Streitthema Kinderwunsch: Was, wenn einer nicht will?

Es mag banal klingen, aber Kinder zu bekommen und groß zu ziehen ist grundsätzlich das menschliche Basisprogramm, es sichert das Überleben der Menschheit. Wir sind neurobiologisch darauf ausgelegt, das gut zu können. So zählen die Geburt und das Großziehen eines Kindes trotz aller Entbehrungen zum Erfüllendsten, was einem Paar widerfahren kann.
Das mag verständlich machen, dass die Verweigerung der Fortpflanzung auch im heutzutage geltenden Eherecht als Eheverfehlung gilt. Noch vor einigen Jahren war dies ein Scheidungsgrund schlechthin. Hier hat sich in den letzten Jahren einiges relativiert. Gott sei Dank sind kinderlose Ehen heute kein Tabu mehr, genauso wenig wie Vorbehalte gegenüber Kindern zu haben. Von Frauen wird nicht mehr erwartet als Gebärinstrument zu funktionieren und auch Männer können ablehnend sein.

Viele Gründe
Die Ursachen sind vielfältig: Natürlich kann es medizinische und genetische Gründe dafür geben, genauso wie Bedenken aus wirtschaftlicher Sicht. Für Ihren Partner können auch einfach andere Werte Vorrang haben. Er kann sich nicht reif genug dafür fühlen. Vielleicht will er – bewusst oder unbewusst – nicht die Verantwortung für Kinder übernehmen. Denn feststeht: Ein Kind zu bekommen verlangt von beiden Seiten Verantwortung. Es gehört durchdacht und vorbereitet.

Wie Sie reagieren können
So können Sie vorgehen, wenn Ihr Partner Ihrem Kinderwunsch reserviert gegenübersteht:
1. Fallen Sie nicht gleich aus allen Wolken. So verständlich es sein mag: Interpretieren Sie das nicht gleich als Kränkung und Zurückweisung.
2. Stärken Sie sich selbst. Bemerken Sie, was gut und einzigartig an Ihnen ist und dass Sie auf eigenen Beinen stehen können. Ihr Glück sollte nie nur von der Erfüllung des Kinderwunsches durch diese Person abhängen.
3. Schaffen Sie eine wertschätzende Basis darüber zu reden.
4. Seien Sie neugierig und freundlich interessiert. Lassen Sie Ihren Partner offen seine Beweggründe erzählen. Eine gute emotionale Verbindung wird auch ermöglichen, dass alle Beweggründe zutage kommen.
5. Äußern Sie es aber auch deutlich, wenn Sie einen Kinderwunsch haben. Ihr Partner muss wissen, woran er ist.
6. Vermeiden Sie folgende No-go‘s: Machen Sie Ihrem Partner keinen Druck. Versuchen Sie auch keinesfalls, heimlich schwanger zu werden, etwa indem Sie die Pille absetzen.
7. Wenn Sie nach einer offen und wertschätzenden Diskussion zum Schluss kommen, dass Ihr Partner Ihnen den Kinderwunsch nicht erfüllen kann oder will, können Sie sich anders arrangieren. Eine Trennung in Würde ist dann eher möglich.
In den meisten Fällen wird eine gemeinsame Lösung zu beiderseitigem Vorteil möglich sein.


Dr. Philip Streit
ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 19 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage rund um die Themen Erziehung und Beziehung.
Ihre Fragen können Sie per E-Mail an die Redaktion schicken: elisabeth.poetler@woche.at

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