"Blühen&Summen"
Christine Podlipnigs Einsatz für die Artenvielfalt

Christine Podlipnig betreut in Graz mit ihrem Verein fünf Flächen, davon befindet sich eine im Burggarten, eine andere in der Gablenzkaserne. | Foto: Brand Images
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Im Rahmen der Serie "Gefragte Frau" hat MeinBezirk.at mit Christine Podlipnig, Gründerin und Obfrau des Vereins "Blühen&Summen", gesprochen.

GRAZ. Vor rund eineinhalb Jahren gründete Christine Podlipnig den Verein "Blühen&Summen", der sich mit viel Einsatz und Förderung des Landes Steiermark um die Neuanlage und den Erhalt von Wildblumenwiesen kümmert. Die Woche hat die gebürtige Kärntnerin zum Gespräch auf einem bunt bewachsenen Hang, direkt hinter dem Schloss Eggenberg mit Blick über die Stadt, getroffen.

Von der Blumenwiese hinter dem Schloss Eggenberg ergibt sich ein wunderbarer Blick über die Stadt. | Foto: Brand Images
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Boden ist in Graz ein seltenes Gut geworden – wie kam es, dass Sie gerade hier eine Wiese angelegt haben?
Christine Podlipnig: Inzwischen hat unser Verein eine gewisse Bekanntheit. Deshalb ist der Eigentümer auf uns zugekommen und hat gefragt, ob man da etwas machen könnte. Wir haben uns natürlich sofort in den Platz verliebt und die Blühfläche vergangenes Jahr angelegt. Mittlerweile betreuen wir das Gebiet und mähen auch großteils mit der Sense. Wir haben heimische Sträucher wie Sanddorn gesetzt und alte Obstsorten, damit es den Charakter einer Streuobstwiese bekommt. Außerdem gibt es Schafe, die das Ganze ein bisschen im Zaum halten. Am wichtigsten ist dabei, dass sich die Blumenwiese immer mehr ausbreitet und von Jahr zu Jahr entwickelt sich das weiter.

Das heißt, Sie arbeiten auch mit Privaten zusammen?
Wir haben den Auftrag vom Land, das Thema Wildblumen in die Steiermark hinauszutragen. Von den Gemeinden gibt es jedes Jahr etliche Anmeldungen und es kommen auch Anfragen seitens der Jagd. Wir haben Pfarren dabei und sogar Golfplätze. Trotzdem greifen wir unter die Arme, wo wir können. Inzwischen sind es aber so viele Anfragen geworden, dass das unser Zeitvolumen übersteigt.

MeinBezirk.at-Redakteur Christoph Lamprecht im Gespräch mit Christine Podlipnig | Foto: Brand Images
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Ihre Motivation scheint dennoch ungebrochen.
Ja, weil es darum geht, verloren Gegangenes wieder ins Bewusstsein der Leute zu bringen. Die Natürlichkeit und Buntheit ist sehr selten geworden und vielerorts einfach verschwunden. Wir machen Begehungen, beraten und begleiten von der Mahd über die Bewirtschaftung bis zur Pflege. Weil die Wiesen nachhaltig bestehen bleiben sollen, gehen wir nicht nur hin und befehlen etwas, sondern arbeiten selber mit und schauen, dass etwas weitergeht.

Das bedeutet, Wildblumen wachsen nicht von alleine?
Leider nicht, weil unsere Böden generell zu nährstoffreich sind. Wildblumen brauchen karge Böden. Die größte Artenvielfalt ist in Magerwiesen zu finden. Diese sind sehr selten geworden, weil man sie richtig pflegen muss. Das heißt: zweimal im Jahr mähen, dann Heu machen und das Mähgut entfernen. Außerdem haben wir Gewächshäuser angepachtet, wo wir Margeriten, Malven, den Natternkopf, Möhren, die Königskerze – also die wahren Schätze der Natur – selber ziehen.

In der Natur ist unsere "gefragte Frau" in ihrem Element. | Foto: Brand Images
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Wie steht es um die Tiere?
Pro Pflanzenart profitieren zehn Tierarten, so die Faustregel. Es geht nicht nur um die Honigbiene – die hat eh ihre Lobby –, sondern um die vielen, vielen Wildbienenarten, von denen ein Großteil schon auf der roten Liste steht, und natürlich auch um die Schmetterlinge. Zu beachten gibt es einiges. 70 Prozent der Wildbienen nisten in der Erde – deswegen sind offene Stellen wichtig – eine Wildblumenwiese muss deshalb immer lückig sein. Es geht vom kleinsten Insekt bis zum Rehkitz – es gibt fast kein Tier, das die Wiese nicht einmal im Lebenszyklus braucht.  Das Um und Auf unserer Aktion ist, dass mit den Wiesen und Blühflächen neuer Lebensraum entsteht – als Gegenpart zu Grasäckern und intensiv bewirtschafteten Grünflächen, wo eigentlich die Tierwelt wenig davon hat.

Und der Mensch hat auch etwas davon.
Ganz wichtig sind die sogenannten Ökosystemleistungen, die eine Blumenwiese bringt. Viele der Blumen sind Tiefwurzler, dadurch habe ich viel CO2-Bindung und dreimal mehr Wasserspeicherung als bei einem "normalen" Rasen. Wenn es trotzdem Überschwemmungen gibt, findet eine schnellere Regeneration statt. Außerdem hat man bei Hanglagen weniger Erosionen.

Vierbeinige Landschaftsgestalter helfen in Eggenberg fleißig mit. | Foto: Brand Images
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Was ist also Ihr Plädoyer?
Dass man die Natur Natur sein lässt. Dem Mähroboter einen Urlaub gönnen. Ein bissl mehr Unordnung wäre im Stadtgebiet schon wünschenswert. Einfach genießen und nicht Rasen mähen. Am besten fauler Gärtner spielen, dann kommen die Sachen von selber. Und wenn man Bäume und Sträucher setzt, darauf schauen, dass sie heimisch sind.

"Die heimische Artenvielfalt ist ein Schatz, der dringend bewahrt werden muss", mahnt Vereinsgründerin Christine Podlipnig. | Foto: Brand Images
  • "Die heimische Artenvielfalt ist ein Schatz, der dringend bewahrt werden muss", mahnt Vereinsgründerin Christine Podlipnig.
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Steckbrief: Christine Podlipnig

Geboren in Kärnten, kam im Alter von zehn Jahren in die Steiermark. Studierte Geografie, gründete im Dezember 2019 "Blühe&Summen". Allein heuer hat der Verein in der gesamten Steiermark bereits 20 Hektar Wildblumenwiesen angelegt beziehungsweise aufgewertet. Zum Team gehören Studierende der Biologie und anderen Fachrichtungen. Sie helfen bei der Anzucht der Wildblumen mit und unterstützen bei Pflegeinsätzen. Ziel ist es regional prägendes Naturgut zu erhalten. Mehr dazu auf www.bluehenundsummen.at.

Mehr aus unserer Serie "Gefragte Frau":

Friedensbüroleiterin Jutta Dier im Interview

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