker über sein Äußeres. Man fragt sich: Bin ich hübsch genug? Man ist unsicherer und ängstlicher. Man überlegt öfters: Was denken die anderen? Später lernt man, an sich selbst zu glauben. Und: Es gibt dann viele schöne Momente!

Zu Ihrer Laufbahn: Sie waren Buchhändlerin. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ich habe immer nebenbei geschrieben. Hauptberuflich habe ich aber elf Jahre lang als Buchhändlerin gearbeitet und später im Grazer Kulturamt. Die meisten Autoren brauchen einen Brotjob. Erst seit ich in Pension bin widme ich mich ganz dem Schreiben, aber geliebt habe ich es schon immer!

Woher kommt Ihre Liebe zu den Büchern?
Ich habe die Buchhandlungen meiner Großeltern weitergeführt. Schon als kleines Mädchen bin ich dort zwischen den Regalen gestanden, habe die Bücher bestaunt und mitgeholfen. Den Geruch der Bücher habe ich schon damals geliebt!

Welches Buch hat Sie als Kind geprägt?

Die Kinder von Bullerbü! Ich habe mit fünf Jahren zu lesen begonnen, weil ich wissen wollte, was da drinnen steht.

Auf Ihrem Weg zur Autorin: Hatten Sie es schwerer als männliche Kollegen?

In den 70er-Jahren gab es schon ein anderes Klima: Viele Verleger waren Männer. Da wird man als Frau weniger ernst genommen, man wird genauer beobachtet und man hört blöde Witze. Deshalb habe ich dann später Germanistik studiert, weil ich mir gedacht habe: Der Titel zeigt dann, dass ich kompetent bin.

Inzwischen haben Sie einige Auszeichnungen bekommen. Was sind Ihre Pläne?
Ich möchte jedes Jahr ein Buch veröffentlichen. Als nächstes eines über die Geschichte meines Vaters: Er hatte Parkinson.

Wenn Sie ein Buch über Ihr Leben schreiben würden: Welchen Titel hätte es?
Den Titel meines vorletzten Buches: „Jane und ich oder die Therapeutinnen.“ Jane ist das Alter-Ego der Hauptfigur. Wir führen ja alle unsere inneren Zwiegespräche! (lacht)

WOCHE-WORDRAP
Mein erster Gedanke in der Früh:
Oh Gott! Ich habe heute so viel vor!
Ich brauche all meinen Mut, wenn:
ich Wahrheiten ausspreche, die mein Gegenüber nicht hören will.
Das Beste daran, eine Frau zu sein:
die Emotionalität.
Ein Lied, bei dem ich laut mitsinge:
„Boys don‘t cry“ von The Cure
Als Comicfigure wäre ich:
Lucy von den Peanuts

STECKBRIEF

- geb. 1953
- studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Graz
- Autorin von 16 Romanen, neu: „Roter Spritzer“ (Edition Keiper)

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