Das Monster unter dem Bett

Das Licht anlassen, die Türe offen lassen – viele Eltern kennen das: Ihr Kind, vielleicht 4 Jahre alt, hat plötzlich Angst in der Nacht, weil es fürchtet, dass unter dem Bett etwa ein Monster lauert.
Dazu muss man sagen: Totale Angstfreiheit ist nicht gut, denn Angst spielt im Leben eine wichtige Rolle: Sie tritt in nicht eindeutigen Gefahrensituationen auf, lässt uns wegrennen oder angreifen. Durch Erfahrung lernen wir mit schwierigen Situationen umzugehen. Wenn wir eine Situation nicht einschätzen können, entsteht eine Überreaktion und Angst kann uns lähmen oder aufregen.
Von früher Kindheit an läuft unser „Angstbewältigungsprogramm“, das darauf achtet, dass unsere Grundbedürfnisse erfüllt sind. Im 1. Lebensjahr kann Angst entstehen, wenn wir uns nicht geborgen oder sicher genug fühlen, dann schreien wir. Was hilft: zureden und kuscheln. Im 3. und 4. Lebensjahr entsteht oft Angst vor Fabelwesen: Das Kind kann nun eigene Vorstellungen entwickeln, sie aber oft nicht kontrollieren. Im Alter von 3 bis 5 gibt es auch sogenannte ungeplante Ängste, die etwa durch TV oder Computer ausgelöst werden. Ab dem 7. Lebensjahr entstehen auch Ängste vor dem Tod. Eine andere Angst ist die, dass wir nicht wir selbst sein und uns entfalten können: Sie zeigt wie wichtig es ist, autonom zu sein und Erfolg zu haben und entsteht durch zu hohe Erwartungen.

Der Umgang mit der Angst
1. Grundsätzlich gilt: Versuchen Sie auf keinen Fall, Ihrem Kind die Angst auszureden. Nehmen Sie ihm die Angst auch nicht ab. Muten Sie Ihrem Kind seine Ängste zu und seien Sie unterstützend dabei.
2. Seien Sie mit Ihrem Kind positiv verbunden, vermitteln Sie Rückhalt: Bei Ihnen kann man sich anlehnen, mit Ihnen reden.
3. Lassen Sie Ihr Kind erzählen, was es ängstigt und wie es damit umgehen will – nach der Technik: „Benenne es, um es zu zähmen“. Vermeiden Sie Belehrungen.
4. Nutzen Sie klare Rituale beim Zu-Bett-gehen, das gibt Sicherheit.
5. Es ist alles erlaubt, was hilft, mit der Angst gut umzugehen: das Licht anlassen, Monsterfallen bauen, bunte Papierschlangen ins Zimmer legen, in denen böse Träume sich verheddern, …
6. Entwickeln Sie mit Ihrem Kind heldenhafte Geschichten, wie angstmachende Figuren bekämpft werden können.
7. Suchen Sie mit Ihrem Kind ein Lieblingstier aus, das die Rolle des Helden übernimmt.
8. Lassen Sie das Kind die Figuren der Angst und den Helfer zeichnen.
9. Auch Rollenspiele sind hilfreich, um den Umgang mit der Angst zu lernen, das erleichtert Konfrontationen.
10. Üben Sie mit Ihrem Kind starke Sätze ein wie „ich bin mutig, ich kann es, ich werde es gut machen beim schlafen“.

DER EXPERTE
Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater. Seit 20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz.
Jede Woche beantwortet er in
der „WOCHE“ eine Frage rund
um Erziehung und Beziehung.

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