Bettlerkinder schwänzen „legal“ die Schule

In Graz ist das Betteln höchst umstritten. In den kommenden Wochen soll über ein Verbot entschieden werden.
  • In Graz ist das Betteln höchst umstritten. In den kommenden Wochen soll über ein Verbot entschieden werden.
  • hochgeladen von Mario Lugger

Soll in Graz ein Bettelverbot eingeführt werden? Darüber wird seit Monaten hitzig debattiert. Eine Frage, die ohne Zweifel mit großem menschlichen Elend verbunden ist, wie die WOCHE bei einem Lokalaugenschein mit Gemeinderat Thomas Rajakovics erkennen musste.

Alarmiert durch den Hilferuf der Leiterin des Marienkindergartens, Schwester Roswitha Bauer, hatten wir uns in die Mariengasse 45 begeben. Dort, so Bauers Angaben, würden seit Kurzem nämlich mehrere ausländische Familien mit schulpflichtigen Kindern wohnen – doch in den Schulen habe man diese noch nie gesehen.

Also waren wir dort. Das Erste, was uns gleich einmal entgegen schlug, war ein bestialischer Gestank. Ein Geruchsgemisch aus Abfall und abgestandenem Frittieröl begleitete uns auf dem Weg zur besagten Wohnung. Dort angekommen, begrüßte man uns wider Erwarten freundlich. Vielleicht auch deshalb, weil die besagten Jugendlichen nicht anwesend waren. Bis zu sechs Erwachsene und fünf Kinder – davon drei im schulpflichtigen Alter – hatte man seitens des Marienkindergartens und des Jugendamts bei vergangenen Besuchen angetroffen. Und das in einer nur rund 20 Quadratmeter großen Wohnung, für die die Familie laut eigenen Angaben 360 Euro Miete bezahlt. Woher das Geld kommt, dazu gab es keine Angaben. Die Kinder seien jedenfalls wieder daheim in Bulgarien, erklärte man uns.

Ein paar Wohnungen weiter wurden wir dann aber doch „fündig“. Ein 12-jähriger Bub und ein 6-jähriges Mädchen standen da plötzlich vor uns in der Tür eines ungefähr zehn Quadratmeter großen Appartements (230 Euro Miete!), vollgestopft mit Bettzeug. Ob sie in die Schule gingen, fragte unser Fotograf und Dolmetscher Jori Konstantinov? Nein, aber die Eltern seien gerade auf dem Weg zur Anmeldung, antwortete uns ein junger Mann, der offenbar auf sie aufpasste. Eine Ausrede, wie unsere Recherchen ergaben. Denn kurz darauf sahen wir zumindest die Erwachsenen in der Innenstadt betteln ...

Unser Besuch hatte sich jetzt jedenfalls herumgesprochen. Weitere Wohnungen, wo wir noch kurz zuvor Kinder sahen, blieben uns versperrt. Doch selbst ein Bekanntwerden solcher Fälle ändert wenig, den Behörden sind die Hände gebunden. „Das liegt daran, dass die Schulpflicht für diese Kinder in ihren Herkunftsländern besteht, nicht aber bei uns. Zumindest solange sie offiziell als Touristen da sind und keine Sozialversicherungsbeiträge abliefern“, erklären Rajakovics und Bauer. Ein Teufelskreis, denn was passiert? Die Kinder sitzen allein daheim oder werden zum Betteln mitgenommen. Die nächste Generation an Bettlern wächst heran ...

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